Alpine Seen werden auf Methan hin untersucht
40 Seen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino werden über die nächsten zwei Jahre von Teams der Universität Innsbruck, der Freien Universität Bozen und des Nationalen Forschungsrates Italiens beobachtet. Es soll festgestellt werden, wie hoch die Methanemissionen alpiner Seen sind. Methan (CH4) ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas. Die Klimaforschung geht davon aus, dass Methan den Treibhauseffekt bis zu 28 Mal stärker anheizt als Kohlendioxid.
Dr. Enrico Tomelleri
Alpine Seen noch kaum erforscht
Während der Methanausstoß von Quellen wie Feuchtgebieten, Erdgas oder der Rinderhaltung bereits Ziel der Forschung waren, hat die Wissenschaft bisher alpine Seen vernachlässigt. „Klimarelevante Emissionen aus Alpinen Seen sind dagegen nahezu wissenschaftliches Neuland", sagt Prof. Georg Wohlfahrt von der Universität Innsbruck. Es sei noch unbekannt welche Mengen des Treibhausgases alpine Seen freisetzen.
Durch die Messungen wollen die Ökologen fehlende Daten aus dem Alpenraum liefern. Man wisse, dass Methan sehr empfindlich auf die Wassertemperatur reagiert und ein nährstoffreicher See mehr Methan freisetzt, wenn er wärmer wird. Der Effekt der Erderwärmung könnte sich dadurch weiter hochschaukeln.
Wie entsteht das Methan im See
In Süßwasserseen entsteht Methan, wenn organisches Material, also abgestorbene Pflanzen und Tiere, unter Luftabschluss auf dem Grund verrottet. Das Methan reichert sich bläschenweise am Grund an, steigt an die Seeoberfläche auf und gelangt in die Atmosphäre. Eine Vorstudie des Innsbrucker Teams deutete schon auf erhöhte Methan-Konzentrationen bei alpinen Seen hin. So war sie in den Seen durchschnittlich 400 mal höher als die mittlere atmosphärische Konzentration.
Ausschlaggebende Faktoren für die Menge an Methan sind Wärme und Tiefe des Gewässers, denn je tiefer der See, desto geringer ist das ausgestoßene Methan. Mit steigenden Temperaturen steigt hingegen auch die Methan-Konzentration.
Elektroboot mit Messgeräten
Bereits Mitte August beginnen die Forscher mit Messungen im Achensee. Auf einem Elektroboot mit spezieller Messtechnik wird festgestellt, wie der Methanausstoß innerhalb eines Gewässers variiert und wie er sich tageszeitlich beziehungsweise saisonal unterscheidet. Das Ziel ist es, anhand der Messungen durch Hochrechnungen die ausgestoßene Methanmenge zu bestimmen. Aus den Messwerten lässt sich schließen, inwiefern der Methanausstoß alpiner Seen zur Erderwärmung beiträgt.