Polit-Offensive für Wetterradar-Verbund
Im Dezember wurde ein Antrag des Landtagsvizepräsidenten Anton Mattle (ÖVP) von allen Parteien unterstützt. In dem Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, in Zusammenarbeit mit Südtirol und dem Trentino sowie weiteren Nachbarregionen einen Verbund der bestehenden Wetterradarsysteme einzurichten. Begründet wurde der Antrag einerseits mit der Möglichkeit, zeitnah vor möglichen Starkregen zu warnen, andererseits würden verlässliche Niederschlagsdaten auch zur Planung von Schutzbauten benötigt.
ZOOM.Tirol
Radar auf der Valluga seit 2017 defekt
In Tirol schaut die Situation bei den Wetterradars derzeit wenig rosig aus. Das erst 2007 auf der 2.809 Meter hohen Valluga bei St. Anton errichtete Radar ist nach einem Blitzschlag seit eineinhalb Jahren außer Betrieb und nicht mehr repariert worden. Ein weiteres Radar gibt es in Tirol am Patscherkofel. Da der Patscherkofel aber von vielen höheren Bergen umgeben wird, ist die Reichweite dieses Radars sehr beschränkt.
Flugsicherung funktioniert auch ohne Valluga-Radar
Dazu kommt in Österreich eine Sondersituation, was den Betreiber der Wetterradar-Anlagen betrifft. Die sind hierzulande der Flugsicherung zugeordnet, also der Austrocontrol. Für die Flugsicherung seien die derzeit in Betrieb befindlichen vier Radaranlagen in Österreich ausreichend, sagt Austrocontrol-Sprecher Markus Pohanka, eine davon ist die am Patscherkofel. Die Flugsicherung funktioniert also auch ohne dem Radar auf der Valluga.
Hejkal auf Wikimedia Commons/Lizenz: (CC BY-SA 3.0)
In fast allen anderen Ländern werden die Wetterradar-Anlagen von den Wetterdiensten betrieben, weiß Manfred Bauer, Chef der ZAMG Innsbruck. Bauer sagt, man behelfe sich derzeit mit Radardaten aus Deutschland und der Schweiz, wo das Netz im Gegensatz zu Österreich in den letzten Jahren ausgebaut worden sei.
ORF
Für den Wetterdienstler Bauer wäre das Radar auf der Valluga sehr sinnvoll. In Österreich gebe es nach wie vor weiße Flecken bei der Radarabdeckung und es wäre gut, ein vernünftiges Messnetz zu errichten. Auch in Tirol könnten zusätzliche Radar-Standorte nützlich sein, etwa um Osttirol oder das hintere Zillertal abzudecken.
Radar für Planung von Schutzbauten wichtig
Mit den Radaranlagen lassen sich vor allem im Sommer kleinräumige Gewitterzellen sehr gut verfolgen. Außerdem können durch ein Radar Niederschläge erfasst werden, die von den Wetterstationen nicht erfasst werden. Bauer verweist hier auf das Unwetter im Juni 2015 im Sellrain. Erst die Radarauswertungen vom Patscherkofel und der Valluga hätten gezeigt, dass hier örtlich etwa 300 bis 400 Millimeter Niederschlag gefallen sind. Solche Daten seien auch wichtig, um Schutzbauten entsprechend dimensionieren zu können.
Frage der Finanzierung
Da Wetterradaranlagen auch im Betrieb sehr teuer sind, stellt sich die Frage der Finanzierung. Mattle sagt auf ORF-Anfrage, vielleicht könne man das im Rahmen eines Euregio-Projekts finanzieren. Ähnlich wie dem länderübergreifenden Lawinenlagebericht forciert Mattle auch einen Verbund beim Wetterradar in der Euregio, aber auch mit anderen Nachbarländern. Mattle erwähnt hier vor allem Vorarlberg, immerhin befindet sich die Valluga, und damit auch die Radarstation, an der Grenze zu Vorarlberg.
Hermann Hammer; tirol.ORF.at