Würmer liefern Rezept für Medizinkleber

Tierische Klebstoffe stehen derzeit im Fokus eines Forschungsprojekts an der Universität Innsbruck. Plattwürmer haben besondere Klebefähigkeiten und könnten die Basis für einen biologischen Kleber liefern.

Die Plattwurmart Macrostomum lignano wurde vom Innsbrucker Biologen Peter Ladurner und seinen Kollegen an einem Strand in Lignano (Italien) entdeckt und 2005 als neue Art beschrieben.

Plattwürmer

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Die winzigen Plattwürmer unter dem Mikroskop

Der Plattwurm lebt zwischen den Sandkörnern im Brandungsbereich. Um nicht vom Wasser mitgerissen zu werden, „können sie sich an jeder beliebigen Oberfläche festhalten und wieder loslösen und das mehrmals in der Sekunde,“ erklärt Ladurner. Das unterscheidet die Plattwürmer beispielsweise von Seesternen, bei denen dieser Prozess viel langsamer vonstattengeht. Man wollte also herausfinden, was die Würmer produzieren, um sich so schnell anheften und wieder lösen zu können.

Peter Ladurner

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Peter Ladurner

130 Klebeorgane identifiziert

Bis heute gelang es den Forschern an der Schwanzspitze der winzigen Tiere insgesamt 130 Klebeorgane zu identifizieren. Diese bestehen aus je drei Zellen, einer Haltezelle, einer Klebezelle und einer Loslöszelle. Dabei habe man auch die Eiweißstoffe identifiziert, die als Kleber fungieren. Da die Tiere allerdings nur durchschnittlich einen Millimeter groß sind, produzieren sie so wenig Material, dass sich dieses nicht direkt sammeln lässt.

Daher greift Ladurner auf eine Genanalyse zurück und konzentriert sich dabei auf jene Gene, die am Schwanzende des Wurmes aktiv sind, mit dem sich die Tiere anheften. Durch die Untersuchung der Gene könnte es möglich werden, einen biologischen Klebstoff zu entwickeln, der im medizinischen Bereich eingesetzt werden könnte. Damit wäre es etwa möglich, bei einer Operation offene Arterien mit einem Pflaster zu verschließen.

Forschung auch an Manteltieren

„Nicht nur an Plattwürmen, auch an Manteltieren wird geforscht“, sagt Ute Rothbächer vom Institut für Zoologie Innsbruck. Diese Tiere leben entweder frei schwebend im Wasser (planktonisch) oder als „sesshafte“ Tiere am Meeresboden. Letztere kleben auch an Steinen und Booten. Das sei ein negativer Faktor für die Wirtschaft, weil dadurch die Boote langsamer werden.

Plattwurm unter Elektronenmikroskop

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Plattwurm unter dem Elektronenmikroskop

Die Forschung an der Universität Innsbruck erfolgt im Rahmen des europäischen Forschungsnetzwerks COST.

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