Samnaun stimmt für Skigebietserweiterung
Mit 276 zu 123 Stimmen erfolgte am Sonntag die Zustimmung der Stimmberechtigen, berichtete die Gemeinde Samnaun. Knapp 80 Prozent der Stimmberechtigten beteiligten sich an der Abstimmung. Ein Großteil der Erweiterungsfläche gehört der Gemeinde, in der Schweiz müssen deshalb für solche Projekte, anders als in Tirol, die Gemeindebewohner befragt werden. Erst danach kann das Projekt zum Baubewilligungsverfahren eingereicht werden.
Silvretta Seilbahnen
Zubringer direkt vom Ort
Von den vier neuen Bahnen sollen zwei die bereits bestehenden Pisten besser erschließen. Die zwei Zubringerbahnen sollen das Tal noch mehr ans Skigebiet anschließen, bisher gibt es keinen direkten Zugang vom Ort. Zwei neue Sesselbahnen sollen zusätzliches Gelände im Bereich „Ravaischer Salaas“, einer Hochebene, für die Wintersportler nutzbar machen. Die Pläne sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren umgesetzt werden.
Ein Gebiet mit Ischgl
Das Samnauner Skigebiet gehört seit dem Zusammenschluss mit Ischgl zu einem der größten Wintersport-Gebiete der Alpen. 45 Liftanlagen bringen die Wintertouristen in die Höhe.
Die Kosten der neuen Anlage werden auf 90 Millionen Franken (umgerechnet etwa 80 Millionen Euro) gerechnet, berichtete der Schweizer Rundfunk. 60 Millionen Franken wollen die Bergbahnen Samnaun selbst finanzieren, höchstens 30 Millionen Franken sollen durch eine Aktienkapitalerhöhung hereingeholt werden, zehn Millionen Franken will die Gemeinde in diese Aufstockung einbringen.
ZOOM.Tirol
Erweiterung betrifft auch Ischgl
Prinzipiell sei das Projekt zwar ein Samnauner Projekt, durch das gemeinsame Skigebiet sei die Erweiterung aber auch für Ischgl bedeutsam, erklärte Hannes Parth, der Vorstandsvorsitzende der Silvretta Seilbahn AG auf Anfrage. Hier wolle Ischgl die Baubewilligung und die Verhandlungen abwarten. Sollte der Bau genehmigt werden, müsse auch das Eigenkapital aufgestockt werden, hier wolle die Silvretta Seilbahn AG dann investieren, um weiterhin die Mehrheit von 51 Prozent an den Bergbahnen Samnaun zu halten.
Sollte die Erweiterung kommen, müsste auch Ischgl ausbauen, berichtete Parth weiter. Es gebe dann die Möglichkeit, die bestehende Höllkarbahn zu verlängern oder eine Parallelbahn zu bauen, so Parth. Das sei für das Zusammenspiel der Skigebiete wichtig.
Umweltverbände protestierten
Die Schweizer Umweltverbände sprachen sich im Vorfeld bereits gegen die Erweiterung aus. Pro Natura, Mountain Wilderness, der WWF und die Stiftung für Landschaftsschutz Schweiz SL sprachen davon, dass wertvolle Naturräume und geschützte Landschaften zerstört würden.
Die Verbände sahen in der Neuerschließung auch wirtschaftlich keinen Sinn, vor allem nicht in einem „Wettrüsten der Bergbahnen“, wie sie betonten. Neue Angebote würden bestehenden Skigebieten Konkurrenz machen, während der Markt stagniere.
Widerspruch zu Seilbahngesetz
Pro Natura Graubünden kritisierte außerdem, dass sich in dem Gebiet mehrere Naturschutzzonen befinden würden. Die Ravaischer Salaas hätte bereits in den 80er Jahren verbaut werden sollen, ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission hätte damals aufgezeigt, dass das Gebiet ein einzigartiges Naturdenkmal und schützenswert sei.
Auch in der Seilbahnverordnung sei klar, dass wertvolle Landschaften nicht erschlossen werden dürfen. Pro Natura Graubünden erachtete das Ausbauprojekt deshalb als nicht bewilligungsfähig.
Viktoria Waldegger; tirol.ORF.at