Causa Schrott: Fragen zur Bob-WM 2016

NR Dominik Schrott (ÖVP) hat seine Vorgehensweise rund um das Fake-Facebook-Gewinnspiel in einem Mail verteidigt. Nun ergeben sich laut „Tiroler Tageszeitung“ neue Fragen rund um das Engagement Schrotts im Vorfeld der Bob-WM 2016.

Die Vorgangsweise habe er nach Bekanntwerden der Causa mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) abgestimmt. „Dieser war mit der Vorgangsweise einverstanden“, schreibt Schrott in dem E-Mail, das der APA vorliegt.

Schrott: „Hatte keinerlei Kenntnis“

Davor wiederholt Schrott, dass er keinerlei Kenntnis davon hatte, dass es sich bei dem Gewinnspiel um „ein Fake“ gehandelt haben soll. Er habe sofort alle notwendigen Schritte gesetzt, um die Sache aufzuklären. „Das heißt, ich habe sämtliche geschäftlichen Beziehungen mit der Agentur und das aufrechte Dienstverhältnis mit meinem parlamentarischen Mitarbeiter unverzüglich beendet“, so der Tiroler Abgeordnete.

Diese Vorgangsweise sei auch mit dem Bundeskanzler abgesprochen gewesen, und dieser sei damit einverstanden gewesen. Aus dem Büro von Kurz war vorerst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Neue Fragen zur Bob-WM 2016

Wie die „Tiroler Tageszeitung“ am Freitag berichtete, sollen bei der Agentur Smart Ventures GmbH, bei der Schrott von 2015 bis 31. Oktober 2017 selbst beschäftigt war, für die Bewerbung und Betreuung der Bob-WM 2016 in Innsbruck-Igls Aufträge von über 320.000 Euro eingegangen sein. Hauptverantwortlicher für die Bob- und Skeletonweltmeisterschaften sei bis Juli 2015 Dominik Schrott gewesen.

Smart Ventures entgegnet

Das sei so nicht richtig, ließ der Geschäftsführer von Smart Ventures, Thomas Ziegler, ORF Tirol wissen. Es sei zwar richtig, dass Smart Ventures mit dem Verband einen Rahmenvertrag hinsichtlich der bevorstehenden Ausrichtung der Weltmeisterschaften 2016 in Innsbruck abgeschlossen habe. Dieser Vertrag, der der Redaktion bekannt ist, wurde von Präsident Roman Schobesberger seitens des ÖBSV und Andreas Weimann, Geschäftsführer der Smart Ventures GmbH, vereinbart und unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt sei Dominik Schrott für die Veranstaltung seitens des ÖBSV nicht verantwortlich gewesen, so Ziegler. Er selbst sei zu diesem Zeitpunkt weder an der Gesellschaft Smart Ventures GmbH beteiligt gewesen, noch war er Mitarbeiter.

Platter fordert restlose Aufklärung

Von schiefer Optik über Rücktrittsaufforderungen bis hin zur Forderung der vollen Aufklärung reichen inzwischen die Reaktionen der politischen Gegner Schrotts. Aber auch parteiintern hat man offensichtlich wenig Freude mit dem Facebook-Gewinnspiel, das Schrott bzw. die von ihm beauftragte Agentur im Wahlkampf aus Werbezwecken in Sozialen Netzwerken online gestellt hat und bei dem es offenbar eine frei erfundene Gewinnerin gab - mehr dazu in Schrott wegen Fake-Gewinnspiels unter Beschuss.

Tirols Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Günther Platter sieht das Kapitel noch nicht abgeschlossen. Er verurteile solche Praktiken, wie sie offenbar im Zuge des Wahlkampfs von Schrott angewandt wurden, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme. Dass Schrott rasch reagiert und sich von der Agentur und dessen Geschäftsführer, der auch ein parlamentarischer Mitarbeiter Schrotts war, getrennt hat, sei wichtig gewesen. Er, Platter, erwarte sich aber, dass Schrott alle notwendigen Schritte setzt, um diese Angelegenheit restlos aufzuklären.

Causa beschäftigt Staatsanwaltschaft

Um Aufklärung bemüht ist mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft Innsbruck. Sprecher Hansjörg Mayr bestätigte gegenüber ORF Tirol am Donnerstag, dass sowohl das Gewinnspiel Schrotts wie auch jenes einer Bekleidungskette, für das die gleiche Agentur verantwortlich zeichnete, unter die Lupe genommen werden. Es gehe um den Verdacht der Täuschung, aber auch um eine Datenschutzverletzung. Ermittlungsverfahren wurde aber noch keines eingeleitet, so Mayr.

Nicht die erste politische Panne

Schrott, der übrigens auch Obmann der Jungen ÖVP Tirol ist, will zu den Vorfällen nichts sagen. Er habe alle notwendigen Schritte gesetzt. Daher sei derzeit kein Interview mehr notwendig, ließ er den ORF Tirol schriftlich wissen.

Schon zweimal gab es übrigens Aufregung rund um Aktionen des ÖVP-Nationalratsabgeordneten. Einmal nahm er als frischgebackener Nationalratskandidat die Freunde seiner privaten Facebook-Seite auf seine neue politisch-offizielle Seite mit, was ihm teilweise Kritik einbrachte - mehr dazu in Unfreiwillige Facebook-„Likes“ für Politiker. Ebenfalls für Diskussionen sorgte, dass er im Wahlkampf mit einem fingierten Unterstützerbrief von Sebastian Kurz (ÖVP) auf Vorzugsstimmenfang ging.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at

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