Uni bekam Landhaus-Villa geschenkt
Die 1856 im spätbiedermeierlichen Stil errichtete Villa Rosenegg in Aldrans wurde 1926 durch den Schriftsteller Rudolf Greinz erworben und befand sich bis zur Schenkung an die Universität Innsbruck im Besitz seines Nachkommen Georg Ott, der dort das Erbe seines Großvaters betreut und verwaltet. 2004 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

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Die Villa in Aldrans
Derzeit hat in der Villa noch das Ehepaar Ott ein Wohnrecht. Für die weitere Nutzung der Villa dürfte es noch kein klares Konzept geben. Eva Fessler von der Öffentlichkeitsarbeit der Universität Innsbruck nannte unter anderem Führungen oder Veranstaltungen. Auf längere Sicht könnte die Villa möglicherweise auch als Arbeitsplatz für Stipendiaten dienen.
Der Wert der durch Leopold Ortlieb errichteten Villa und des teilweise noch unerschlossenen Nachlasses von Rudolf Greinz (1866-1942) wird auf weit über zwei Millionen Euro geschätzt. Greinz war einer der erfolgreichsten Tiroler Heimatschriftsteller und erreichte wie sein Zeitgenosse und Kollege Reimichl Millionenauflagen. Als Rudolf-Greinz-Stiftung an der Universität Innsbruck kommen die Villa sowie die wertvollen Archivbestände an die Tiroler Universität. Sie sind von großer literatur- und kulturhistorischer Bedeutung und werden nun einer wissenschaftlichen Aufarbeitung zugänglich.
Märk: Bisher größte Schenkung von Privatperson
Der Rektor der Universität Innsbruck Tilmann Märk sagte am Donnerstag, noch nie habe die Universität Innsbruck eine Zuwendung dieser Art und Größenordnung von einer Privatperson erhalten. „Ich möchte mich einmal mehr und diesmal coram publico bei Ihnen bedanken. Sie können sich sicher sein, dass sowohl das Gebäude also auch die umfangreichen Archiv-Bestände bei unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in allerbesten Händen sind“, sagte Märk zu Georg Ott.

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V.l.n.r.: Werner Ritter (Vorsitzender Universitätsrat), Tilmann Märk (Rektor), Edeltraut Ott und Georg Ott (Stifter-Ehepaar), Ulrike Tanzer (Vizerektorin für Forschung)
Ott: Schenkung im Sinne der Familie
Ott sagte, er habe bei der Gründung der Stiftung seiner Familie gedacht, „in deren Sinne sie sicher erfolgt ist“. Seinen Eltern sei es in der Kriegs- und Nachkriegszeit trotz schwierigster Bedingungen gelungen, die Liegenschaft be- und erhalten zu können.
Auch der Universitätsrat, beim Pressegespräch vertreten durch Werner Ritter, begrüßte am Donnerstag die Schenkung. Angesichts der immer vielfältiger und komplexer werdenden Aufgaben benötige eine Volluniversität wie die Universität Innsbruck vermehrt Drittmittel, um weiterhin Spitzenforschung betreiben und den akademischen Nachwuchs spitzenmäßig ausbilden zu können, so Ritter. "Mäzenatentum spielt dabei eine immer größere Rolle. Deshalb freut es mich sehr, dass das Ehepaar Ott mit dieser Schenkung ein tolles und wichtiges Zeichen setzt.“

Hermann Hammer
Die Villa ist ein markanter Bau im Zentrum von Aldrans
Nachlass könnte viel Forschungspotenzial haben
Sehr erfreut zeigte sich auch Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung und Leiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv. Für das Brenner-Archiv sei der Nachlass von Rudolf Greinz eine große Bereicherung. Das in ihm steckende Forschungspotenzial könne noch nicht endgültig abgeschätzt werden.
Rudolf Greinz 1866 in Innsbruck geboren
Rudolf Heinrich Greinz wurde als erstes von fünf Kindern am 16. August 1866 in Innsbruck geboren. Aufgrund von Tuberkulose übersiedelte Greinz 1887 nach Meran, wo er sich bereits literarisch betätigte. In Meran lernte er auch seine Frau Zoe, eine Großnichte des englischen Staatsmanns Benjamin Disraeli kennen, die er 1899 heiratete. 1905 zog Greinz mit seiner Frau und der einzigen Tochter nach Innsbruck, 1911 nach München, wo er schon seit einiger Zeit Mitarbeiter der Zeitschrift „Jugend“ war. 1936, zwei Jahre nach dem frühen Tod seiner Ehefrau, machte Rudolf Greinz die Villa Rosenegg in Aldrans, die er zunächst nur zur Sommerfrische genutzt hatte, zu seiner Hauptwohn- und Wirkungsstätte. An seinem 76. Geburtstag im Jahr 1942 starb er.
Bei Kollegen umstritten - aber sehr erfolgreich
In seinem 1917 erschienenen Roman „Die Stadt am Inn“ und vielen weiteren Werken macht Rudolf Greinz Innsbruck zum Schauplatz. Greinz hatte allerdings über weite Strecken seines Lebens ein zwiespältiges Verhältnis zur Tiroler Hauptstadt und vielen seiner hier wirkenden Kollegen. Er sah sich als Volksschriftsteller. Als solcher war Greinz mit seiner „Heimatkunst“ der Gruppe rund um die Zeitschrift „Brenner“, besonders dessen Herausgeber Ludwig von Ficker, ein Dorn in Auge. Aber auch in der Redaktionsgruppe um die Zeitschrift „Der Föhn“ stieß Greinz schon bald auf die Ablehnung seiner Kollegen.

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Der Schreibtisch von Rudolf Greinz
Ungeachtet dessen war er als Schriftsteller äußerst erfolgreich und vor allem auch produktiv: Nahezu jedes Jahr erschien im Leipziger Staackmann-Verlag ein neuer Roman von ihm. Rund 110 Bücher mit Erzählungen, Schnaderhüpferln, Marterln, Stücken und Erzählungen hat Greinz im Zeitraum von 1885 bis 1942 publiziert, im Schnitt also zwei Bücher pro Jahr. Dass Karl Schönherr und Greinz einmal gemeinsam Dramen geschrieben haben, ist nur den wenigsten bekannt, ebenso wie der darauffolgende Plagiatsstreit.