Experten bieten Opfern Hilfe an

Für Opfer sexueller Gewalt gebe es in Tirol gute und professionelle Anlaufstellen, sagt die Leiterin der Tiroler Kinderschutzzentren. Sie empfiehlt Betroffenen, das Angebot zu nutzen. Es müsse hingeschaut und nicht zugedeckt werden.

Bei von sexueller Gewalt betroffenen Kindern sind es oft Menschen aus dem Familienumfeld, die als erstes professionellen Rat suchen. Sehr häufig haben Opfer aber auch erst im Erwachsenenalter den Mut, sich den traumatischen Kindheits- und Jugenderlebnissen zu stellen. Hüttemann empfiehlt Betroffenen, sich professionelle Unterstützung und Hilfe durch den Tiroler PsychotherapeutInnenverband zu holen: „Es ist möglich, sich über die Krankenkasse die Therapieleistung finanzieren zu lassen, nur ein geringer Selbstbehalt ist zu zahlen.“

Karin Hüttemann, Kinderschutzzentren Tirol

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Karin Hüttemann

Sich an die Öffentlichkeit zu wenden, wie es Nicola Werdenigg getan hat, sei nur anzuraten, wenn ein Opfer die eigene Geschichte sehr gut aufgearbeitet habe. Dazu brauche es enorm viel Kraft und Mut, so Hüttemann.

Vereine brauchen Vertrauenspersonen

Zur Reaktion des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) auf die Vorwürfe sagt Hüttemann, dass es in Einrichtungen wie Sportverbänden wichtig wäre, dass hingeschaut und nicht zugedeckt wird: „Es soll schon von Vornherein Vertrauenspersonen geben. Das gibt es nicht, dass zuerst veröffentlicht wird, dass man nicht davon gewusst habe und es sowas nie gegeben habe. In so großen Einrichtungen, die noch dazu patriarchal organisiert sind, kann man davon ausgehen, dass eher was zugedeckt als aufgedeckt wird.“

Eva Kathrein, 100 Prozent Sport

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Eva Kathrein

Externe Experten werden empfohlen

Der ÖSV hat im Zuge der aktuellen Diskussion Präventiv-Maßnahmen angekündigt, von vermehrten Trainer-Schulungen bis hin zu einer Verstärkung für die ÖSV-Damenbeauftragte - mehr dazu in Land und ÖSV reagieren auf Missbrauchsvorwurf. Für den Verein „100 Prozent Sport“ mit seinem Schwerpunkt Chancengleichheit greifen diese Maßnahmen zu wenig: „Wir empfehlen bei solchen Vorfällen immer, dass man sich externe Personen holt, die das Ganze neutral begutachten und informieren. Es ist sicher gut, wenn man eine Damenbeauftragte im Verband hat, aber externe Leute können noch einmal anders damit umgehen. Es stecken ja auch noch andere Fachbereiche – wie etwa Psychologen – dahinter, die man zu Rate ziehen kann“, sagt die für Westösterreich zuständige Referentin Eva Kathrein.

Opfer sexueller Belästigung und Gewalt können telefonisch und im Internet Hilfe finden. Unter 0800 222 555 ist die Frauenhelpline gegen Gewalt erreichbar, die Männerberatung unter 01/603 28 28. Im beruflichen Umfeld berät die Gleichbehandlungsanwaltschaft.

Land richtet Erstanlaufstelle für Opfer ein

Das Land Tirol richtete eine Erstanlaufstelle für Opfer von länger zurückliegenden Übergriffen in Landeseinrichtungen ein. Dies teilte das Land am Freitag mit. Ehemalige Internatsschülerinnen - und -schüler der Ski-Mittelschule Neustift, ehemals Skihauptschule Neustift, sowie des Skigymnasiums Stams, die von sexualisierter Gewalt und sexuellen Übergriffen zu berichten haben, könnten sich bei der Anlaufstelle für Opferschutz des Landes Tirol melden, hieß es. Diese ist von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 11.30 Uhr unter der Telefonnummer 0512/508 3795 erreichbar.

Kostenlos und auf Wunsch anonym

Für Kinder und Jugendliche, die aktuell von sexualisierter Gewalt, sexuellen Übergriffen und Missbrauch betroffen sind, stehe die Tiroler Kinder und Jugend GmbH mit Beratung und Hilfe unter Tel. 0512/58 37 57 vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym als Ansprechpartner zu Verfügung, informierte das Land.

Auch die Kinder-und Jugendanwaltschaft helfe vertraulich, kostenlos und anonym (Tel. 0512/508 3792). Zudem habe der Landesschulrat für Tirol eine Kriseninterventionsstelle der Schulpsychologie eingerichtet (Tel. 0512/520 33 540).

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