Aufregung um von Hörl verbreitetes Video

Ein vom ÖVP-Politiker Franz Hörl verbreitetes Video sorgt für Aufregung. In dem Video treiben Tourengeher Gämsen durch tiefen Schnee. Hörl wollte damit Tourengeher in Tirol kritisieren, doch das Video ist ein Jahr alt und aus Spanien.

Der Tiroler Wirtschaftsbundobmann, Nationalrat und Seilbahnen-Sprecher Franz Hörl hatte das Video auf Facebook und in einer Presseaussendung des Wirtschaftsbundes verbreitet, um das Verhalten von Variantenfahrern und Tourengehern in Tirol zu kritisieren. So hieß es in der Presseaussendung des Tiroler Wirtschaftsbundes:

„Besonders Tourengeher, die ohne Rücksicht auf Wildlebensräume und Eigentumsverhältnisse rudelweise Tiere verscheuchen und in steile Gräben und Schluchten treiben, sind in dieser Wintersaison ein großes Problem“.

Originalvideo sollte Rettungsaktion zeigen

Wie der Österreichische Alpenverein herausfand, entstand das Video vor einem Jahr im spanischen Teil der Pyrenäen und es war ursprünglich auch nicht tonlos, wie in der von Hörl verbreiteten Version. Die Tourengeher sind in katalanischer Sprache zu hören. Außerdem dürften die Tourengeher ihr Verhalten offensichtlich als Rettungsaktion für die Gämsen aufgefasst haben. Wie auch ein französischsprachiger Zeitungsartikel damals schrieb, hätten die Tourengeher Gämsen gerettet, die im tiefen Schnee gefangen gewesen seien, indem sie ihnen ermöglicht hätten, durch die von ihnen angelegten Gräben in den Wald zurückzukommen.

Ermacora: „Im Grunde beschämend“

Der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora, sagte gegenüber dem ORF Tirol, es wäre für eine Person wie Franz Hörl, der so viele hohe öffentliche Positionen einnehme, angebracht gewesen, besser zu recherchieren. Was da herausgekommen sei, sei im Grunde eigentlich beschämend, so Ermacora. Wenn Hörl das Verhalten der Tourengeher für falsch befinde, dann solle er sich bei den Herrschaften in den Pyrenäen beschweren, aber nicht mit dem über ein Jahr alten Video so tun, als ob das jetzt in Österreich wäre. Mit so einer Presseaussendung an die Öffentlichkeit zu gehen bezeichnet Ermacora als „unterste Schublade“.

Hörl sagte gegenüber dem ORF, er habe das Video aus einer „ziemlich verlässlichen Quelle“ bekommen. Er hätte aber vielleicht genauer nachprüfen sollen, „ich bin davon ausgegangen, dass es bei uns ist“, so Hörl. Dafür könne er sich gerne entschuldigen, aber das Video symbolisiere, dass es immer wieder zu Konflikten komme. In seinem Heimatort Gerlos habe er von einem Berufsjäger erfahren, dass zwei Variantenfahrer in die Einstände von 70 Stück Rotwild gefahren seien. Das Wild sei herumgetrieben worden und völlig fertig gewesen, so Hörl.

Hörl fordert Sanktionen für Tourengeher

Lenkungsmaßnahmen für Tourengeher und Variantenfahrer, wie etwa in dem Projekt „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“, seien ein positiver Schritt, aber das alleine sei nicht ausreichend, so Hörl. Er fordert auch Sanktionen, denn es gebe immer wieder einige, die sich nicht daran halten. Ermacora sagt, es werde immer schwarze Schafe geben. Der Österreichische Alpenverein setze in seiner Aufklärung alles daran, seine Mitglieder zu erziehen, „und 99,9 Prozent halten sich daran“.

Hermann Hammer; tirol.ORF.at