Eigenverantwortliches Lernen lernen

Unterricht ganzheitlich gestalten und soziale und methodische Kompetenz vermitteln, das ist das Ziel der Initiative für Cooperatives Offenes Lernen (COOL). Diese Woche gab es dazu Vorträge und Workshops in Innsbruck.

Rund 150 Lehrkräfte und 30 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis tauschten sich diese Woche bei der COOL-Biennale in Innsbruck zu Themen wie „Aus talentierten Kindern selbstbewusste junge Menschen machen“, „Achtsamkeit in der Unterrichtsgestaltung“ und „Das Spannungsfeld zwischen PISA und Bildung fürs Leben“ aus.

Martina Piok, Andrea Winkler

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Eine der COOL-Pionierinnen ist die Tirolerin Martina Piok

In Tirol wird an einigen berufsbildenden mittleren und höheren Schulen nach dem COOL-Prinzip unterrichtet - wie an der HAK/HWL Reutte, der HAK Schwaz, der HAK/HAS Innsbruck der Villa Blanka. COOL-Pionierin in Tirol war die HAK Imst, mit dabei im damaligen Gründungsteam war Martina Piok, die mittlerweile das COOL-Impulszentrum in Wien leitet.

Bereitschaft zur Zusammenarbeit

Für COOL-Unterricht benötige es Klassenlehrerteams, die sich regelmäßig treffen, um zu überlegen, wie sie den Unterricht gestalten, sagt Piok. COOL-Stunden beginnen damit, dass die Lehrperson das Thema kurz erklärt. Danach können die Jugendlichen entweder die Arbeitsaufträge selbständig erfüllen bzw. sich bei Fragen an die Lehrperson wenden. Die Jugendlichen können selbst entscheiden, bis zu welchem Niveau sie den Lernstoff bearbeiten wollen. Die Pflichtaufgaben müssten von allen gemacht werden, erklärt Robert Schmidhofer, COOL-Lehrer an der BHAK/BHAS Innsbruck.

HAK Schülerinnen Katharina und Alexandra mit Lehrer Robert Schmidhofer

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COOL-Lehrer Robert Schmidhofer mit seinen Schülerinnen Katharina (links) und Alexandra

Wenn die Pflichtaufgaben positiv abgeschlossen würden, ergebe das ein „Befriedigend“, so Schmidhofer. Wenn weitere Aufgaben erfüllt würden, könne man sich bis zum „Sehr Gut“ verbessern. Somit haben laut Schmidhofer schwächere Schülerinnen und Schüler genügend Zeit, sich das Basiswissen anzueignen, während schnellere zum nächsthöheren Niveau wechseln. Die Möglichkeit, sich die Note quasi selbst auszusuchen, motiviere viele.

Was ist COOL?

Die LehrerInneninitiative COOL entstand vor 20 Jahren aus einem Projekt an der HAK/HAS in Steyr in Oberösterreich. Lehrerteams sollen die Voraussetzung schaffen, dass Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich lernen und sich weiterentwickeln können.

Selbst verantwortlich für Noten

So wie Alexandra, die im Herbst neu in Schmidhofers Klasse kam, weil sie die Klasse wiederholen musste. Zuerst habe sie Angst gehabt, dass sie den Stoff auch heuer nicht verstehen wird. Mittlerweile stehe sie auf einem „Sehr Gut“. „Ich finde, die COOL-Aufträge motivieren so, dass man immer zur noch bessere Noten will. Man hat so eine Verantwortung, das finde ich viel besser als normalen Unterricht“, so Alexandra. Auch ihrer Schulkollegin Katharina gefällt, dass man selbständig lernen kann und für seine Noten selbst verantwortlich ist.

Auch Schmidhofers Kollegin Andrea Winkler unterrichtet nach dem COOL-Prinzip. Ihrer Ansicht nach kommt nur im eigenständigen Bearbeiten von Aufgaben und Überwinden von Schwierigkeiten der Lernerfolg zustande. Die Stärke von COOL liege in der ganzheitlichen Entwicklung, da man im Unterricht nicht nur Fachwissen vermittle, sondern auch soziale und methodische Kompetenzen vermittle. COOL-Schülerinnen und Schüler träten selbstbewusster auf, könnten ihre Meinung formulieren und teamorientiert arbeiten, so Martina Piok. Die Jugendlichen würden außerdem lernen, sich Ziele zu setzen und zu reflektieren.

Link:

Natalie Wander, tirol.ORF.at