2.000 Jahre altes Haus wird eröffnet

Am Samstag wird bei Birgitz ein 2.000 Jahre altes Haus eröffnet. Archäologen legten das Haus auf der hohen Birga frei und rekonstruierten es auch teilweise. Bei ihren Arbeiten fanden die Archäologen unter anderem Korallen und Schmuck.

Die bearbeiteten Korallen dürften aus dem Mittelmeerraum stammen, sagte der Archäologe Florian Müller von der Universität Innsbruck. Das zeige, dass Tirol mit seinen weitreichenden Handelsbeziehungen auch vor über 2.000 Jahren Transitland gewesen sei. Die Fundstelle auf der Hohen Birga wurde 1937 entdeckt, 1938 starteten erste Ausgrabungen. Das Haus, das nun eröffnet wird, wurde von den Archäologen aber wenig beachtet, weil es für eine Zisterne, einen Wasserspeicher, gehalten wurde.

Hohe Birga

F. Müller, Universität Innsbruck

Die Hohe Birga, ein Hügel, nördlich von Birgitz

Das Haus im rätischen Baustil weist im Eingangsbereich sehr starke Trockenmauern auf, bei denen zum Teil riesige Steine ohne Mörtel oder Zement passgenau aufeinandergesetzt wurden und teilweise noch heute in einwandfreiem Zustand sind. Das Haus VI ist eines von etwa einem Dutzend Häusern einer Siedlung, die es vor etwa 2.000 bis 2.200 Jahren auf der Hohen Birga gab, erklärte Müller.

Rätisches Haus auf der Hohen Birga

F. Müller, Universität Innsbruck

Genau aufeinander gefügte Trockensteinmauern im Eingangsbereich des Hauses

Teil eines archäologischen Parks

Nach dem Haus X ist das Haus VI das zweite Haus, das von Archäologen vollständig freigelegt wurde. Die beiden Häuser sind nun Teil des archäologischen Parks auf dem Hügel unweit von Birgitz. Das Haus VI wurde in den Hang hineingebaut, das nicht mehr erhaltene Obergeschoß dürfte in Holzbauweise errichtet worden sein. Im inneren des Gebäudes fanden die Forscher noch den originalen Fußboden aus Lehm und eine Herdstelle.

Rätisches Haus auf der Hohen Birga

F. Müller, Universität Innsbruck

Der Eingangsbereich und das Haus

Das Haus wurde teilweise rekonstruiert, damit der Besucher nicht nur ein paar Mauern und Steine sieht, sondern auch ein Raumgefühl bekommt, erklärte der Archäologe von der Uni Innsbruck. Das Haus erwies sich bei den Ausgrabungen sehr reich an Fundstücken, die in einem Museum in Birgitz ausgestellt sind.

Rätisches Haus auf der Hohen Birga

F. Müller, Universität Innsbruck

Blick aus dem Haus in den Eingangsbereich

Jahrzehntelang in Vergessenheit geraten

Der archäologische Fundplatz auf der Hohen Birga war nach seiner Entdeckung und den Grabungen in den Jahren 1949 bis 1956 weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Überreste verfielen und wurden überwuchert, bis vor zwei Jahren der Verein „Archäotop Hohe Birga“ gemeinsam mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck und der Gemeinde Birgitz abermals begannen, den Bereich zu untersuchen.

Bei der Siedlung auf der „Hohen Birga“ handelt es sich um die älteste und größte geschlossene rätische Siedlung in Tirol. Die Räter bewohnten seit dem Ende des sechsten Jahrhunderts vor Christus den Alpenraum vom Unterengadin im Westen bis in das Virgental im Osten und im Süden bis an den Gardasee. Die Siedlung dürfte bei der im Jahr 15 vor Christus beginnenden römischen Eroberung der Alpen niedergebrannt worden sein.

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