Die Motive hinter Samen- und Eizellenspenden

Männer und Frauen würden ihre Ei- oder Samenzellen aus verschiedenen Motiven spenden. Für Männer ist die Weitergabe der Gene wichtig, für Frauen der Selbstwert. Das zeigt eine Befragung von 600 Studenten in Tirol.

Seit 2015 gibt es in Österreich vom Gesetz die Möglichkeit, Eizellen zu spenden. Die Spende von Samenzellen ist schon seit 1992 geregelt. Für beide Möglichkeiten gibt es in Österreich strenge Auflagen. So dürfen Ei- oder Samenzellen nicht gegen Bezahlung gespendet werden. Außerdem haben Kinder ab dem 14. Lebensjahr das Recht auf Auskunft, wer ihr genetischer Vater oder ihre genetische Mutter ist.

Magdalena Flatscher-Thöni

Hermann Hammer

Studienleiterin Magdalena Flatscher-Thöni

Den Ausschlag für die Untersuchung hatte die Frage gegeben, warum Frauen gewillt sein sollen, ihre Eizellen zu spenden, sagt die Leiterin der Untersuchung und Juristin Magdalena Flatscher-Thöni, Professorin an der privaten Universität UMIT in Hall. Im Gegensatz zu einer Samenspende sei eine Eizellenspende ein invasiver Eingriff. Alle Studierenden der Tiroler Hochschulen erhielten einen Fragebogen, 600 davon kamen zurück. Die meisten ausgefüllten Fragebögen kamen von Medizinstudenten zurück. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 25 Jahren.

Weniger Frauen sind potenzielle Spenderinnen

Die Antworten zeigten nicht nur einen Unterschied beim Motiv einer möglichen Spende, sondern auch bei der Bereitschaft zu einer Spende. Männer sind leichter zu einer Samenspende bereit als Frauen zu einer Eizellenspende. Während 39,2 Prozent der Männer sagten, zu so etwas bereit zu sein, gaben nur 16,9 Prozent der Frauen an, einer Spende positiv gegenüber zu stehen. 41,4 Prozent der Frauen lehnten eine solche Möglichkeit bei sich kategorisch ab, während nur 28,4 Prozent der Männer eine Samenspende für sich generell ablehnt. Für Flatscher-Thöni sind diese Zahlen auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Frauen um die Belastung durch die Eizellenspende wüssten.

Etwas Persönlicheres als etwa Blutspende

Weiter zeigte die Studie, dass diejenigen, die sich selbst in Zukunft als Eltern sehen, eine geringere Bereitschaft zu einer Spende haben, als diejenigen, denen das Thema einer eigenen Elternschaft weniger wichtig ist. Bei Männern wie bei Frauen steht laut der Studienleiterin im Vordergrund, dass mit einer solchen Spende etwas Persönliches weitergegeben werde und nicht nur eine Sache, wie etwa im Fall von Blutplasma. Keinen signifikanten Zusammenhang zeigten die Antworten hingegen zwischen religiöser Einstellung und einer möglichen Spendenbereitschaft.

Gesetzliche Vorgaben

Männer dürfen ihre Samen ab dem 18. Lebensjahr spenden. Aber Samenbanken nehmen oft keine Spenden von über 35-Jährigen. Eine Eizellenspende ist für Frauen von 18 bis 30 Jahren möglich.

Für Männer ist das höchste Motiv einer Samenspende die Weitergabe der Gene, „sie wollen sich in Zukunft im Sinne ihres genetischen Materials wiedersehen“, so Flatscher-Thöni. Bei Frauen hingegen ist der Selbstwert das stärkste Motiv für eine Spende, die Weitergabe von Genen hingegen nur das zweitstärkste Motiv.

Eine andere Frage ist, wie viele Männer oder Frauen tatsächlich ihre Samen- oder Eizellen spenden. 2017 wurden in Österreich 420 Frauen mit einer Samenspende einer dritten Person behandelt, 160 mit gespendeten Eizellen und sechs mit Samen- und Eizellenspende. Die insgesamt 586 Behandlungen führten zu 245 Schwangerschaften.

Viele fahren für eine Behandlung ins Ausland

Tatsache ist aber, dass viele für solche Eingriffe ins Ausland gehen, deshalb dürften die Zahlen wesentlich höher liegen. In Österreich würden vier Versuche subventioniert, dann müsse man den vollen Preis für eine Behandlung zahlen. Genau an diesem Punkt würden Menschen ins Ausland gehen, „weil es dort günstiger ist“, so Flatscher-Thöni.

Bis zu 150.000 Dollar für Ei-Spende in den USA

Während in Österreich Geld bei Spenden keine Rolle spielen darf, sei das in manchen Ländern Europas oder in den USA anders, so Flatscher-Thöni. In den USA etwa könnten junge Frauen, die an Elite-Universitäten studieren bei entsprechendem Aussehen und Körperbau 100.000 bis 150.000 Dollar für eine Eizellenspende verlangen. In europäischen Staaten gebe es keinen solchen freien Markt, Staaten würden oft Deckelungen einführen, wie viel höchstens bezahlt werden darf.

An der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin gebe es im Jahr etwa fünf bis zehn Behandlungen mit Eizellenspenden Dritter, sagt die Leiterin Bettina Toth. Spender seien Frauen aus dem Freundes- oder Familienkreis. Samen würden von der Österreichischen Samenbank bezogen, die alle gesetzlichen Auflagen erfülle. Etwa zehn bis 20 Patientinnen würden pro Jahr Samen beziehen.

Eizellenspende

Für eine Eizellenspende spritzt sich die Frau im Laufe von zwei Wochen Hormone, sodass etwa zehn bis 15 Eizellen heranreifen, erklärt Toth. Diese würden dann unter leichter Vollnarkose gewonnen und dann befruchtet. Drei bis fünf Tage später kommt der Embryo in die Gebärmutter.

Trend zu früherer Aufklärung

Ob und wann das Kind von seiner genetischen Mutter oder seinem genetischen Vater erfährt, ist laut Toth eine Entscheidung der Familie. „Unserer Erfahrung nach wird das ganz unterschiedlicher gehandhabt“, man sei aber beratend tätig. Die ebenfalls an der Untersuchung beteiligte Ärztin Bettina Böttcher ergänzt, es werde schon empfohlen, Kinder rechtzeitig aufzuklären, „da ist eine neue Offenheit da und eine viel größere Bereitschaft als beispielsweise in den achtziger Jahren mit diesem Thema offen umzugehen.“

Die Gründe für den Bedarf an einer Eizellen- oder Samenspende sind sehr unterschiedlich. Es gebe Frauen oder Männer, die ohne Ei- oder Samenzellen auf die Welt kommen, so Toth. Zahlenmäßig sei diese Gruppe eher klein. Dann gebe es Menschen, die durch eine Strahlen- oder Chemotherapie Schäden erlitten haben. Weitere Gründe für eine Behandlung sei nachlassende Fruchtbarkeit aufgrund des Alters oder Bedarf an einer Spende bei gleichgeschlechtlichen Frauenpaaren.

Hermann Hammer; tirol.ORF.at