Kuhn wehrt sich gegen Vorwürfe

Festspielchef Gustav Kuhn wehrt sich gegen schwere anonyme Vorwürfe. Es geht um Lohndumping, schwierige Arbeitsbedingungen und sexuelles Fehlverhalten. Kuhn bezeichnet die Anschuldigungen als „völlig nebulös und diffus“.

Transportiert wurden die anonymen Vorwürfe sowohl über einen Internetblog als auch vom internationalen Verein „Art but Fair“. Für den Verein sind die Tiroler Festspiele Erl ein besonders gravierendes Beispiel für Ausbeutung. In Kritik sind besonders die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung des Orchesters geraten. Während die Staatsanwaltschaft noch prüft, ob sich ein Ermittlungsansatz ergibt, haben die Tiroler Festspiele den Internetblogger Markus Wilhelm nach der Veröffentlichung verklagt.

Diskussion um Arbeitsverträge

„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass Werkverträge erlaubt werden sollen. Es handelt sich hier um ein abhängiges Dienstverhältnis. Da gibt es keine Werkverträge“, sagt Christian Sist, Vorsitzender von „Art but Fair“. Er meint weiter, dass es nicht möglich sei, dass Musiker, die am gleichen Pult sitzen, unterschiedlich viel verdienen. Festspielchef Gustav Kuhn kontert: "Die Anschuldigungen - da brauchen sie nur zu den zuständigen Stellen gehen - sind ein Witz. Und natürlich wird kein russischer Musiker schlechter bezahlt als der „normale europäische" Musiker“, sagt Kuhn. Die Festspiele seien jedes Jahr auf „Herz und Nieren“ geprüft worden.

Festspiele nennen Zahlen

Im letzten Sommer haben in Erl 278 Künstlerinnen und Künstler mitgewirkt - knapp 33 Prozent stammten aus Nicht-EU-Ländern. Das aus Weißrussland stammende Orchester bekommt als Entgelt für den Vorbereitungsaufwand nach Angaben der Festspiele jeden Monat 15.000 Euro überwiesen. Das Tagesgeld in Erl werde zuzüglich bezahlt, auch Anreise, Kost und Logis werden bezahlt.

Gerichte sollen zu Klärung führen

Gustav Kuhn ist auch mit dem Vorwurf der sexuellen Gewalt konfrontiert. „Im Moment gibt es viel Hörensagen. Es geht ja um keine Hexenjagd. Es geht darum, das auf eine rechtsstaatliche Ebene zu stellen. Das wollen wir anzeigen“, sagt Christian Sist von „Art but Fair“. Kuhn setzt auf „ruhig prüfen“. Er führt aus: „Wir haben einen Rechtsstaat und wenn das Gericht zu dem und dem Urteil kommt, dann ist es so. Und bevor das Gericht nicht zu seinem Urteil kommt, ist es so nicht. Das sagt unser Rechtsstaat. Das wäre mir wichtig.“

Für alle Anschuldigungen gilt derzeit die Unschuldsvermutung. Die Tiroler Festspiele Erl sind eine Privatstiftung, Land und Bund sind im Stiftungsbeirat vertreten. Die Zuschüsse von Land und Bund belaufen sich auf 1,15 Millionen Euro im Jahr.