Freude und Enttäuschung nach der AK-Wahl

Nach der geschlagenen Arbeiterkammerwahl gehen die Reaktionen naturgemäß weit auseinander. Ein Thema war auch die extrem niedrige Wahlbeteiligung. Es gibt unterschiedlichste Erklärungen, warum nur jeder Dritte zur Wahl ging.

AK-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) nannte das Wahlergebnis „sehr erfolgreich“, wenn man die Umstände bedenke, wo es nicht nur im Land sondern auch weiter im Osten geheißen habe „alle gegen Erwin“. Der Weg sei von über 60 Prozent der Wähler bestärkt worden. Es gehe nicht darum, Macht auszuüben, sondern konstruktiv und gemeinsam mit den anderen etwas zu bewegen. Von der Bundespolitik habe das Gemeinsame gefehlt, „weil man mit uns nicht mehr gesprochen hat“, so Zangerl. Den Grund für die niedrige Wahlbeteiligung sieht Zangerl darin, dass die anderen sechs angetretenen Listen ihre Wähler nicht hätten mobilisieren können.

Spitzenkandidaten nach der AK Wahl

ORF

Vier Spitzenkandidaten nach geschlagener Wahl

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gratulierte Erwin Zangerl und seinem Team „zu diesem beeindruckenden Ergebnis“. Sein starkes Abschneiden zeige, dass die Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wissen, dass Erwin Zangerl ihre Interessen glaubhaft und mit dem notwendigen Nachdruck vertrete, so Platter. Er sei ein Kammerpräsident mit Ecken und Kanten, der sage, was er denke, und tue, was er sage. Für die Obfrau des AAB Tirol, Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) ist Zangerl „die starke Stimme der Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“ und „Garant dafür, dass das Wort vor der Wahl auch nach der Wahl gilt“.

Ganz anders sieht das Ergebnis Zangerls Wirtschaftsbundchef Franz Hörl (ÖVP). Er sieht seinen Parteikollegen „abgestraft“. Die sehr geringe Wahlbeteiligung von 33,6 Prozent zeige, dass die Arbeitnehmer die „Dauernörgelei“ Zangerls an der Bundesregierung „abgestraft“ haben.

Bertel vergleicht Wahl mit Fußballspiel

Der Spitzenkandidat der FSG, Stephan Bertel, sagte, er freue sich besonders über das ausgezeichnete Wahlergebnis in den Betrieben. Bertel gratulierte seinem Kontrahenten Erwin Zangerl zum Wahlerfolg. Zur Übermacht von Zangerl meinte Bertel, das sei, wie wenn Österreich gegen Brasilien Fußball spiele, „aber irgendwann fehlen auch in Brasilien die Stars und dann wird man schauen, wie das Match ausgeht“.

Man müsse danach trachten, dass die FSG zu einer Marke werde und die Leute wissen, wofür die FSG stehe, so Bertel. Die Zugewinne der FPÖ bezeichnete Bertel als „nicht nachvollziehbar“. Zu der niedrigen Wahlbeteiligung sagte er unter anderem, viele Leute würden den Zusammenhang zwischen dem Kreuz auf dem Wahlzettel und ihrem täglichen Umfeld nicht sehen. Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer zeigte sich stolz auf Bertel und sein Team. Es sei ein starkes Ergebnis und der Mandatszugewinn freue ihn ungemein.

Haslwanter: Einheitsbrei bei den anderen

Patrick Haslwanter von der FPÖ sagte zum Abschneiden, man sei als Einzige klar hinter den Reformen der Bundesregierung gestanden. Zangerl oder Bertel seien sich einig darin gewesen, gegen die Vorhaben der Bundesregierung zu argumentieren, „da ist kein Profil da, ein Einheitsbrei sozusagen“. Die niedrige Wahlbeteiligung erklärte sich Haslwanter unter anderem dadurch, dass es vielen Arbeitnehmern gut gehe und sie kein Bedürfnis hätten, an einer Arbeiterkammerwahl teilzunehmen.

Abwerzger: Zangerl wurde abgestraft

Der Tiroler FPÖ-Obmann Markus Abwerzger sagte, das hervorragende Abschneiden der FPÖ, die erstmals in der Tiroler Arbeiterkammer als Fraktion vertreten sei, freue ihn sehr. Er gratuliere Spitzenkandidat LAbg. Patrick Haslwanter und seinem Team „ganz besonders herzlich“. Es brauche nun echte Kontrolle der Gelder in der AK, die von den Zwangsgebühren der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stammen, so Abwerzger. Zangerl sei für seine Selbstherrlichkeit abgestraft worden, die katastrophale Wahlbeteiligung sei mehr als ein Alarmzeichen und beweise, dass die Kammerpolitik und auch die Frage der Pflichtmitgliedschaft neu gedacht werden müssten.

Enttäuschung beim grünen Spitzenkandidaten

Der Spitzenkandidat der Grünen, Helmut Deutinger, zeigte sich von den Verlusten überrascht. Für die Grünen laufe es derzeit nicht so gut. Man werde sich als Kontrollpartei positionieren. Die niedrige Wahlbeteiligung erklärte Deutinger auch damit, dass viele Menschen mit der AK zufrieden seien nach dem Motto: „Es passt eh, warum soll ich wählen gehen“. Mit der Wahlbeteiligung liege man im Trend, so Deutinger. Der derzeitige Präsident der Tiroler AK habe zudem die politische Kraft der Arbeiterkammer zu wenig herausgestellt, die AK werde in erster Linie als Unterstützungs- und Servicestelle wahrgenommen.

ÖGB: Ziehen an einem Strang

Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth und ÖGB-Landessekretär Benjamin Praxmarer gratulierten ebenfalls Zangerl. Mit dem ÖGB Tirol habe die Arbeiterkammer auch in den kommenden Jahren einen starken Partner an ihrer Seite, man werde weiterhin an einem Strang ziehen.

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