Operationen bei schwerem Übergewicht

Bei extremem Übergewicht setzen Experten der Medizinischen Universität Innsbruck immer öfter auf chirurgische Eingriffe. Eine Operation alleine reicht aber oft nicht, um das Gewicht auf Dauer zu reduzieren. An der Klinik wird eine umfassende Behandlung angeboten.

Bedenklicher Body-Mass-Index

Ab einem Body-Mass-Index von 35 sollten Patienten an eine Operation denken. Frauen bei einer Körpergröße von 1.60 Meter etwa bei 90 Kilo, Männer mit 1,80 bei rund 140 Kilo.

Jeder fünfte Mann und beinahe jede vierte Frau in Europa sind adipös, also stark übergewichtig. In vielen Fällen reduziert starkes Übergewicht die Lebenserwartung. „Ein übergewichtiger Patient hat ab einem Body-Mass-Index von 40 eine deutlich verkürzte Lebenserwartung von zehn bis 15 Jahren“, führt Heinz Wykypiel von der bariatrischen Chirurgie der Uni Klinik Innsbruck bei einer Pressekonferenz am Dienstag aus. „Die Eingriffe sind keine Lifestyle-OP. Es geht darum, die Lebenserwartung von Menschen mit starker Adipositas zu erhöhen. Nach den komplexen Eingriffen können unsere Patientinnen und Patienten ihr Übergewicht um 50 Prozent reduzieren“, so Wykypiel weiter.

Kampf gegen Fettleibigkeit

Der Kampf gegen Fettleibigkeit wird weltweit zur immer größeren Herausforderung. Adipositas - so nennt sich die Erkrankung, die Menschen nicht nur einfach übergewichtig sein lässt - sie sind so dick, dass es lebensbedrohlich werden kann.

Viele Gründe für Adipositas

Die Gründe für extremes Übergewicht sind vielfältig. „Es ist keine Frage der Disziplin. Vielen unserer Patientinnen und Patienten fehlt ein Sättigungsgefühl“, erklärt Barbara Mangweth-Matzek von der Klinik für Psychiatrie. Die Ernährung spiele eine Rolle, aber die Energieaufnahme sei unterschiedlich. „Ein Mensch isst ein Schnitzel und nimmt 100 Prozent auf, ein anderer scheidet einen Teil davon effizient wieder aus“, nennt Herbert Tilg von der Inneren Medizin ein Beispiel.

Heinz Wykypiel, Vera Dietl, Barbara Mangweth-Matzek und Herbert Tilg

MUI/D. Heidegger

Heinz Wykypiel, Vera Dietl, Barbara Mangweth-Matzek und Herbert Tilg bei der Pressekonferenz anlässlich des Adipositastags am Donnerstag

Essen als Kompensation

Auch die Psyche kann neben anderen Faktoren bei dieser Erkrankung eine Rolle spielen. Patientinnen und Patienten werden deshalb auch nach einer Magenoperation psychologisch betreut. Viele betroffene hätten Gewalt und emotionale Vernachlässigung erlebt. Die kleinsten Trigger, Auslöser, würden genügen, um posttraumatische Stressstörungen zu zeigen. „Essen kann da eine Kompensation sein“, weiß Psychologin Mangweth-Matzek.

Selbsthilfegruppen begleiten Patienten

Schließlich begleiten Selbsthilfegruppen Menschen vor und nach einer Operation. In Tirol wurden im vergangenen Jahr 110 Magen Operationen durchgeführt. Die Kosten für die Operation übernimmt bei stark übergewichtigen Menschen die Krankenkasse.

Am 10. und 11. Oktober gibt es an der Klinik eine Informationsveranstaltung für Fachleute, aber auch Veranstaltungen für Betroffene und Interessierte.

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