Alpenverein ortet Seilbahn-Mogelpackung

Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) übt scharfe Kritik am neuen Seilbahnprogramm der Tiroler Landesregierung. Trickreich und mit Marketinggags würden schon bisher umstrittene Projekte umgesetzt, heißt es. Der ÖAV kündigt Widerstand an.

Eine regelrechte Erschließungswelle in Tirols Bergen ortet der Alpenverein in einer Pressekonferenz am Dienstag. Egal ob der geplante Zusammenschluss zwischen Ötz- und Pitztal oder jener zwischen Kühtai und Hochötz. Es herrsche eine tiefschwarze Betonierermentalität sagt Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein. Sie spricht von einem massiven Angriff auf Naturräume, der von der schwarz-grünen Landesregierung auf den Weg gebracht worden sei.

Für ÖAV fragwürdige Formulierungen

Ermöglicht würden Erschließungen auch durch geschickte Formulierungen im neuen Seilbahnprogramm, erklärt Andreas Ermacora, Präsident des ÖAV. Was eigentlich eine Neuerschließung ist, werde jetzt als Erweiterung dargestellt, kritisiert der Präsident.

Tirols Touristiker und Seilbahner würden grunsätzlich zu wenig auf Einheimische und ihre Anliegen hören. Argumentiert werden Skigebietsvergrößerungen immer mit dem angeblichen Wunsch der Gäste danach. Gerald Aichner vom Landesverband des Alpenvereins hingegen spricht sich klar gegen weitere Erschließungen aus. Im Hinblick auf die nächsten Generationen müsse Tirols schützenswerte Natur erhalten bleiben.

Der Alpenverein mit seinen fast 600.000 Mitgliedern in Österreich will sich jedenfalls gegen eine Aufweichung der Seilbahngrundsätze wehren und wenn nötig verstärkt Widerstand leisten, hieß es am Dienstag

Drei Projekte in der Pipeline

Das derzeitige Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm läuft am 31. Dezember 2018 aus. Die schwarz-grüne Koalition hat sich in ihrem Regierungsprogramm dazu bekannt, das TSSP weiterzuentwickeln. Ziel dabei sei es, „dass es zu keinen Neuerschließungen kommt und Zusammenschlüsse, Abrundungen und Zubringer dort möglich sind, wo sie sinnvoll und ökologisch verträglich sind“, heißt es im Regierungsprogramm. Die Projekte Kappl-St. Anton, Spieljoch-Hochzillertal und Ötztal-Pitzal mit Zubringerbahn Griestal würden sich bereits im behördlichen Verfahren befinden und seien daher nach den einschlägigen rechtlichen Kriterien abzuarbeiten. Sie wurden außer Streit gestellt.

Grüne stimmen zu, Seilbahner empört

Unterstützung für die Argumente des Alpenvereins kommt von den Tiroler Grünen. Sie fordern eine umfassende Diskussion über das Seilbahnprogramm. Der Tiroler Wirtschaftsbund-Chef Franz Hörl - zugleich Sprecher der Seilbahnwirschaft - weist die Alpenvereins-Kritik dagegen als Propaganda zurück. Mit dem Seilbahnprogramm werde es auch weiterhin nur Verbindungen und Zusammenschlüsse mit geringen Eingriffen geben. Gleichzeitig erteilt Hörl einem sanften Tourismus eine Absage. Das würde den schnellen und unsanften Tod ganzer Tourismusregionen einleiten.

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