Drei Sieger-Start-ups mit Potential

Drei Tiroler Start-ups haben es ins Finale des Euregio-Wettbewerbs „adventure X“ geschafft. Der Wettbewerb wird von der Standortagentur Tirol organisiert und kürt jedes Jahr die erfolgversprechendsten Geschäftskonzepte.

Wie stellt man seinen Businessplan richtig auf und kann das Geschäftskonzept auch am Markt funktionieren? Solche und ähnliche Fragen konnten die Teilnehmer auch heuer wieder im Rahmen von „adventure X“ klären. Die von der Standortagentur Tirol betreute Initiative bietet Jungunternehmern jedes Jahr die Chance, an kostenlosen Expertenkursen teilzunehmen – etwa im Bereich Recht, Finanzierung oder Marketing - und sich anschließend in einem Wettstreit zu messen. Ab heuer beteiligen sich auch Südtirol und Trentino an diesem Projekt.

So bewertet die Jury die Projekte

32 Tiroler Teams haben diesmal teilgenommen. Bewertet hat die Fachjury die Aspekte Umsetzbarkeit, Skalierbarkeit und Innovationspotential der Geschäftsidee sowie das erwartete Marktpotenzial. Die entscheidende Frage lautete jedoch: Würde man in dieses Unternehmen investieren? Bei folgenden drei Unternehmen lautete die Antwort der Jury wohl ohne Zweifel: Ja.

Adventure X

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Swarm Analytics

Platz 1: Swarm Analytics

Dem Innsbrucker Start-up Swarm Analytics wurde das beste Geschäftsmodell attestiert. Die beiden Gründer Georg Westner und Michael Bredehorn haben eine Technologie entwickelt, die es möglich macht, Bilddaten direkt am Aufnahmeort zu verarbeiten, etwa durch die aufnehmende Kamera. Vorbild für die Idee war das Sinnesorgan Auge: Die Informationen gelangen vom Auge direkt ins Gehirn, werden dort verarbeitet und haben dann eine Aktion des Körpers zur Folge. Das versuchten die Gründer auf die Technik umzulegen.

Viel rascheres Reagieren möglich

So könnten Verkehrskameras künftig also Bilder aufnehmen, gleich analysieren und dann eigenständig reagieren. Damit spare man sich den roten Knopf an der Ampel, der durch das unregelmäßige Drücken nur zu Staus führe, erklärt Bredehorn. Das ist allerdings nicht die einzige Anwendungsidee: „Die Daten können auch sonst einen Mehrwert für die Stadt bieten und die Lebensqualität steigern, weil man schnell reagieren kann: etwa auf Verunreinigungen auf der Straße, auf Schlaglöcher, möglicherweise Unfälle.“ Zudem übernehme das System eintönige Arbeiten selbst, wo sonst Angestellte stundenlang nur auf Monitore starren müssten, um Problembereiche zu finden. Auf die Art bleibe Zeit für komplexere Aufgaben.

Bei adventure X habe man gute Tipps bekommen und Ansprechpartner kennengelernt, meint Bredehorn. Nun gehe es an die Produktentwicklung, um künftig auch verschiedene Kunden ansprechen zu können. Dafür suchen die Jungunternehmer übrigens gerade weitere Mitarbeiter.

Adventure X

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gerda Fuhrmann präsentiert Urisalt

Platz 2: Urisalt misst Elektrolythaushalt

Den zweiten Rang bei adventure X erkämpfte sich Gerda Fuhrmann mit ihrem Team. Ihr Start-up Urisalt bietet ein Handgerät an, mit dem sich die Elektrolytwerte des Körpers ganz einfach bestimmen lassen. Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium oder Calcium stellen lebenswichtige Elemente in unserem Körper dar. Bei vielen Menschen liegt jedoch ein Ungleichgewicht vor: So haben Bluthochdruck-Patienten z.B. zu viel Natrium im Körper, während Mukoviszidose-Patienten zu wenig davon haben. Auch Sportler oder ältere Menschen sind von Schwankungen im Elektrolyt-Haushalt betroffen.

Für Messungen brauchte es bislang immer medizinisches Personal bzw. Laboruntersuchungen, die meistens länger dauern. Das Gerät misst die Elektrolyte einfach und schnell über den Urin – daher der Name „Urisalt“. So könne man künftig wesentlich schneller ein Ungleichgewicht feststellen und reagieren, etwa mit entsprechenden Diäten, sagt Fuhrmann, das sei das Ziel.

Adventure X

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Dieser Tragegurt ist vielseitig einsetzbar.

Platz 3: Beltys Tragesystem

Elke Jung belegte mit einem speziellen Tragesystem den dritten Platz. Zwar gebe es durchaus schon diverse Tragegurte, aber die hätten alle einen bestimmten Zweck z.B. als Saxophon-Gurt, erklärt Jung. „Ich habe im Alltag beobachtet, wie oft man etwa vom Einkaufen Taschen oder Kisten nach Hause tragen muss. Vor allem als Frau ist man da körperlich etwas benachteiligt, da Frauen durchschnittlich weniger Muskelmasse haben.“ Aus diesem Grund habe sie einen Schultergurt erfunden, mit zwei Haken, wo etwaige Kisten oder Taschen eingehängt werden können.

Der Vorteil dieses Systems laut Jung: Egal welche Last man trägt, die Tasche rutscht nicht von der Schulter, man hat auch die Hände frei und kann das Gewicht mit dem ganzen Stützapparat tragen. Einzelteile des Beltys werden in Tiroler Betrieben gefertigt. Nun ist Jung noch auf der Suche nach einem Partner für die Näharbeiten am Belty im größeren Stil. Die Nachfrage sei bereits da.

Euregioweite Finalrunde in Innsbruck

Fürs Erste dürfen sich die Sieger des adventure X über das Preisgeld freuen und sich schon mal auf die Euregio-weite Finalrunde in Innsbruck am 7. Juni einstellen, denn erstmals haben sich auch Südtirol und Trentino am Projekt beteiligt.

Die Standortagentur Tirol ist bislang mit dem Ergebnis zufrieden. Immerhin gingen, seit adventure X 2001 gegründet wurde, rund 300 Unternehmen und Unternehmensentwicklungen daraus hervor – mit anderen Worten: über 1.200 Arbeitsplätze, wie es bei der Standortagentur heißt. Viele der Unternehmen seien heute erfolgreich: wie etwa Rolf Brillen aus Holz, Vivax Assist im Bereich E-Bikes oder SynCraft Engineering im Bereich Umwelt- und Verfahrenstechnik.

Mit der Ausweitung des Wettbewerbs auf die Euregio erhoffe man sich ein noch größeres Plus an Innovation und ein breiteres Netzwerk – wohl nicht zuletzt, weil die Euregio mit ihren insgesamt zwei Millionen Einwohnern auch einen beträchtlichen Markt darstellt.

Julia Ecker; tirol.ORF.at

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