Nazi-Gründe: Handl fordert volle Aufarbeitung

Der Speckerzeuger Handl hat die Aufarbeitung rund um die Haiminger Gründe abgeschlossen, so das Unternehmen am Mittwoch. Das Areal, das vorher der TIWAG gehörte, sei Bauern von den Nazis abgepresst worden. Jetzt sei die TIWAG am Zug, so Handl.

Es geht um die „Beinkorbwiesen“ in Haiming. Diesen 200.000 Quadratmeter großen Grund bekam die Tiroler Energiegesellschaft TIWAG vor Jahren von einer Vorgängergesellschaft übereignet. Es ist ein geschichtlich belasteter Boden, denn darauf befand sich auch ein Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager der Nazis.

Erben ehemaliger Grundbesitzer fordern Flächen zurück, da die Gründe unter Nazi-Druck abgepresst worden seien - mehr dazu in Bauern fordern von TIWAG Grundstücke zurück. Rund die Hälfte des Areals erwarb die Speckfirma Handl 2016.

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Firmenchef Karl Christian Handl

Die Firma Handl investierte 250.000 Euro für Abbruch- und Demontagearbeiten. Die Ausgrabungen kosteten 50.000 Euro. Nun seien Land, TIWAG und BDA am Zug.

Aufarbeitung der Geschichte mit Bundesdenkmalamt

Aufgrund mittlerweile internationaler Medienberichte ist die Causa nicht nur für die TIWAG, sondern auch für die Firma Handl eine unangenehme Sache. Deshalb ging man daran, die Geschichte des Areals zusammen mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) aufzuarbeiten. Dabei wurde eine Reihe von Überresten dokumentiert. Fundamente eines bisher rätselhaften Baus mit einem großen Keller wurden als Schulgebäude identifiziert. Der Keller könnte künftig auch für die historische Dokumentation genutzt werden.

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Kleines Dokumentationszentrum

Der ausgegrabene Keller biete sich als Dokumentationszentrum an. Dort könnte man Fundstücke oder Bilder Schülern und damit die Geschichte in dieser Region zeigen.

Die Firma Handl betonte am Mittwoch nochmals, dass das ehemalige Nazi-Arbeitslager nicht auf dem Areal war, auf dem die neue Speckproduktion errichtet werden soll.

Handl-Baustelle in Haiming

ORF

Die Baustelle in Haiming für den dritten Handl-Produktionsstandort

TIWAG will Archive für Aufarbeitung öffnen

Unabhängig kündigte TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser an, die Nazi-Vergangenheit des Landesenergieversorgers historisch aufarbeiten zu lassen. Dafür würden die TIWAG-Archive geöffnet. Allerdings wolle man das nicht in zeitlichem Zusammenhang mit dem laufenden Verfahren der Erben in Haiming tun.

Platter will Landesregierung befassen

LH Günther Platter (ÖVP) will die Landesregierung in ihrer nächsten Sitzung am Dienstag mit der Frage der historischen Aufarbeitung des Themas „Zwangsarbeiterlager Haiming“ befassen. Er wolle, dass „bei diesem sensiblen Thema alle Fragen seriös von Experten bearbeitet werden und volle Transparenz herrscht“, so Platter.