Studie zeigt Wege zu Energieautonomie

Eine von der Landesregierung in Auftrag gegebene Studie zeigt jetzt die Möglichkeiten für Tirol zur Energiewende auf. Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Wasserkraft und der Photovoltaik, eine konkrete Umsetzung fehlt.

Bis 2050 will die Tiroler Landesregierung den Ausstieg aus fossilen Energieträgern schaffen und Tirol stattdessen mit sauberer, heimischer Energie versorgen. Dieses ehrgeizige Ziel schien aber zuletzt unerreichbar - mehr dazu in Energieautonomie noch in weiter Ferne. Eine spezielle Studie für Tirol sollte dieses Ziel untersuchen und Möglichkeiten dafür aufzeigen.

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Die Studie mit dem Titel „Ressourcen- und Technologieszenarien Tirol 2050“ wurde von einem Projektteam von Wasser Tirol, der Universität Innsbruck und dem MCI erstellt.

Dabei wurde unter anderem untersucht, welche Energieressourcen es in Tirol gibt und welcher Energiebedarf bis 2050 voraussichtlich bestehen wird. Dabei ergab sich, dass die Energieautonomie für Tirol durchaus machbar sei, erklärte Landesrat Josef Geisler (ÖVP). Dafür sei es aber nötig, alle erneuerbaren Energieträger wie etwa Wasserkraft, Sonnenkraft und Umweltwärme verstärkt zu nutzen. Gleichzeitig müsse die Energieeffizenz Tirols erhöht werden.

Vier mögliche Szenarien

Vier Möglichkeiten seien für die Erreichung der Energieautonomie realistisch. Die Hauptenergie könnte demnach entweder aus Strom, aus Wasserstoff, aus „grünem Gas“, also Methangas, oder aus einer Kombination dieser drei Möglichkeiten gewonnen werden. Die besten Ergebnisse würden allerdings mit Strom als Hauptenergieträger erreicht werden, fasste Projektkoordinator Rupert Ebenbichler von der „Wasser Tirol“, einem Landes-Dienstleister, zusammen. Dabei würde die größte Effizienz bestehen, sowohl in der Mobilität, und im Gebäudebereich als auch in der Industrie. Dieser Strom könnte zu knapp 60 % aus Wasserkraft kommen und zu 40 Prozent von Photovoltaik-Anlagen.

Photovoltaikanlage auf Dächern

ORF

Ein großflächiger Ausbau der Photovoltaik-Anlagen wäre notwendig

Sanierungen verringern Energieverbrauch

Gleichzeitig müssten Gebäude, Prozesse und Technologien möglichst energieeffizient werden und ohne Erdöl oder Erdgas auskommen. Die über 185.000 Gebäude in Tirol würden derzeit knapp 41 Prozent der verbrauchten Energie in Tirol benötigen. Das könnte um fast ein Drittel reduziert werden, wenn die bestehenden Gebäude saniert und Neubauten mit höchsten Qualitätsstandards gebaut würden, erklärte Wolfgang Streicher vom Arbeitsbereich für energieeffizientes Bauen der Uni Innsbruck.

Dabei reiche es, wenn Hausbesitzer bei notwendigen Sanierungen die Effizienz im Hinterkopf behalten würden. Müssten die Fenster sowieso ausgetauscht werden, sei es besser und auf lange Sicht auch kostengünstiger, das möglichst energieeffizient zu machen, so Streicher. Für die Räumwärme müssten künftig vor allem Wärmepumpen zur Nutzung der Umweltwärme aus Luft, Erde und Wasser verwendet werden.

Verkehr: Größtes Sparpotenzial

Der Verkehr wird in Tirol fast zu 100 Prozent mit fossiler Energie betrieben. Der Verkehr macht derzeit über 35 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Tirol aus. Auch hier spiele künftig Elektromobilität eine Schlüsselrolle, sowohl beim Güterverkehr aber auch bei den Personenfahrten von Einheimischen und Touristen. Mit Batteriebetrieb und Wasserstoff könnte der Energiebedarf beim Verkehr laut den Experten nicht nur erneuerbar werden, sondern gleichzeitig auch um zwei Drittel gesenkt werden.

Weitere Schritte in Überlegung

Würden diese Sparpotenziale bei Gebäuden, Verkehr und auch Industrie genutzt, könnte der Energieverbrauch in Tirol trotz Bevölkerungswachstums deutlich reduziert werden. Dafür sei aber gleichzeitig auch ein deutlicher Ausbau der Wasserkraft und der Photovoltaik notwendig, erklärte Ebenbichler.

Nahezu alle geeigneten Dachflächen in Tirol müssten dafür mit Photovoltaik-Anlagen versehen werden, auch Freiflächen wären notwendig. Weitere Speichermöglichkeiten sollen laut Josef Geisler untersucht werden. Mit dem Bund sollen jetzt anhand der Studienergebnisse Maßnahmen für alle Bereiche entwickelt werden. Förderungen werde es aber nicht für alle Bereiche geben können, so Geisler.