Motorradparadies für Bewohner die Hölle

Anrainer an der Hahntennjochstraße klagen über den starken Motorradverkehr. Manche fordern ein absolutes Motorradverbot auf dieser Strecke. Polizeikontrollen am Wochenende zeigten, dass sich viele Motorradfahrer in Tirol nicht an Limits halten.

Touren durch Tirol und über Tiroler Pässe sind unter Motorradfahrern aus dem In- und Ausland sehr beliebt. Eine vor allem am Wochenende stark befahrene Strecke ist jene über das Hahntennjoch von Imst im Oberland ins Lechtal. Für die Menschen in Bschlabs wird dieser Motorradtourismus immer mehr zur Motorradhölle, denn hunderte Motorräder knattern an einem sonnigen Wochenendtag durch die enge Gasse mitten durchs Dorf.

Ruhige Wochenenden nur im Winter

„Die ersten Motorradfahrer kommen um sechs Uhr früh, dann geht es teilweise bis 22.00 Uhr. An verlängerten Wochenende geht es am Donnerstag und Freitag Richtung Süden, am Sonntag dann Richtung Norden“, so Anrainer Karl Perl. Unerträglich sei der Lärm inzwischen, ein Aufenthalt vor dem Haus sei zu solchen Zeiten nicht auszuhalten.

Motorräder Hahntennjoch

ORF/Hager

Die Hahntennjochstraße

Vielen Motorradfahrern fehle es an Disziplin, beklagt Anrainer Andreas Krabacher. In manchen Kurven würden sie auf die Gegenfahrbahn kommen – „wenn du da nicht aufpasst, hast du ihn drinpicken“. Auch für Fußgänger ergeben sich oftmals gefährliche Situationen.

Zahlreiche Einsätze für Feuerwehr

Die vielen Unfälle belasten auch die Männer von Freiwillige Feuerwehr Bschlabs. An manchen Wochenenden passieren bis zu vier Unfälle täglich – „da muss erst einmal einer die Zeit dazu haben“, so Krabacher. Auch langjährige Stammgäste des einst ruhigen Ortes beginnen Bschlabs zu meiden, sagt Krabacher. Das sei für das Bschlaber Tal ein großes Problem. Das einzige, was helfen würde, wäre ein absolutes Motorradfahrverbot, meint Anrainer Karl Perl.

Wahnsinnsfahrt im Unterland mit über 200 km/h

Fast 1.000 Motorradlenker musste die Polizei am verlängerten Fronleichnamswochenende in Tirol beanstanden. Auf der Loferer Straße überholte ein Motorradfahrer mit über 200 km/h und das trotz Gegenverkehr und Sperrlinie. Die Polizei erwischte den österreichischen Motorradlenker auf der Loferer Straße bei Bruckhäusl in einem Bereich, wo 100 km/h erlaubt sind.

Auch in Ortsgebieten waren einige Motorradlenker viel zu schnell unterwegs. So wurden in Kössen, Kitzbühel, Sillian, Hall und Seefeld jeweils Lenker erwischt, die trotz des 50-km/h-Limits mit etwa 100 km/h unterwegs waren. Auf der Felbertauernstraße zog die Polizei einen Motorradlenker aus dem Verkehr, der mit 180 km/h unterwegs war und in Imst raste ein deutscher Motorradfahrer mit 97 km/h durch eine 30-er Zone.

Überholen trotz Verbots und Sperrlinie

Insgesamt wurden von der Polizei 784 Motorradlenker wegen zu hoher Geschwindigkeit beanstandet, 212 Lenker wegen diverser anderer Delikte wie das Überfahren von Sperrlinien oder die Missachtung von Überholverboten. Am Sonntag und am Montag ereigneten sich in Tirol insgesamt zwei tödliche Motorradunfälle. In Kössen kollidierte ein Lenker mit dem entgegenkommenden Auto eines 18-jährigen, der alkoholisiert am Steuer saß und auf der Brennerstraße geriet ein Motorradlenker auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit einem Betonmischwagen – mehr dazu in Tödliche Zweiradunfälle auf Tirols Straßen.