Erl: Kommission soll eingesetzt werden

Das Land Tirol aber auch der ÖGB verlangen volle Aufklärung der Vorwürfe um die Festspiele Erl. Das begrüßt auch Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner, der gleichzeitig aber voll hinter Gustav Kuhn steht.

An das Land Tirol sei diese Woche ein nicht-anonymisierte Anschuldigungen herangetragen worden, erklärte Kulturlandesrätin Beate Palfrader Mittwochabend im „Tirol heute“-Studio. Diese seien an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Die Festspiele Erl und deren künstlerischer Leiter, Gustav Kuhn, waren zuvor wegen anonymer Vorwürfe in Kritik geraten - mehr dazu in Kuhn wehrt sich gegen Vorwürfe. Die Vorwürfe betreffen Lohn- und Sozialdumping sowie sexuelles Fehlverhalten.

Einsicht in Arbeitsverträge

In einer schnell einberufenen Sitzung will Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) Maßnahmen für eine vollständige Aufklärung beschließen. Weiters fordert das Land als Miteigentümer der Stiftung volle Einsicht in die Arbeitsverträge der Künstlerinnen und Künstler. Die in diesem Zusammenhang eingebrachten anonymen Anzeigen wurden von den zuständigen Kontrollbehörden – Tiroler Gebietskrankenkasse, Finanzamt Kufstein/Schwaz und Finanzpolizei – bereits geprüft und entkräftet.

Die Festspiele Erl hätten dem Land gegenüber versichert, alle gewünschten Auskünfte zu geben sowie jedem Vorwurf von strafbaren Handlungen oder unangemessenem Verhalten nachzugehen.

Palfrader fordert volle Transparenz

"Es liegt im Interesse aller Beteiligten, für umfassende Aufklärung zu sorgen. Für die erfolgreiche Zukunft dieses renommierten Festivals ist ein positives Betriebsklima wichtig, das von gegenseitigem Vertrauen und einem respektvollen Miteinander geprägt ist“, so Palfrader in der Aussendung.

Im ORF-Interview kündigte die Landesrätin an, dass sie dem Stiftungsvorstand in einer Sondersitzung kommende Woche vorschlagen werde, eine unabhängige Kommission einzurichten. Erneut betonte sie aber, dass nur Vorfälle untersucht werden könnten, die nicht anonym einlangen.

Beate Palfrader live im Studio

Im Gespräch mit Georg Laich skizzierte Beate Palfrader (ÖVP) die weitere Vorgangsweise rund um die Festspiele Erl.

Die Tiroler Festspiele Erl sind eine Privatstiftung, Land und Bund sind im Stiftungsbeirat vertreten. Die Zuschüsse von Land und Bund belaufen sich auf 1,15 Millionen Euro im Jahr.

Haselsteiner sprich von „Internet-Troll“

Die Vorwürfe von angeblichem Lohn- und Sozialdumping, Lohnwucher, Scheinselbstständigkeit und dergleichen seien schon „längst erledigt“, meinte Haselsteiner und verwies auf entsprechende Untersuchungen durch Tiroler Gebietskrankenkasse und Finanzpolizei. „Und dass wir nicht so viel zahlen können wie die Wiener Philharmoniker und auch keine Gagen bieten können, wie sie die Anna Netrebko erhält, ist auch klar. Denn dann gäbe es nämlich gar keine Festspiele Erl“, argumentierte Haselsteiner, dessen Privatstiftung alleiniger Gesellschafter der Festspiele ist.

Die Anschuldigungen gegen „Maestro“ Gustav Kuhn wegen Fällen angeblicher sexueller Nötigung würden sich indes alle im „anonymen Bereich“ abspielen. Es gebe keine einzige nicht-anonymisierte Anschuldigung gegen Kuhn. Denn jene angebliche ehemalige Erl-Musikerin, die ihm, Haselsteiner, einen offenen Brief geschrieben und die Vorstellung einer Initiative mit mehreren „Opfern von Erl“ angekündigt habe, existiere gar nicht. „Das ist ein Internet-Troll. Diese Person gibt es gar nicht und die hat daher auch nie in Erl gearbeitet“. Haselsteiner stellte sich jedenfalls vehement hinter den „Maestro“, den man „fertigmachen“ wolle: „Jeder steht jetzt offenbar geifernd mit dem Messer bereit und möchte den Kuhn kastrieren“.

ÖGB sieht "dringenden Handlungsbedarf

In der Causa rund um die schweren Vorwürfe gegen die Festspiele Erl und deren Künstlerischen Leiter Gustav Kuhn hat sich nun auch der ÖGB, konkret die „younion - Die Daseinsgewerkschaft Tirol“, zu Wort gemeldet. Deren Vorsitzender Bernd Leidlmair sah in einer Aussendung am Mittwoch „dringenden Handlungsbedarf“. Vonseiten der Staatsanwaltschaft gab es indes noch keine Neuigkeiten zu berichten.

„Die Anschuldigungen sind massiv, in jedem Fall muss ihnen genau nachgegangen werden. Sollte auch nur ein Teil davon wahr sein, muss schnellstens gehandelt und sichergestellt werden, dass dem sofort ein Riegel vorgeschoben wird. Wir fordern volle Aufdeckung und werden unseren Beitrag dazu leisten“, erklärte Gewerkschafter Leidlmair. Er kündigt zudem umfassende Überprüfungen auch im technischen Bereich an: „Wir werden uns genau anschauen, ob die Bühnentechnikerverordnung eingehalten wurde. Auch im Bereich des technischen Personals gilt es, die arbeitsrechtlichen Bestimmungen einzuhalten. Wir schauen da genau hin.“