Starkregen: Osttirol weiter in Alarmbereitschaft
Starke Regenfälle halten Osttirol in Alarmbereitschaft. Auf Anforderung des Landes befinden sich seit Montagnachmittag 200 Soldaten des Bundesheeres in Alarmbereitschaft. Sie können bei Bedarf ausrücken und so die Einsatzkräfte unterstützen. Auch der Notarztverband in Osttirol kündigte zusätzliche Bereitschaftsdienste an.
Siedlungsgebiete nicht betroffen
Etwa 10 Feuerwehren mit rund 100 Feuerwehrleuten standen am späten Montagnachmmitag in Osttirol im Einsatz. Muren gingen ab, es gab Überflutungen. Wohngebiete waren vorerst keine betroffen. Auch der starke, prognostizierte Wind hielt sich in Grenzen, schilderte Bezirksfeuerwehrinspektor Franz Brunner im Gespräch mit ORF Tirol.
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In Nikolsdorf und im Bereich Dölsach regnete es am frühen Abend stark, dort war die Situation angespannt, erklärte Brunner. Mit vielen kleineren Muren seien die Feuerwehrkräfte stark gefordert. Brunner glaubte, dass sich die Situation in der Nacht von Montag auf Dienstag zuspitzen werde. Deshalb sei es auch wichtig, die Mannschaften vernünftig einzuteilen, um die Herausforderungen der Nacht bewältigen und die Gefahren abschätzen zu können.
Muren begannen bereits am Sonntag
Zu kleineren Murenabgängen ist es in der Nacht auf Montag im Defreggental und im Winkeltal in Außervillgraten gekommen. In Assling ging eine Mure auf den Drauradweg ab. Im Raum Lienz mussten die Feuerwehrleute Wasser aus übergelaufenen Kanälen abpumpen.
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Große Niederschlagsmengen
Die Niederschlagsmengen in Osttirol seien erheblich, sagt Bezirksfeuerwehrinspektor Franz Brunner: „Die Niederschlagsmengen waren im Südteil von Osttirol um die 200 Millimeter - das sind ungefähr die Zahlen, die bei der Hochwasserkatastrophe 1965/66 gemessen wurden. Gott sei Dank haben sich die damaligen Verbauungsmaßnahmen positiv ausgewirkt.“ Bei dem Hochwasser 1965/66 gab es auch Todesopfer. Insgesamt fiel damals weniger Regen in fünf Tagen als diesmal in drei Tagen.
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Von Bächen und Flüssen fernhalten
Die erste Einsatzbesprechung der Behörden gab es bereits Montagfrüh. Einsatzkräfte werden für einen möglichen Notfall koordiniert, die Pegelstände werden ständig überprüft, schildert Bezirkshauptfrau Olga Reisner. Ein 30-jähriges Hochwasser bzw. vielleicht sogar ein 100-jähriges Hochwasser könnten laut ZAMG nicht ausgeschlossen werden. Es gebe keinen Grund zur Panikmache, allerdings soll man sich von Bächen und Flüssen fernhalten.
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Sturmwarnung ausgegeben
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab außerdem eine Sturmwarnung für Tirol aus. Es sei mit Böen von bis zu 130 km/h zu rechnen. Eine rote Warnstufe wurde für inneralpine Talorte Nordtirols und den gesamten Osttiroler Raum ausgegeben. Eine orange Windwarnung gelte für klassische Föhnorte sowie für die Föhnschneisen Nordtirols, besonders im Wipptal und im Oberinntal.
Der Landesforstdienst warnt zudem davor, Wälder zu betreten. Die stärksten Windböen werden zwischen Montag 18.00 Uhr und Dienstag 2.00 Uhr Früh erwartet.
In Kärnten wird die Drautalstraße (B100) ab 14.00 Uhr zwischen Lurnfeld und der Grenze zu Osttirol wegen drohenden Hochwassers gesperrt - mehr dazu in Vorbereitungen auf Hochwasser laufen
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Auch im hinteren Zillertal sind am Sonntag einigen Muren abgegangen. In Finkenberg wurde ein Pkw von den Schlammmassen erfasst. In Ginzling trat ein Bach über die Ufer und verlegte ebenfalls die Straße. Das Tuxertal war Sonntagabend kurze Zeit von der Außenwelt abgeschnitten - mittlerweile wurde die Straßensperren wieder aufgehoben.
Straße bei Vals gesperrt
Die Landesgeologie ist Sonntagabend nach Vals gerufen worden, wo es unweit jener Stelle, an der am 24. Dezember 2017 ein gewaltiger Felssturz ins Tal abging, erneut zu einem Steinschlag kam. Der Felssturz sei von den Anrainern deutlich hörbar gewesen, sagt Landesgeologin Petra Nittel-Gärtner. Die Straße wurde bereits Sonntagabend gesperrt. Bei einem Lokalaugenschein Montagfrüh konnten keine augenscheinlichen Hinweise erkannt werden, dass größere Ereignisse bevor stehen. Auch das Monitoring zeige nichts, was in diese Richtung deute, so Nittel-Gärnter.
Die Unwetter mit teils sintflutartigen Regenfälle haben am Sonntag auch mehrere Überschwemmungen und Murenabgänge in Südtirol verursacht. Die Feuerwehren wurden laut Landesangaben zu 150 Einsätzen gerufen - mehr dazu in Mure am Brenner erfasste Autos.