Geschlechtskrankheiten im Vormarsch

Zahlreiche Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch. Betroffen sind vor allem Männer. Ein besonderes Problem könnte in Zukunft die Behandlung der Gonorrhoe, auch Tripper genannt, werden. Die Bakterien werden immer resistenter.

Die Gonokokken, welche die Gonorrhoe auslösen, haben sich inzwischen an sehr viele verschiedene Antibiotika gewöhnt, sagt Mario Sarcletti, der an der Innsbrucker Klinik die Ambulanz für HIV und sexuell übertragbare Krankheiten leitet. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) zählt die Gonokokken zu den Keimen mit dem größten Risiko, dass es dagegen in Zukunft keine antibiotische Therapie mehr gibt.

Mario Sarcletti

ORF/Hermann Hammer

Ambulanz-Leiter Mario Sarcletti

Weltweit habe es schon Fälle gegeben, wo Gonorrhoe nicht mehr mit Antibiotika behandelbar war, sagt Sarcletti. In Österreich sei das aber noch nicht vorgekommen. Umso wichtiger sei es, die Krankheit frühzeitig zu diagnostizieren. Eine große Gefahr für die Ansteckung gehe von Menschen aus, die nicht um ihre Infektion wissen. Ein weiteres Problem sei bei Gonorrhoe, dass aus noch nicht bekannten Gründen die Symptome heutzutage oft nicht mehr so eindeutig seien als früher, weiß Sarcletti. Ein Hinweis auf Gonorrhoe könnte aber unter anderem ein Brennen in der Harnröhre mit eitrigem Ausfluss vor allem am Morgen sein.

Ambulanz an der Innsbrucker Klinik geschaffen

Während die meisten Frauen regelmäßig zu einem Gynäkologen gehen, machen Männer oft einen Bogen um den Arzt, vor allem auch wenn es um Geschlechtskrankheiten geht. Sarcletti sieht in der Vergangenheit auch einen Mangel an eindeutigen Ansprechpartnern. Deshalb habe man an der Innsbrucker Klinik eine Ambulanz für Geschlechtskrankheiten eingerichtet um diese Versorgungslücke zu schließen.

HIV ist rückläufig

Während Gonorrhoe, Syphilis oder Chlamydieninfektionen zunehmen, ist HIV rückläufig. Die Krankheit kann seit 1996 medikamentös in den Griff gebracht werden. Bis zum Jahr 2020 peilt die WHO das „90-90-90“ Ziel an, das in Tirol und Österreich jetzt schon fast erreicht ist. 90 Prozent der Infizierten sollen demnach diagnostiziert werden, 90 Prozent davon mindestens behandelt werden und bei 90 Prozent der Behandelten soll das Virus so stark unterdrückt werden, dass es unterhalb der Nachweisgrenze ist. In so einem Fall besteht auch keine Gefahr der Ansteckung mehr, wie neue Studien bestätigen.

Medikamente bieten Schutz vor HIV-Viren

Außerdem gibt es mittlerweile Medikamente, die vor oder nach einem Kontakt mit HIV-Viren Schutz bieten können. Der Schutz danach betrifft etwa medizinisches Personal nach einem Stich mit einer infizierten Nadel. Die oft geschilderte Situation, bei der sich jemand in einem Park mit einer Nadel sticht, findet Sarcletti hingegen wenig gefährlich. Die müsste ganz frisch gebraucht sein, damit es hier eine Gefahr gebe. Die „Pille davor" ist nur für einen sehr eingeschränkten Personenkreis sinnvoll, der ein entsprechendes Hochrisikoverhalten zeigt. Davor gebe es aber Gespräch und Aufklärung, sagt der Mediziner.

600 Experten für Haut- und Geschlechtskrankheiten treffen sich kommende Woche in Innsbruck um über aktuelle Entwicklungen und Gegenmaßnahmen zu beraten.

Hermann Hammer, tirol.ORF.at