Nach Kuhangriff: Diskussion über Hunde

Der jüngste tödliche Zwischenfall mit einer Kuh hat die Debatte über Hunde auf Almen neu entfacht. In der Landwirtschaftskammer wird das Konzept der „gelenkten Wege“ diskutiert, ein Verbot für Hunde schließt ihr Präsident aber aus.

Hunde sollen sich in den Bergen in Zukunft nicht mehr in der Nähe von Mutterkuhherden aufhalten können. Es gebe die Überlegung, so der Direktor der Landwirtschaftskammer Ferdinand Grüner, dass man für Wanderer mit Hunden in den Tiroler Bergen nur noch „gelenkte Wege“ freigibt. Das müssten Wege sein, so Grüner am Donnerstag im „Tirol heute“-Interview, die nicht an Mutterkuhherden vorbeiführen.

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Direktor der LW-Kammer in „Tirol heute“

Ähnlich wie für Mountainbiker könnten Wege in den Bergen vorgegeben werden, auf denen sich Mutterkühe und Hunde nicht kreuzen, wünschen sich manche Bauern.

Almwirtschaft nicht in Frage stellen

Die Landwirtschaftskammer selbst stehe diesem Vorschlag einiger Mitglieder allerdings „skeptisch gegenüber“, so Grüner. Beschränkungen für Hundebesitzer gingen mit „Ausweisungen und Verboten“ einher. Eine solche Maßnahme müsse man sich „noch gut überlegen“. Klar ist für den Bauernvertreter allerdings, dass man die „Almwirtschaft nicht in Frage stellen könne“ und dass man Mutterkühe nicht im Tal lasse. Auch schloss der Interessensvertreter aus, die Kälber von den Kühen zu trennen. Das widerspreche der Mutterkuhhaltung, sagte Grüner.

Wanderin mit Hund

ORF

Sollen für Wanderer mit Hunden manche Wege gesperrt werden?

Kammerpräsident fordert mehr Eigenverantwortung

Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Hechenberger, sprach sich am Freitag gegen ein diskutiertes generelles Hundeverbot auf Almen aus. „Davon halte ich wenig, schließlich profitieren Almwirtschaft, Tourismus und Freizeitwirtschaft von einem guten Miteinander, das auch in Zukunft möglich sein muss“, sagte Hechenberger auf APA-Anfrage.

Vorstellen kann sich der LK-Präsident hingegen eine „gesonderte Ausweisung von Wegen, die solche Weiden kreuzen“. „Es könne nicht sein, dass die Almwirtschaft infrage gestellt wird. Vielmehr werden wir noch stärker auf Bewusstseinsbildung setzen und ich appelliere einmal mehr an die Eigenverantwortung der Wanderer, nach Möglichkeit Abstand zum Weidevieh zu halten“, meinte der Präsident zudem.

Problembewusstsein erst seit einigen Jahren

Bei dem Vorfall in Erl wurde eine 70-jährige Einheimische, die mit ihrem Hund und einer weiteren Hundebesitzerin im Kranzhorngebiet bei Erl unterwegs war, von einer Mutterkuhherde getötet - mehr dazu in 70-Jährige stirbt nach Kuhattacke. Man werde weiterhin an der Bewusstseinsbildung der Freizeitsportler arbeiten, so Kammerdirektor Grüner. Dieser Prozess habe bereits 2014 begonnen, als im Stubaital eine deutsche Hundebesitzerin von Mutterkühen getötet wurde. Nun klagen der Witwer und der Sohn der verstorbenen Frau in einem Zivilverfahren auf Schadenersatz - mehr dazu in Kuhattacke: Keine einvernehmliche Lösung.

Warnschild Weidevieh

ZOOM.Tirol

Die Schilder, die vor Mutterkühen warnen, werden von den Almbauern seit Jahren gut angenommen, so die Landwirtschaftskammer.

Das Wandern mit Hunden im Bereich von Mutterkuhherden sei „einfach gefährlich“, so Grüner. Dieses Wissen um die Gefahr müsse Hundebesitzern weiterhin deutlich gemacht werden.