Causa Kuhn: Spannung vor Stiftungsvorstand

Nach den schweren Vorwürfen von fünf Künstlerinnen gegen den künstlerischen Leiters der Tiroler Festspiele Erl, Gustav Kuhn, tagt Dienstagnachmittag in Wien der Stiftungsvorstand. Die Grünen drängen auf eine vorläufige Suspendierung Kuhns.

Am frühen Dienstagnachmittag tagt in Wien der Stiftungsvorstand der Tiroler Festspiele Erl. Im Vorstand sitzen Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), Jürgen Meindl vom Bundeskanzleramt sowie Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner. Dieser kündigte in einem Antwortschreiben an fünf Künstlerinnen am Freitag an, sich erst ab Montag nach den Festspielen um die Causa kümmern zu wollen.

Offener Brief von fünf Musikerinnen

Vergangene Woche hatten fünf Musikerinnen namentlich in einem offenen Brief dem künstlerischen Leiter anhaltenden „Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ vorgeworfen - mehr dazu in Offener Brief: Massive Vorwürfe gegen Kuhn. Kuhn ließ diese Vorwürfe über seinen Anwalt, Ex-Justizminister Michael Krüger, zurückweisen.

Ob bei der Sitzung am Dienstag eine Entscheidung über die Zukunft des schwer in Bedrängnis geratenen „Maestros“ fallen wird, war vorerst unklar. Palfrader hatte vergangene Woche noch gemeint, dass die Politik „nicht unmittelbar am Zug“ sei und auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Kuhn verwiesen. Es gelte die Unschuldsvermutung.

Haselsteiner: „Anschuldigungen werden geprüft“

Auf Anfrage des ORF Tirol teilte Haselsteiner am Montag schriftlich mit, dass alles veranlasst worden sei, „die von den 5 Damen erhobenen Anschuldigungen zu überprüfen.“ Dazu seien in erster Linie die Staatsanwaltschaft sowie die dafür eingesetzte Ombudsfrau, Christine Baur, berufen. „Herr Dr. Haselsteiner hat die 5 Damen gebeten ihre Vorwürfe gegenüber diesen beiden Stellen, zumindest aber einer gegenüber, zu erhärten. Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden die Tiroler Festspiele angemessene Konsequenzen ergreifen“, hieß es in dem Schreiben weiter.

„Im Auftrag von Dr. Kuhn darf ich Ihnen mitteilen, dass er - zumindest was die 5 in Rede stehenden Damen betrifft - jeden wie immer gearteten sexuellen oder erotischen Kontakt ausschließen kann“, steht abschließend in der schriftlichen Stellungnahme Haselsteiners. Gustav Kuhn hat bisher alle Vorwürfe über seinen Anwalt zurückgewiesen.

Grüne fordern vorläufige Suspendierung

Einen Tag vor der Sitzung des Stiftungsvorstandes der Festspiele Erl drängen die Tiroler Grünen, Koalitionspartner der ÖVP im Land, weiter auf Konsequenzen für Gustav Kuhn. „Der Vorstand muss jetzt handeln“, verlangte Kultursprecher Georg Kaltschmid und forderte Kuhns vorläufige Suspendierung.

Diese müsse bis zur „rechtlichen Klärung der massiven Vorwürfe durch die Staatsanwaltschaft und gegebenenfalls Gerichte“ gelten. Die Reputation des Landes im Umgang mit sexueller Belästigung stehe am Prüfstand, so Kaltschmid in einer Aussendung am Montag. „Das gebietet alleine der Opferschutz, der dem Land Tirol ein zentrales Anliegen ist. Land und Bund haben hier eine Vorbildwirkung“, sagte der Landtagsabgeordnete der Grünen.

Auslastung bei Festspielen gestiegen

Indes zogen die Festspiele Bilanz über die am Sonntag zu Ende gegangene Sommersaison. Knapp 20.000 Besucher kamen in die Unterländer Gemeinde. Die Auslastung habe im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent gesteigert werden können, hieß es. Trotz drei Vorstellungen weniger seien 2018 so viele Karten verkauft worden wie 2017. Als besonders erfolgreich habe sich die Kammermusikreihe erwiesen, die sich mit einer Besucherzunahme von über zehn Prozent immer größerer Beliebtheit erfreute.

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