StA Brescia für Begnadigung von Südtirol Aktivist

Die Staatsanwaltschaft der Stadt Brescia hat sich für die Begnadigung des ehemaligen Südtirol-Attentäters Heinrich Oberleiter ausgesprochen. Dieser hatte im November Italiens Präsident Sergio Matarella um Begnadigung ersucht.

Der italienische Präsident forderte daraufhin eine Einschätzung der Staatsanwaltschaft von Brescia zum Begnadigungsantrag, da die Justizbehörden der lombardischen Stadt 1971 als letzte Oberleiter zu 16 Jahren Haft wegen eines Bahnanschlags 1964 verurteilt hatten. Die Staatsanwaltschaft Brescia setzt sich jetzt laut einem Bericht der Tageszeitung „Il Giornale di Brescia“ am Dienstag für die Begnadigung des 77-Jährigen ein, enscheiden muss darüber Staatspräsident Mattarella.

Langjährige Haftstrafen für „Pusterer Buam“

Wegen der Anschläge in der Feuernacht 1961, bei der rund 40 Strommasten gesprengt wurden, und weiterer Attentate erhielten der heute 77-jährige Oberleiter und andere „Pusterer Buam“ langjährige Haftstrafen. Oberleiter wurde ein Mord an einem Carabiniere vorgeworfen. Deswegen konnte der nach Österreich geflohene Oberleiter nicht mehr nach Südtirol einreisen.

Der Begnadigungsantrag wurde auf Druck der Kinder Oberleiters eingereicht wegen des angeschlagenen Gesundheitszustands ihres in Gössenheim in Bayern lebenden Vaters. Weitere Appelle für seine Begnadigung waren in den vergangenen Jahren erfolglos geblieben.

Bisher vier begnadigte Aktivisten

Oberleiter, der laut Medienangaben einen österreichischen Pass hat, veröffentlichte ein Buch mit dem Titel „Es gibt immer einen Weg“, in dem er seine Zeit als Untergrundkämpfer in Südtirol gegen die Italiener schilderte. Unter dem ehemaligen Präsidenten Oscar Luigi Scalfaro wurden 1998 vier ehemalige Südtirol-Aktivisten begnadigt: Heinrich Klier, Peter Matern, Wolfgang Pfaundler und Gerhard Pfeffer.