Experten erforschen NS-Zwangsarbeit in Haiming

Am Montag ist die Expertenkommission zum NS-Zwangsarbeiterlager in Haiming vorgestellt worden. Sie soll auch die Auswirkung von Zwangsarbeit auf die Elektrizitätswirtschaft in Tirol erforschen.

Unter dem Namen Kommission „Zwangsarbeit und Elektrizitätswirtschaft“ beleuchtet eine Expertengruppe die Vergangenheit der Tiroler Elektrizitätsbetriebe, besonders der TIWAG. Unter der Leitung des Historikers Manfred Grieger forschen Christoph Haidacher, Direktor des Tiroler Landesarchivs, und Thomas Albrich vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck über diesen Abschnitt der Tiroler Geschichte.

Zusammen mit Oskar Dohle, Direktor des Salzburger Landesarchivs, und Mark Spoerer von der Universität Regensburg legt die Forschungsgruppe ihren Fokus auf den Einfluss von Zwangsarbeit auf die wirtschaftliche Entwicklung der Tiroler Energiebetriebe während des Nationalsozialismus. Es sollen auch noch Fachleute der Universität Innsbruck eingebunden werden.

Zwangsarbeiter im Kraftwerksbau

Anlass für die Arbeit der Kommission ist der Verkauf von 200.000 Quadratmetern durch die TIWAG in Haiming an den Speckhersteller Handl - mehr dazu in Aufregung um TIWAG-Grundstücksgeschäft . Dabei fühlten sich die Erben der vormaligen Grundstücksbesitzer übergangen. Sie argumentieren, dass die Grundverkäufe in Haiming an die Nazis damals unter fragwürdigen Umständen stattfanden. Die Nazis nutzten dann das Grundstück als Lager für Zwangsarbeiter, die vor allem für Arbeiten am damals geplanten Großkraftwerk Ötztal eingesetzt wurden.

Die Firma Handl hat die Geschichte in Haiming mit dem Bundesdenkmalamt aufgearbeitet - mehr dazu in Nazi-Gründe: Handl fordert volle Aufarbeitung . Die TIWAG kündigte eine Öffnung ihrer Archive an. Das Land beschloss die historische Aufarbeitung - mehr dazu Untersuchung zu NS-Zwangsarbeiterlager .

Erste Unterlagen gesichtet

Nach einer ersten Begutachtung von Aufzeichnungen des früheren Gendarmeriepostens in Haiming, Unterlagen des Landesarchivs Tirol und anderer Quellen vermuten die Experten, dass Zwangsarbeit zur Zeit des Nationalsozialismus kein unbedeutender Faktor in Tirol war. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass der Einfluss von ausgebeuteten Arbeitskräften auf die Entwicklung der Tiroler Elektrizitätswirtschaft größer ist als bisher angenommen. Dieser Bereich ist allerdings noch wenig erforscht. Die Kommission um Grieger nimmt den Fall Haiming zum Anlass für eine breitere Untersuchung der Zwangsarbeit in Tirol.

Regelmäßige Berichte

Bis zum Frühjahr 2018 sollen erste Ergebnisse über Haiming vorliegen. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen regelmäßige Zwischenberichte genauere Einblicke in diesen Teil der Geschichte der Tiroler Kraftwerksbetriebe liefern. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat die Expertenkommission initiiert.