Weniger Trinkwasser durch Klimawandel

Der Klimawandel wirkt sich auch in Tirol auf die Trinkwasserversorgung aus. Selbst große und als verlässlich eingestufte Quellen können betroffen sein. Gründe dafür sind schneeärmere Winter und ausbleibender Dauerregen im Sommer.

Der Bettelwurf im Karwendel nördlich von Hall ist ein natürliches Wasserschloss. In seinem Innern sind Millionen Kubikmeter Wasser gespeichert. In den Jahren 1995 bis 2002 wurde aus dem Halltal ein etwa einen Kilometer langer Stollen bis zum wasserführenden Wettersteinkalk vorgetrieben. Derzeit fließt pro Sekunde das Wasser für zwei Badewannen aus dem Berg, früher war es teilweise noch deutlich mehr.

Bettelwurf

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Im Bettelwurf gibt es viel Wasser

Weniger Schnee und ausbleibender Dauerregen

Einen Grund für die verringerte Schüttung sieht der Landesgeologe Gunther Heißel im veränderten Niederschlagsverhalten. In vielen Wintern habe es nur wenig Schnee gegeben. Schneewasser dringt zum guten Teil in den Berg ein. Der letzte Winter war trotz seines Schneereichtums für die Quellen ebenfalls nicht ideal. „Wenn der Schnee dann im Frühling mehr verdampft und verdunstet, als dass er eindringen kann, trägt er auch nicht sehr bei, um die Quellschüttungen ergiebig zu halten“, so Heißel.

Wasser fließt aus den Felsen in einen Trinkwasserstollen

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Das Wasser fließt aus dem wasserführenden Berg in den Trinkwasserstollen

Im Sommer gibt es laut Heißel mehr Gewitter und Starkregen anstatt Dauerregen. Das Wasser von Gewitterregen schießt aber über die Bergflanken talwärts und dringt nicht in den Berg ein, „es hat nicht Zeit, sich am Wasserhaushalt im Inneren des Berges zu beteiligen“.

Hydrogeologischer Schnitt durch das Karwendel

Land Tirol/ORF

Dunkelblau die wasserführenden Gesteine, rechts der Bettelwurf

Trotz aller Beeinträchtigungen durch die veränderten Niederschlagsverhältnisse ist die Situation im Karwendel, in der Mieminger Kette und der Heiterwand laut Heißel in Mitteleuropa einzigartig. Bei den Quellen in diesen „Kerngebieten“ sieht Heißel trotz rückgängiger Wassermengen kein Problem bei der Wasserqualität.

Kleinere Quellen stärker gefährdet

Anders schaut das bei Quellen mit seichten Einzugsgebieten aus, wie sie etwa in den kristallinen Zentralalpen der Normalfall sind. Hier können laut Heißel Trockenperioden starke Auswirkungen auf die Wassermenge und auch auf die Qualität haben. So können durch Trockenrisse Wurzeln eindringen und Bakterien in die Fassungen gelangen. Ein weiteres Problem stellen auch sinkende Grundwasserspiegel in den Tälern dar. So fiel im Jahr 2017 im Lienzer Becken der Grundwasserspiegel auf den niedrigsten bis dahin bekannten Stand.

Gunther Heißel steht in einem Stollen

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Landesgeologe Gunther Heißel sieht keine Gefahr im Verzug, aber dennoch Handlungsbedarf

Laut Heißel ist in Tirol keine Gefahr in Verzug. Man müsse sich aber auf weitere Änderungen einstellen und reagieren. Es brauche detaillierte Untersuchungen, um die Grenzen der Nutzbarkeit aufzuzeigen und mit technischen Maßnahmen reagieren zu können.

Geoforum widmet sich dem Thema Wasser

Wasser wird eines der Themen der Vorträge beim Geoforum Umhausen sein, das von 17. bis 19. Oktober in Niederthai stattfindet. Neben Vorträgen und Diskussionen für Experten gibt es auch heuer wieder einen öffentlichen Vortrag. Am Donnerstag um 19.00 Uhr wird der Meteorologe Karl Gabl im Tagunssaal Niederthai zum Thema „Gewitter, die atmosphärischen Lawinen des Sommers“ referieren.

Hermann Hammer, tirol.ORF.at

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