Land und ÖSV reagieren auf Missbrauchsvorwurf

Die Missbrauchsvorwürfe der früheren Tiroler Skirennläuferin Nicola Werdenigg (ehemals Spieß) betreffen sowohl den ÖSV als auch die Skihauptschule Neustift. Das Land und der Skiverband kündigen Maßnahmen an.

Jeder einzelne Missbrauchsfall sei einer zuviel, reagiert Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) auf die jüngsten Vorwürfe der ehemaligen Skirennläuferin Nicola Werdenigg. Diese hat von massiven sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch während ihrer Zeit im Ski-Hauptschulinternat und später als Skirennläuferin berichtet - mehr dazu in Missbrauch: Werdenigg bricht Tabu auf.

Weitere Opfer sollten sich melden

Seitens des Landes schließt man nicht aus, dass sich jetzt noch weitere Opfer von damals melden. Deshalb wird das Land die dementsprechende Stelle in der Kinder und Jugend GmbH ab sofort verstärken, so Palfrader. Diese Opfer-Hotline ist laut Land dezidiert auch für Erwachsene, die in ihren jungen Jahren sexuell oder psychisch missbraucht worden waren.

Werdenigg: „Übergriffe keine Einzelfälle“

Nach den Vorwürfen über sexuelle Übergriffe im Skisport bekräftigt Werdenigg im ZiB 2-Interview , dass es sich dabei nicht nur um Einzelfälle gehandelt habe.

Auch Schock für Ski-Mittelschule-Neustift

Mit großem Bedauern reagiert auch der Direktor der Ski-NMS, Thomas Wirth. Vor allem über das Ausmaß der glaubwürdig geschilderten Vorkommnisse sei er geschockt. Die Vorwürfe Werdeniggs, die bis 1972 die Schule besuchte, nehme man zum Anlass, um die geltenden strengen Richtlinien bei Lehrern, Erziehern und Trainern erneut im Bewusstsein zu vertiefen.

Er selbst sei seit 1987 an der Schule und seit 2013 Direktor. Von ähnlichen Vorfällen sei ihm in dieser Zeit nichts zu Ohren gekommen. Auch die seit Jahren installierten Vertrauenslehrern seien in keinem Fall mit Machtmissbrauch oder sexueller Belästigung konfrontiert worden, so Wirth. Die Erzieher im Internat hätten heutzutage zudem eine fundiert pädagogische Ausbildung.

ÖSV beschloss Präventivmaßnahmen

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) setzt als Reaktion auf Berichte über sexuelle Übergriffe in den 1970er-Jahren Präventivmaßnahmen. Wie der ÖSV verlautete, habe die Präsidentenkonferenz am Mittwoch nach breiter Diskussion über „das 45 Jahre zurückliegende Thema ‚sexuelle Übergriffe im Sport‘ von Nicola Werdenigg“ einstimmig ein Paket an vorsorglichen Schritten beschlossen.

Petra Kronberger

Privat

Petra Kronberger

So werde der „bereits 2015 von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger ÖSV-Vizepräsidentin Roswitha Stadlober im Bedarfsfall zur Seite stehen“, hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Weiters will der ÖSV weiterhin alle möglichen Maßnahmen treffen, um eventuelle Übergriffe und sexuelle Belästigungen präventiv zu verhindern, und bei Bekanntwerden von Verstößen wolle man mit „aller Härte“ durchgreifen, wurde betont.

Außerdem sollen alle Betreuer nochmals informiert und aufgefordert werden, den Aktiven mit dem nötigen Respekt zu begegnen. Auch in der Trainerausbildung werde das Thema künftig verstärkt behandelt, führte der Skiverband aus.

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