„Furzbichl“ finden im Flurnamenverzeichnis
Rund zehn Jahre lang wurde an der Erstellung des Flurnamenkatalogs gearbeitet. Ein Beispiel aus dem Tiroler Oberland: In der Gemeinde Tarrenz gibt es rund 650 Flurnamen. Im Gurgltal liegt eine landwirtschaftliche Fläche, die von den Einheimischen als „Wachteggele“ bezeichnet wird.
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Niedergeschrieben waren die Flurnamen bisher zum Teil in alten Karten und Verzeichnissen. Manche wurden mündlich weitergegeben und drohten in Vergessenheit zu geraten.
Einzige präzise Ortsangabe
Die Kommunikation in den Gemeinden laufe über Flurnamen, sagt der Oberländer Flurnamensammler Jürgen Kiechl. „Wo was gebaut wird, oder Holz herausgeholt wird, wo man landwirtschaftlich arbeitet - man bedient sich nur der Flurnamen. Es gibt ja keine offiziellen Bezeichnungen, eben nur Straßen und Wege, aber wie etwas genau heißt, bezeichnen die Flurnamen.“
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Damit die Flurnamen nicht verloren gehen, sind sie flächendeckend erhoben worden. Insgesamt wurden auf diese Weise in ganz Tirol rund 120.000 Flurnamen gesichert, berichtet Bernhard Mertelseder vom Tiroler Bildungsforum. „An dieser erstmaligen Erhebung haben mehr als 500 Personen teilgenommen, in den Orten die Wissensträger wie Waldaufseher, Bauern oder auch Schulen.“
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Dabei tauchen immer wieder durchaus ungewöhnliche Namen auf. Manche Namen sind schwer zu erklären wie z.B. „Furzbichl“ oder „Grait“, andere sind erklärbar wie z.B. „Franzosenbrand“ oder „s‘ Feuchte Bödele“. Die Flurnamen sind nicht nur auf Papier erfasst, sondern digital und mit exakten GPS-Koordinaten.
An der Universität Innsbruck beschäftigen sich Experten mit den vollständig erfassten Flurnamen. Da diese Bezeichnungen öffentlich über das landeseigene Kartensystem Tiris zur Verfügung stehen, können zum Beispiel auch die Rettungsorganisationen direkt zugreifen.
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Auch die Wissenschaft profitiert von der Erfassung
Von der Verteilung bestimmter Flurnamen über das ganze Land können Experten Rückschlüsse auf historische Entwicklungen ziehen, die mit der Besiedelung und den Dialektzonen zusammenhängen. So sind z.B. die Grundworte „Alm“ oder „Alpe“ in Tirol unterschiedlich verteilt: „Alp“ gibt es eher in Osttirol und im Westen des Landes, „Alm“ im zentralen und östlichen Teil.
Die moderne Datenbank liefert eine Basis für weitere Forschungen. Das Kulturgut der alten Flurnamen ist kürzlich gemeinsam mit einer anderen Tiroler Besonderheit in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden - Tiroler Besonderheiten als UNESCO-Kulturerbe .