Auch Skigymnasium-Direktor erlebte Übergriff

Seit dem Bekanntwerden von sexueller Gewalt gegen die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg kommen beinahe täglich neue Details an die Oberfläche. Der Direktor des Skigymnasiums Stams berichtet, dass auch er in seiner Jugend einen Übergriff erlebt hat.

Arno Staudacher ist der Direktor des Skigymnasiums Stams. Er war zwischen 1996 und 2010 Nachwuchs-Cheftrainer beim ÖSV und in seiner Jugend auf einem Trainingslager. Auf diesem Lager auf Bezirksebene, wie Staudacher sagt, hat er erlebt was „Pastern“ ist: „Ich kenn das unter Burschen, dass die Älteren die Jüngeren sozusagen eingeweiht haben. Da wurde gezeigt, wo es lang geht. Da hat man den Hintern ein bissl mit Schuhcreme eingerieben bekommen. Das ist eine Erfahrung, die ich persönlich gemacht habe. Aber von anderen zwischengeschlechtlichen oder gröberen Vorfällen, etwa Genitalbereich-Pastern ist mir nichts bekannt.“

„Pastern“ wurde nicht geduldet

Das „Pastern“ sei von den verantwortlichen Erwachsenen aber nicht geduldet oder gar gefördert worden, so Staudacher. Die älteren Kameraden hätten es wohl als Jux gesehen. Er selbst habe es damals aber nicht lustig gefunden. Er habe sich „ordentlich gewehrt“ und es habe dann auch keinen zweiten Versuch mehr gegeben.

Auch Nicola Werdenigg, ehemalige ÖSV-Skirennläuferin, die den Stein um den Missbrauch im Sport in Österreich ins Rollen gebracht hat, berichtete von der Existenz dieses Aufnahmerituals: "Das gab es in diversen Ski-Umgebungen. Das war das Einschmieren der Genitalien mit Schuhpaste, und das war gang und gäbe. Wer das nicht mitgekriegt hat, hat es wahrscheinlich vergessen oder verdrängt.“ Auch aus dem Fußballbereich ist das „Pastern“ als Aufnahmeritual im Übrigen bekannt.

Werdenigg möge Namen nennen

In seiner aktiven Zeit als Nachwuchs-Cheftrainer beim ÖSV habe Arno Staudacher von „Pastern“ oder anderen sexuellen Übergriffen nichts mitbekommen, wie er sagt. Er begrüße aber, dass Nicola Werdenigg ihre Erlebnisse öffentlich gemacht hat. Gleich wie der Skiverband wünscht sich Staudacher aber, dass sie die Namen der Missbrauchs-Täter bekannt gibt. Sonst käme der ganze Skisport zu Unrecht in Verruf, meint Staudacher - mehr dazu in Missbrauch: ÖSV will Details und Namen.

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