Interview in russischem TV: Kritik an FPÖler

Ein Interview des Tiroler FPÖ-Klubdirektors Johann Überbacher mit dem russischen Fernsehsender Russia Today zu den sexuellen Übergriffen zu Silvester und zur Flüchtlingspolitik sorgt für Kritik des Wirtschaftsbundes. Dieser sieht einen Schaden für den Tourismus.

Überbacher war bei dem Gespräch mit dem vom russischen Staat finanzierten Auslandssender aus Innsbruck zugeschaltet und legte dabei - in eher holprigem Englisch - die bekannten Hauptkritikpunkte der Freiheitlichen an der Flüchtlings- bzw. Migrationspolitik dar.

Screenshot Interview Überbacher in Russia Today

youtoube

Während Überbachers Ausführungen wurden immer wieder Bilder von Flüchtlingen an Österreichs Grenzen aus dem Jahr 2015 eingespielt. Mittlerweile kursiert der Beitrag des russischen Fernsehens im Internet.

Auch ein Ausschnitt einer Rede des Dritten Nationalratspräsidenten und Ex-FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer wurde gezeigt. Das Video machte in den Sozialen Netzwerken flugs die Runde - inklusive hämischer Kommentare. Auf YouTube verzeichnete es bis Montagnachmittag über 47.000 Aufrufe.

Wirtschaftsbund sieht „Niveaulosigkeit“

Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl (ÖVP) verlangte am Montag in einer Aussendung „Konsequenzen“ und forderte FPÖ-Klubobmann Rudi Federspiel als „erfahrenen Touristiker in den Reihen der FPÖ Tirol“ auf, „Ordnung zu machen“. „Was sich der Möchtegern-Spindoktor der FPÖ Tirol hier auf Russia Today geleistet hat, ist an Niveaulosigkeit kaum zu überbieten. Tirol ist und bleibt ein weltoffenes Land der Gastgeber, in dem Gäste aus aller Herren Ländern willkommen sind und in dem die Gesetze eines Rechtsstaats gelten - auch für jene, die dieses Gastrecht missbrauchen“, polterte der VP-Wirtschaftsbundchef. Man sei „kein Flüchtlingslager und schon gar kein Land, das droht im Chaos zu versinken“, so Hörl.

Parteichef: Sanktionen schaden, nicht Interviews

Hörl rief mit seiner Kritik den Tiroler FPÖ-Parteiobmann Abwerzger auf den Plan. „Nicht Interviews schaden, sondern die EU-Sanktionen (gegen Russland, Anm.), die die ÖVP auch mitgetragen hat, schaden den Beziehungen Österreichs zu Russland“, meinte Abwerzger. Der FPÖ-Landesparteichef verwies darauf, dass er selbst drei Interviews mit russischen Medien geführt habe.

„Gerade Hörl ist jemand, der, wenn er auch nur eine Kamera vermutet, sofort lauthals ‚hier‘ schreit“, so Abwerzger in Richtung des ÖVP-Politikers. Die Vorfälle in Innsbruck seien „mehr als alarmierend“ gewesen, und die Öffentlichkeit habe ein berechtigtes Interesse daran, dass diese aufgeklärt und verhindert würden.

Eine Reise von hohen FPÖ-Funktionären nach Russland und ein Treffen der Delegation dort mit Putin-Vertrauten sorgten jüngst für Kritik - mehr dazu Streit über Russland-Reise der FPÖ (ORF.at, 19.12.2016).