Kössen: Fünf Jahre nach dem Hochwasser

Das Hochwasser 2013 in Kössen hat die Bevölkerung schwer traumatisiert. 450 Gebäude und 1.000 Personen waren damals betroffen. Die Privatschäden betrugen 40 Millionen Euro. Mittlerweile wurden zahlreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt.

Anfang Juni 2013 regnete es über mehrere Tage lang ausdauernd in Kössen. 14 Stunden lang stieg der Pegel der Großache unaufhaltsam. Schließlich wurde der Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Lage spitzte sich dramatisch zu, erinnerte sich Andreas Paluc, der Feuerwehrkommandant von Kössen fünf Jahre später. Den ganzen Samstag regnete es, am Abend rückte die Feuerwehr bereits zu mehreren Einsätzen aus. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mit Sandsäcken versuchten die Feuerwehrleute, Barrieren gegen das Wasser zu errichten. Im Nachhinein gesehen war es ein Kampf, den das Wasser gewann, als Feuerwehr war man machtlos, so Paluc heute.

Hochwasser Kössen

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Mit Booten mussten die Bewohner 2013 aus ihren Häusern evakuiert werden

Mit der Evakuierung des Ortsteiles Erlau musste begonnen werden, obwohl die Bewohner nicht gehen wollten, berichtete der damalige Bürgermeister Stefan Mühlberger. Die Einheimischen wollten ihre Häuser und Garagen nicht zurücklassen, sie wollten ihr Hab und Gut schützen. Am darauffolgenden Morgen gab es dann aber kein Zurück mehr: Die Leute mussten mit Booten von ihren Häusern abgeholt werden, das war ein wirklicher Katastrophenzustand, so Mühlberger in Erinnerung an die Geschehnisse vor fünf Jahren.

Hochwasser Kössen

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40 Millionen Euro Schäden an Privatvermögen hat das Hochwasser angerichtet

Erinnerungen kaum verblasst

Der heutige Bürgermeister Reinhold Flörl konnte seine Siedlung damals noch mit dem Auto verlassen. In einer Unterführung stand das Wasser bereits knapp einen Meter hoch, mit viel Gas, den Kindern auf dem Rücksitz und den kostbarsten Wertgegenständen wie Dokumenten in einer Plastikkiste konnte Flörl noch wegfahren. Und wie sehr die Evakuierung nötig war, zeigte der Schaden damals: 450 Häuser wurden von den Wassermassen vollkommen überschwemmt und zerstört.

Der Kampf gegen Wassermassen

Feuerwehrmann Christian Enenkel half zuerst anderen, dann musste er zum Einsatz in sein eigenes Haus.

Christian Enenkel, ein betroffener Kössener und Feuerwehrmann, lebt heute im ersten Stock desselben Hauses wie vor fünf Jahren. Die Fassade wurde heuer wiederhergestellt. Die Angst ist geblieben, berichtet Enenkel. Wenn abends große Regenmengen angesagt werden, schaue er in den Keller ob die Pumpe funktioniere und alles für einen möglichen Ernstfall bereit wäre. Enenkels Haus befindet sich nach wie vor in der roten Zone, ebenso wie weitere Häuser der Siedlung. Auch der Hochwasserschutz beim Klärwerk ist noch ausständig. 17 Millionen Euro wurden allerdings in den vergangenen fünf Jahren in den Hochwasserschutz investiert.

Hochwasser Kössen

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Einige Häuser dieser Siedlung befinden sich immer noch in der roten Zone

17 Millionen Euro für mehr Sicherheit

Die Dämme wurden um 1,5 Meter angehoben, teilweise wurden bestehende Mauerwerke erhöht, um ein gewisses Sicherheitspolster für Wassermassen wie 2013 zu haben, berichtet Bürgermeister Reinhold Flörl. Auch ein zusätzliches Notstromaggregat wurde errichtet. Bei einem Stromausfall wie beim Hochwasser 2013 kann die Gemeinde nun 24 weitere Stunden mit Strom versorgt werden.

Hochwasser Kössen

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Verbauungen sollen in Kössen für mehr Sicherheit sorgen

Vom Hochwasser 2013 bleibt neben den persönlichen Erinnerungen aber auch die Erinnerung an überwältigende Hilfe, sowohl im Ort als auch von außen. Allein bei der Feuerwehr waren 250 Leute im Einsatz. Die Angst aber ist trotz der neuen Hochwasserschutzmaßnahmen geblieben, das merkt auch Feuerwehrkommandant Andreas Paluc heute noch bei stärkeren Regenfällen. Das Materielle wurde renoviert, das Seelische ist noch da, wenn die Großache wieder einmal ansteigt, berichtet Paluc.