Coworking - die neue Form des Arbeitens
Selbstständige, Gründer, digitale Nomaden aber auch etablierte Unternehmen sollen durch die Arbeitsform des Coworking voneinander profieren und innovative Projekte gemeinsam umsetzen.
ORF/Maria Retter
Synergien durch vernetztes Arbeiten
Beim Coworking - übersetzt “zusammen arbeiten“- geht es darum, auf Gleichgesinnte zu treffen. Das Coworking als neue Arbeitsform hat seine Ursprünge im Silicon Valley. Coworker mieten sich einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz in einem offen gestalteten Büro. Durch den gemeinschaftlichen Arbeitsalltag sollen die Coworker sich vernetzen, Synergien entwickeln und Kompetenzen bündeln, um an gemeinsamen Projekten zu kooperieren. Der Grafiker sucht einen Texter, der Texter einen Fotografen, der wiederum einen Webdesigner.
“Wir stehen in Tirol noch am Anfang“
Viele Tiroler Einpersonenunternehmen und Freiberufler seien mit dem Konzept des Coworking noch nicht vertraut, meint Walter Egger, Innsbrucker Unternehmer und Eigentümer des Wundervoll. Gemeinsam mit Hannes Offenbacher und Bettina Wenko hat er das Wundervoll geplant, entwickelt und umgesetzt. Das Wundervoll liegt in Pradl, auf 800 Quadratmeter sollen einmal bis zu 80 Coworker arbeiten. Die ersten 18 haben seit Start des Probebetriebs im April bereits ihre Plätze bezogen.
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Dennoch: Immer mehr Coworking Spaces in Tirol
Das Wundervoll ist nicht der erste Coworking Space in Tirol. Den Anfang hat Ende 2012 das Basislager in Kufstein gemacht. Die Coworker im Basislager nennen sich Expeditionsteilnehmer, das Ziel der Expedition ist meist das eigene Unternehmen.
Nicht als Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten sieht Egger das Wundervoll. „Wir zeichnen uns nicht nur durch Exklusivität und Größe aus, sondern auch durch den Kreativhub, das hier entstehen soll“, ergänzt Bettina Wenko. Damit meint sie diverse Veranstaltungen, den Aufbau einer kreativen Gemeinschaft und die vielfältigen Möglichkeiten zu Austausch und Vernetzung, die sich bieten. Das Wundervoll soll sich zum Epizentrum der kreativen Szene Innsbrucks verwandeln, so ihre Vision. Alternativen bieten sich etwa mit dem Coworking Space Raum13 in der Innsbrucker Altstadt oder dem „Basislager“ in Kufstein.
Am Patscherkofel gab es mit dem „Cowo Tirol“ auf Initiative der Standortagentur Tirol bereits zweimal temporär befristet die Möglichkeit, auf 2.000 Metern Seehöhe cozuworken.
Arbeit der Zukunft: Flexibilität und Individualisierung
Arbeit wird flexibler, heterogener und informeller, sagen Experten wie der Arbeitsökonom Alessio Brown. Coworking Spaces zielen darauf ab, eine passende Umgebung für jene zukünftigen Anforderungen zu schaffen: etwa durch Ein-Tages Pässe. Im Wundervoll kann man für 25 Euro einen Tag lang einen Platz im Büro nützen, Strom, Internet, Kaffeemaschine und Benutzung der Konferenzräume inklusive. In der Werkstätte Wattens, im Co-working Imst und im Cowo Landech werden 10er Blöcke angeboten und im StockEINS in der Bäckerei in Innsbruck gibt es die Möglichkeit, einen Platz nur für einige Stunden zu mieten.
Im WEI SRAUM Designforum in Innsbruck setzt man stattdessen auf längerfristige Arbeitsplatznutzung anstatt eines täglichen Wechsels. In einigen Coworking Spaces stehen den Coworkern Telefonzellen für vertrauliche Gespräche zur Verfügung. Ziel ist es jedenfalls, den individuellen Bedürfnissen zu entsprechen. „Unterschiedliche Raumkonzepte für unterschiedliche Menschen“, will auch das Wundervoll den Kunden bieten. Deshalb ist derzeit nur das erste von insgesamt drei Stockwerken bezugsfertig. „Wir wollen Feedback von den Coworkern sammeln und in die Entwicklung mit einfließen lassen“, sagt Wenko.
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Yoga, Kaffee und „Fablab“
Abgesehen von zeitlich flexiblen Modellen haben Tirols Coworking Spaces eines gemeinsam: Sie bieten eine Arbeitsumgebung abseits der eigenen vier Wände oder eines angemieteten Büros, das inspirieren soll. Dazu gibt es meist Kaffee, manchmal auch eine Yogaecke – wie im Wundervoll oder im STOCKeins der Bäckerei. Skifahren in den Pausen können Coworker im Co-Wo am Patscherkofel. Und in der Werkstätte Wattens können Ideenträger Prototypen im sogenannten „FabLab“ realisieren – mit einem 3D-Drucker, 3D-Scanner, CNC Fräsen, CO2-Laser Cutter, 6-Achs Roboter und Materialdrucker lassen sich dort nicht nur Luftschlösser, sondern erste Produkte bauen.
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Maria Retter; tirol.ORF.at