Ein Lawinentoter und abgeschnittene Orte

Bei einem Lawinenabgang im Arlberg-Gebiet ist am Mittwoch ein 16-Jähriger getötet worden. Das Unglück ereignete sich außerhalb der gesicherten Pisten. Wegen großer Lawinengefahr sind einige Orte in Tirol derzeit nicht erreichbar.

Die Familie war nach Polizeiangaben in St. Anton am Arlberg abseits der Pisten unterwegs und kam am späten Nachmittag in sehr steilem Gelände nicht weiter.

Der 16-Jährige habe einen Notruf abgesetzt. Während die Retter unterwegs waren, um die Familie zu bergen, habe ihn eine Lawine erfasst. Der Bursche sei zwar nach 20 Minuten geborgen worden, habe jedoch nicht reanimiert werden können. Die drei anderen Familienmitglieder blieben unverletzt.

Straßen zu mehreren Orten gesperrt

Wegen Lawinengefahr sind derzeit eine Reihe von Straßen in Tirol gesperrt, darunter die Zufahrten nach Galtür und ins Kühtai. Galtür war seit Mittwochfrüh nicht erreichbar. Die Straße bleibt bis Donnerstag auf jeden Fall gesperrt, bewohntes Gebiet sei aber nicht bedroht, betonte die Gemeinde. Donnerstagfrüh tagt die Lawinenkommission erneut. Galtürs Bürgermeister Anton Mattle erklärte, dass sich die Lawinenkommission mit der Sperre für ein „hohes Maß an Sicherheit“ entschieden habe. Auch die Straße ins Kühtai wurde gesperrt. Die Straße nach Vals wurde am späten Nachmittag gesperrt, dort wurde der Notweg aktiviert.

Pfafflar und Teile der Gemeinde Berwang im Bezirk Reutte. Ginzling im Zillertal, die Gemeinde Kaunertal und die Gemeinde St. Leonhard im Pitztal waren über die Straße ebenfalls nicht erreichbar. Die Versorgung sei in den betroffenen Gemeinden sichergestellt, erklärte Marcel Innerkofler von der Landeswarnzentrale.

Immer wieder Stromausfälle

65 Mitarbeiter der Tinetz waren vor allem im Unterland im Einsatz, um die Stromversorgung in einzelnen Orten wieder herzustellen. Immer wieder fielen Bäume wegen der zu hohen Schneelast auf Stromleitungen. Betroffen war vor allem der Raum Söll und das Brixental, kleinräumigere Störungen gab es in Karrösten und im Raum Jenbach in Richtung Achental. Insgesamt waren 7.700 Stromkunden in 18 Gemeinden betroffen.

Wenn die Techniker zu den Trafostationen kamen, war der Schaden im Regelfall nach etwa zwei Stunden behoben, erklärte Klaus Schüller von der Tinetz. In Summe verzeichnete die Tinetz innerhalb von 24 Stunden über 50 Einsätze.

Kaputte Stromleitung

Tinetz

Zahlreiche Stromleitungen wurden beschädigt

Wie sich die Situation weiter entwickle lasse sich derzeit schwer sagen, der Schnee werde zwar durch die sinkenden Temperaturen leichter, gleichzeitig sei der Schneefall aber unverändert stark. Dazu komme, dass der alte Schnee auf den Bäumen zum Teil festgefroren sei, der Boden sei dagegen sehr weich. Die Gefahr, dass Bäume aus der Erde umstürzen sei deshalb immer noch sehr groß.

Baum fällt auf Inntalautobahn

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Neben der Autobahn wurden weitere gefährliche Bäume gefällt

Inntalautobahn war zweieinhalb Stunden gesperrt

In Kirchbichl stürzte am Mittwochmorgen auf der Inntalautobahn ein Baum auf einen Lkw, die Autobahn ist mittlerweile wieder frei. Durch den auf einen Lkw gestürzten Baum baute sich auf der Richtungsfahrbahn Innsbruck rasch ein kilometerlanger Stau auf. Glücklicherweise kam es nur zu einem Sachschaden.

Stau und Schneeräumung auf der Inntalautobahn bei Wörgl

ZOOM.Tirol

Stau und Schneeräumung auf der Inntalautobahn bei Wörgl

Auch sonst kam es auf der Inntalautobahn am Mittwochmorgen vor allem im Unterland aufgrund des starken Schneefalls und der Schneeräumung immer wieder zu ausgedehnten Staus.

Feuerwehr spritzt Schnee von Bäumen

ZOOM.Tirol

Die Feuerwehr spritzt Schnee von den Bäumen

Lawinenabgang in Hopfgarten

Relativ ruhig ist aus Sicht der Landeswarnzentrale die Nacht auf Mittwoch verlaufen. In Hopfgarten im Brixental ging in der Nacht eine Lawine auf den Lehenweg ab. Bergrettung und Feuerwehr suchten sofort, es wurde jedoch niemand verschüttet. Die Lawine hatte sich gegen 23.00 Uhr von einem steilen Wiesenhang oberhalb der Straße gelöst.

Lawinenabgang auf Straße

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Lawineneinsatz in Hopfgarten

Bahn zwischen St. Johann und Saalfelden steht still

Die Bahnstrecke zwischen Saalfelden und St. Johann ist laut den ÖBB derzeit unterbrochen. Der Bahnverkehr zwischen St. Johann in Tirol und Wörgl kann eingeschränkt aufrecht erhalten werden. Die S-Bahn Züge verkehren in diesem Abschnitt im Stundentakt. Die REX-Züge entfallen. Zwischen St. Johann, Hochfilzen und Saalfelden wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

ÖBB-Mitarbeiter bei der Schneeräumung von Gleisen

APA/ÖBB/MÜHLANGER

ÖBB-Mitarbeiter bei der Schneeräumung von Gleisen

Der Zugverkehr zwischen Scharnitz und Mittenwald musste aufgrund der Lawinengefahr auch am Mittwoch unterbrochen bleiben. Wegen der örtlichen Gegebenheiten könne dort aber auch kein Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten werden, so die ÖBB. Am Nachmittag musste auch die Bahnstrecke der Mittenwaldbahn zwischen Innsbruck und Seefeld und Scharnitz gesperrt werden.

Und auch das kann Schneeräumung sein...

Auch einige Straßen sind wegen Lawinengefahr gesperrt, unter anderem die Felbertauernstraße und die Seefelder Straße im Bereich des Grenzübergangs bei Scharnitz. Die Arlbergpassstraße ist auf Vorarlberger Seite zwischen St. Christoph und Langen gesperrt.

Lawinengefahr: Stufe fünf nicht in Sicht

Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst sagte gegenüber dem ORF, man werde in den nächsten Tagen nicht die höchste Lawinenwarnstufe fünf ausgeben müssen. Der Grund sei, dass in Tirol tieferliegende Schwachstellen in der Schneedecke fehlen, was positiv zu werten sei. Auf der Innsbrucker Nordkette habe es seit Beginn der Aufzeichnungen 1973 zu dieser Zeit so viel Schnee gegeben, so Nairz. Derzeit würden dort dreieinhalb Meter Schnee liegen. Derzeit gilt in Tirol oberhalb der Waldgrenze bei der Lawinengefahr die Stufe vier.

Grafik Lawinensituation

APA

Schutzbauten haben noch genug Kapazität

Was die Lawinenverbauungen und den Schutz der Siedlungsräume betrifft, zeigt sich der Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebhard Walter optimistisch. Man erstelle Schutzbauten für Situationen, die nur alle 100 Jahre vorkommen, „eine solche Extremsituation habe man derzeit in keinster Weise“. Es könnten noch genügend weitere Schneefälle aufgenommen werden. Man müsse zuwarten, wie sich der weitere Winter abspielt. Hier gelte es, die Schutzbauten im Blick zu behalten.

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