Brenner-Basistunnel als Touristenattraktion

Seit dem Rekordtief an Nächtigungen 2014 hat das Wipptal mit neuen Schwerpunkten ein Gästeplus erzielt. Künftig soll auch der Brenner-Basistunnel zu mehr Nächtigungen im Wipptal und den Seitentälern beitragen.

Mit nur 275.000 Nächtigungen war das Jahr 2014 für das Wipptal das schwierigste Jahr bisher. In den letzten drei Jahren konnten die Nächtigungen aber ständig gesteigert werden, zuletzt wurden im Jahr 2017 320.000 Nächtigungen verzeichnet. Dieses Plus konnte trotz der sinkenden Bettenzahlen erzielt werden.

Steinach am Brenner

Hermann Hammer

Der Verkehr rund um das Wipptal sorgte nicht immer für beste touristische Bedingungen

Die Natur nutzen

Grund dafür ist ein Wechsel der Positionierung, erklärte Kurt Hasenbacher, der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Wipptal. Im Winter habe man nach 2014 versucht, wegen des vergleichsweise kleinen Skigebietes Bergeralm umzuschwenken auf die Natur. Man habe versucht, „die Natur ins Spiel zu bringen“ so nennt es Hasenbacher. Vermehrt wurden Winterwanderungen und Skitouren beworben.

Beim Blick zurück: Padauner Kogel, Wipptal, Nordkette

ORF/Gogl

Im Valsertal wird vermehrt auf Skitouren gesetzt

Dieser Wechsel sei notwendig gewesen, meinte Hasenbacher. Über dem Wipptal hänge seit langem das „Damoklesschwert des Verkehrsstroms“, zu hohe Verkehrszahlen über den Brenner würden für negative Werbung sorgen. Dem will man mit Kultur und Landschaft entgegenwirken.

Gesundheitswandern als Sommerattraktion

Auch im Sommer wurde der Schwerpunkt geändert, einen wichtigen Platz nimmt hier das „Gesundheitswandern“ ein. Das treffe den Nerv der Zeit, hier arbeite man auch verstärkt mit Deutschland zusammen, erklärt Hasenbacher. Es seien vor allem Gäste, die zur Vorsorge für etwa eine Woche zum Wandern beispielsweise von der Krankenkassa hergeschickt werden. Das habe die Nächtigungszahlen positiv beeinflusst. Bei der Einführung habe man versucht, viele Betriebe in der Gegend miteinzubeziehen. Ausgebildete Physiotherapeuten oder Sportmediziner wirken hier mit, auch die umliegenden Versorgungsbetriebe wurden miteinbezogen.

Kirche und Wasserfall

Mühlendorf Gschnitz

Mit einem ganzheitlichen Konzept wollen das Wipptal und seine Seitentäler bei den Gästen punkten

Ernährungsberater haben beispielsweise die Betreiber von Hotels und Ausflugsgasthöfen dahingehend geschult. Somit finden die Gäste ein komplettes Konzept vor, erklärt Hasenbacher. Hier achte man auch darauf, alle Seitentäler einzubinden, und so den Gästen täglich eine andere Landschaft zu bieten. Das werde hervorragend angenommen, so Hasenbacher. Dieses Konzept soll in Zukunft noch weiter ausgeweitet werden, etwa mit spirituellen Kursen beim Bildungshaus St. Michael in Pfons oder beim Wallfahrtsort Maria Waldrast. Daraus erhoffe man sich weitere positive Entwicklungen, auch für die Nächtigungen.

Die Tunnelwelten

Die Tunnelwelten wurden 2016 gestartet, neben einem Infocenter in Steinach werden seit April 2017 auch Führungen im Tunnelsystem durchgeführt. 34.000 Besucher haben die Tunnelwelten bisher besucht.

Tunnelbau als Chance für Tourismus

Seit 2009 sucht man beim Tourismusverband auch die Zusammenarbeit mit dem Brenner-Basistunnel. Hierfür wurden vom Tourismusverband in Kooperation mit der Tunnelbaugesellschaft die Tunnelwelten geschaffen, eine große Ausstellung mit Erlebnisbereich. Dort werden Informationen und interaktive Elemente zum Tunnelbau und speziell auch zum Bau des Brenner-Basistunnels angeboten, auch Führungen in den Tunneln finden statt.

Das Projekt funktionere für Tagesgäste gut und bringe auch Einnahmen, bei den Nächtigungen bringe es aber kaum Erfolge, erklärt Hasenbacher. Hier wolle man anknüpfen: Hasenbacher wünscht sich, dass in Zukunft häufigerer Zugang zu dem Tunnel selbst möglich ist, und dort mehr Führungen durchgeführt werden können.

Brenner-Basistunnel

ORF

Der TVB Wipptal erhofft sich, dass das riesige Tunnelsystem im BBT künftig mehr für Führungen genutzt werden kann

Wipptal will lange Bauzeiten nutzen

Führer und interessierte Busunternehmen seien vorhanden, und die Ankündigung Bayerns, die Zubringerstrecken erst 2040 fertigzustellen könne man nützen, so Hasenbacher. Er erhofft sich mit den vermehrten Führungen, technisch interessierte Gäste anzulocken, die sich etwa auch die Airbus-Werke in Hamburg oder den Gotthard-Tunnel in der Schweiz anschauen. Diese Gäste würden erfahrungsgemäß drei bis fünf Tage bleiben, so Hasenbacher und damit einen großen Unterschied bei den Nächtigungszahlen machen.

Derzeit verhandle man mit der Tunnelbaugesellschaft des BBT darüber. Hier müsse man aber abwarten, bis eine Baufirma den Zuschlag für den nächsten Bauabschnitt erhalten hat. Das sei wichtig, um Logistik und Sicherheitsfragen abzuklären.