Kuhattacken: Hundehalter gefordert

Wie die Begegnung zwischen Kühen und Wanderern mit Hund verläuft, hängt in erster Linie vom Hundehalter ab. Neben ausreichend Abstand zur Kuhherde sei es unabdingbar, das Verhalten des eigenen Hundes richtig einschätzen zu können, so ein Experte.

Paul Ferstl, ganzheitlich orientierter Hundeverhaltenstrainer aus Telfs, fordert Hundebesitzer, die mit ihrem Vierbeiner auf Almen wandern gehen, zu mehr Eigenverantwortung auf: „Man darf nicht den Bauern die Schuld geben, die Kuh kann nichts dafür und der Hund auch nicht. Der Einzige, der in der Verantwortung steht, ist der Hundehalter.“ Zu Problemen komme es vor allem deshalb, weil viele Hundehalter das Verhalten ihres Hundes nicht kennen und nicht lesen können.

INzinger Alm

ORF/Natalie Wander

Wenn man mit Hunden eine Mutterkuhweide unbedingt überqueren muss, dann nur in angemessenem Abstand zu den Kühen

Hunde mit Situation oftmals überfordert

Viele Hunde seien mit der Begegnung mit Kühen überfordert, da sie im Alltag selten bis nie in Kontakt mit ihnen kommen, so Ferstl. „Ein Hund, der in der Stadt aufwächst, kennt keine Kühe und wenn er dann auf die Alm kommt, bekommt er es mit der Angst zu tun. Der Hund hat dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder flüchten oder kämpfen.“ Deutlich entspannter fällt der Kuh-Hund-Kontakt meist dann aus, wenn der Hund bereits in der Prägephase als Welpe oder Junghund mit Kühen in Kontakt gekommen ist.

Wer als Hundehalter die Reaktion seines Hundes auf Kühe nicht kennt, sollte deshalb die direkte Konfrontation mit Kuhherden vermeiden - insbesondere mit Mutterkuhherden.

INzinger Alm

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Die Kühe genießen die Zeit auf der Inzinger Alm

Gregor Haslwanter, Almpächter der Inzinger Alm, fällt auf, dass vielen Menschen der Bezug zu den Tieren, in dem Fall zu den Kühen, verloren gegangen ist. „Manche setzen sich mit Hund und kleinen Kindern mitten in die Herde und machen dort ein Picknick. Für die Kühe ist das gerade zu Beginn der Almsaison alles neu, vor allem für die Kälber. Deshalb sollte man das auf keinen Fall tun“, so Haslwanter.

INzinger Alm

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Almpächter Gregor Haslwanter und Hundeverhaltenstrainer Paul Ferstl

Er plädiert dafür, die Hunde anzuleinen und wenn möglich in deutlichem Abstand an den Herden vorbeizugehen. Wenn die Kuh zielorientiert auf den Wanderer losgeht oder losläuft, sollte man nicht weglaufen, so Haslwanter. „Wenn man sich bedroht fühlt, den Hund auslassen. Wenn man einen Stecken dabei hat, nicht sofort hauen - aber wenn es nicht anders geht auf die Ohren, dann drehen sie um. Und wenn die Kuh richtig aggressiv ist, läuft sie sicher dem Hund nach und nicht dem Menschen“, ist Haslwanter überzeugt.

Leine loslassen kein Allheilmittel

Hundeverhaltenstrainer Paul Ferstl merkt allerdings an, dass es Hunde gebe, die im Ernstfall nicht davonlaufen, sondern sich hinter dem Besitzer verstecken. Größtmöglich ausweichen oder Umkehren seien deshalb die einzigen Möglichkeiten, einer Konfrontation garantiert aus dem Weg zu gehen, so Ferstl.

Natalie Wander; tirol.ORF.at

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