Brenner-Basistunnel am Rand Afrikas angelangt
Der größte Teil von Tirol ist Teil des afrikanischen Kontinents. Was heute geographisch nicht mehr stimmt, stimmt aber für die Geologie, wenn man die Herkunft der Gesteine betrachtet. Im Zuge der Bildung der Alpen wurde ein Teil von Afrika über den dazwischenliegenden Ozean und zum Teil auch noch über den Rand des damaligen europäischen Kontinents nach Norden geschoben, sodass die Gesteine im heutigen Tirol zum Großteil afrikanischer Herkunft sind.

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Fachleute erkennen genau hier das Ende Afrikas
Man kann die Hand auf die Grenze Afrikas legen
Bei der Bohrung des Erkundungsstollens vom Ahrental bei Innsbruck in südliche Richtung hat nun die Tunnelbohrmaschine den Rand zwischen dem alten afrikanischen Kontinent und dem Ozean durchbohrt. Der für den Brenner-Basistunnel zuständige Geologe Andreas Töchterle erklärt, 600 Meter unter dem Arztal bei Ellbögen in den Tuxer Alpen habe die Tunnelbohrmaschine diese Grenze so klar freigelegt, „dass man die Hand drauf legen kann“. Die Grenze habe man früher als erwartet erreicht, da sie aber in Falten liege, habe man die Grenze zwischen Afrika und den Ablagerungen des Meeres mehrfach durchbohrt.

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Profil durch die Alpen: Gelb sind die Bereich afrikanischer Herkunft, blau Ablagerungen des ehemaligen Ozeans und grün der europäische Bereich
In weiterer Folge wird der Brenner-Basistunnel im Bereich zwischen Valser Tal und Venntal auch die Gesteine des ehemaligen Europa erreichen, ehe dann in südlicher Richtung hin wieder Afrika erreicht wird. Genau genommen sprechen Geologen aber nicht von Afrika, sondern von der Adriatischen Platte.

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Die Lage des Tauernfensters, die schwarze Linie entspricht der Lage des Profilschnittes oben
Im Laufe der unteren Kreidezeit (145-100 Millionen Jahre vor heute) löste sich diese Platte von Afrika und bewegte sich nordwärts auf Europa zu. Sie überfuhr in Folge den dazwischen liegenden penninischen Ozean und auch noch Teile von Europa.

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Die afrikanischen Gesteine wurden nach Norden über den Ozean geschoben
Durch eine vor etwa 30 Millionen Jahren einsetzende massive Hebung und Abtragung von Einheiten der adriatischen Platte kamen die darunterliegenden Gesteine des Ozeans und Europas schließlich erneut zum Vorschein. Diese Zone erstreckt sich heute in einem etwa 30 bis 50 Kilometer breiten Streifen vom Brenner ostwärts bis zum Beginn der Niederen Tauern in Salzburg und heißt bei Geologen „Tauernfenster“, weil es Einblick in tiefer liegende Gesteinseinheiten gibt.
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Hermann Hammer; tirol.ORF.at