Eine Stimme für Jugendliche mit Behinderung

Menschen mit Behinderung können Ausgrenzungen oder Barrieren im Alltag an den Monitoring-Ausschuss melden. Bei einer Sitzung in Innsbruck diskutierten am Dienstag Kinder und Jugendliche mit Behinderungen über alltägliche Hürden.

Liebe, der Übergang von Schule zu Beruf und eine Abnabelung von den Eltern, alleine leben, diese Themen beschäftigen Jugendlichen. Für junge Menschen mit Behinderung gibt es aber oft wenig Auswahl und wenig Unterstützung, das zeigte die 9. öffentliche Sitzung des Monitoring-Ausschusses in Tirol. Sie erleben im Alltag oft keine Gleichbehandlung, etwa wenn Ärzte oder andere Erwachsene sie nicht direkt ansprechen, sondern nur über ihre Begleitpersonen mit ihr oder auch über sie sprechen, berichtete etwa Laura, die selbst im Rollstuhl sitzt.

Monitoringausschuss

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An verschiedenen Thementischen wurde diskutiert

Auch gebe es oft wenige Möglichkeiten, eine Schule zu besuchen, etwa weil noch immer nicht alle Schulen barrierefrei sind, oder auch weil die Verkehrsmittel dorthin zu gelangen nicht ausreichen, berichteten Marcel und Julia.

Monitoring-Ausschuss

Der Monitoring-Ausschuss überwacht die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich.

Jugendgruppe in Tirol

In Tirol startete deshalb vor zwei Jahren eine Jugendgruppe. Ab Jänner können sich die Jugendlichen einmal monatlich treffen. Die Gruppe wurde gestartet, um den Jugendlichen einen Platz zum Austauschen fernab von Erwachsenen zu geben, erklärte Isolde Kafka, die Gleichbehandlungsbeauftrage des Landes Tirol und die Vorsitzende des Tiroler Monitoring-Ausschusses.

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Auf Initiative der Jugendgruppe entstand ein Folder gegen Diskriminierung

Zudem sollen die jungen Erwachsenen dort ermutigt werden, Missstände aufzuzeigen und für sich selbst einzutreten, erklärte Kafka weiter. Im Rahmen dieser Jugendgruppe wurde den Jugendlichen etwa klar, dass sie nicht wissen, wohin sie sich bei Diskriminierung wenden sollen. So gestalteten sie in einem Pilotprojekt einen Flyer mit Beratungsstellen und Kennzeichen für Diskriminierung.

Nachholbedarf für Österreich

150 Menschen, darunter zahlreiche Jugendliche mit Behinderungen, Betreuungspersonen und Angehörige nahmen am Dienstag an der Sitzung des Monitoring-Ausschusses in Tirol teil. Im Plenum und in kleinen Arbeitsgruppen wurden wichtige Themen von Hilfsmitteln und Ausbildung bis hin zu der Wahrnehmung behinderter Menschen in der Öffentlichkeit diskutiert. Dabei wurde klar, dass in Österreich großer Nachholbedarf besteht.

Zwar gibt es mit der UN-Behindertenrechtskonvention zahlreiche Gesetze und Rechte für Menschen mit Behinderung, diese werden allerdings nicht immer auch umgesetzt, berichteten die Jugendlichen von ihren Erfahrungen.

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In einfacher Sprache, Gebärdensprache und mit Bildern wurde die Sitzung des Monitoring-Ausschusses für alle verständlich gemacht

So müssten etwa seit 2017 alle öffentlichen Gebäude barrierefrei erreichbar sein, die Realität für Rollstuhlfahrer sieht aber anders aus, berichtete Laura. Sie bemerke immer wieder, dass Gebäude keine Rampen hätten, selbstbestimmt ein Lokal auszuwählen sei so nicht möglich, sie müsse sich nach den wenigen Lokalen mit Rampe richten.

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Zahlreiche Menschen nahmen am Monitoring-Ausschuss teil

Rüge von UN erwartet

Diese herausgearbeiteten Missstände werden vom Monitoring-Ausschuss zusammengefasst und in einer Stellungnahme an Bundes- und Landesregierungen verschickt. Der Monitoring-Ausschuss setzt sich in weiterer Folge für Verbesserungen ein. 2019 soll das Ergebnis einer erneuten Überprüfung der UN zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention erfolgen.

Beim Monitoring-Ausschuss werde hier mit einer Rüge gerechnet, so Tobias Buchner vom Monitoring-Ausschuss Österreich. Bei der Abschaffung der Sonderschulen hätte es beispielsweise keinerlei Fortschritte gegeben.