LH-Vorsitz: Platter mit großen Vorhaben
Tirol übernimmt mit 1. Jänner den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz. Die offizielle Übergabe des Vorsitzes von der Steiermark an Tirol erfolgt am 9. Jänner. Für 11. und 12. Mai ist eine LH-Konferenz in Alpbach fixiert.
Mindestsicherung: Platter will gemeinsamen Linie
Platter will dabei sondieren, ob in Sachen Mindestsicherung nicht doch noch Chancen auf eine große Lösung bestehen. Denn ein Fleckerlteppich würde einen Mindestsicherungstourismus zweifellos begünstigen. Unter den jetzigen Bedingungen scheine eine gesamtösterreichische Lösung kaum noch durchsetzbar, so Platter.
Aus Tiroler Sicht werde man aber nichts unversucht lassen, um zumindest mit den Nachbarbundesländern zu einer gemeinsamen Linie zu kommen. Diesbezüglich stehe man bereits mit Vorarlberg und Salzburg in engem Kontakt. Es dürfe nicht sein, „dass Asylberechtigte sich den Aufenthaltsort nach der Höhe der Mindestsicherung aussuchen können“, argumentierte Platter.
Arbeitsappell an Bundesregierung
Für die Koalition auf Bundesebene sollte 2017 ein „Arbeits- und kein Wahljahr" werden. Diesbezüglich ortete Platter bei der Bundesregierung aber einen grundsätzlichen Willen. Das neue Jahr sollte energisch“ angegangen werden „denn, wenn ein Motor einmal läuft, dann stoppt er nicht einfach von alleine“, sagte Platter.
In diesen turbulenten Zeiten sei es von größter Bedeutung, dass die Bundesregierung die Divergenzen beiseite legt und für die Interessen der Bürger eintrete. „Jetzt heißt es nach vorne schauen, arbeiten, denn es stehen große Herausforderungen vor uns“, so Tirols Landeshauptmann.

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LH Hans Niessl, LH Peter Kaiser, LH Erwin Pröll, LH Josef Pühringer, der Vorsitzende der Landeshauptleute Konferenz LH Hermann Schützenhöfer, LH Wilfried Haslauer, LH Günther Platter, LH Markus Wallner und Bgm. Michael Häupl bei der Landeshauptleutekonferenz in Graz
Vorsitz unter dem Motto „gemeinsam entscheiden“
Platter stellt daher seinen Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz unter das Motto „gemeinsam entscheiden“. „Dieses Angebot lege ich an die Bundesländer und ganz besonders auch an die Bundesregierung und auch die Europäische Union“, meinte er. Gemeinsam bedeute immer auch ein „Umgang auf Augenhöhe“. „Wir sind jedenfalls dazu bereit“, so Platter.
Steuerautonomie weiteres Thema Platters
Neben den Themen Bildung und Sicherheit will Platter während seines Vorsitzes in der Landeshauptleutekonferenz auch den Themenkomplex Steuerautonomie behandelt wissen. Platter, der sich wiederholt als Verfechter einer Steuerautonomie für Bundesländer geoutet hat, wird dieses Thema unter seinem LH-Vorsitz „deutlich ansprechen“. Er sei überzeugt, dass es notwendig und richtig sei.
„Klar definierte Zuständigkeiten mit der Möglichkeit, dafür auch die notwendigen Einnahmen eigenverantwortlich einheben zu können, das führt zu Effizienz und belohnt die, die gut wirtschaften“, argumentierte Platter. Zudem werde damit auch das „Vorurteil widerlegt“, dass die Bundesländer nur Geld ausgeben, aber nicht die Verantwortung für eigene Steuereinnahmen übernehmen wollen.
Platter will Anstoß für Diskussion geben
In dieser Frage sei allerdings nicht mit einer raschen Lösung zu rechnen, schließlich bedürfe es dabei eines totalen Umbaus des Steuersystems, räumte Platter ein, der dem Diskurs darüber neuerlich einen Anstoß geben möchte. Auch in der Schweiz habe die Diskussion 15 Jahre gedauert.
Das Ziel müsse jedenfalls sein ganz oder gar nicht. „Nur darüber zu reden, den Ländern die Kompetenz über Grundsteuern oder ein paar Zehntelprozentpunkte bei der Einkommensteuer zu geben, dafür bin ich nicht zu haben“, meinte er.
„Tirol mit hoher Glaubwürdigkeit“
Hinsichtlich der Themen Föderalismus und Stärkung des ländlichen Raumes habe Tirol eine „hohe Glaubwürdigkeit“. Etwa beim Ausbau der Breitbandinfrastruktur könne das Bundesland einiges vorweisen. Insgesamt habe man hier - lange bevor der Bund mit Förderungen aktiv geworden sei - 50 Mio. Euro für schnelle Datenautobahnen zur Verfügung gestellt. „Schnelles Internet ist heute eine Standortfrage wie früher der Bau von Straßen“, erklärte Platter.

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Günther Platter im Gespräch mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ)
Bildungsreform soll endlich umgesetzt werden
Beim Thema Bildung müsse es gelingen, die vor über einem Jahr in „zähen Verhandlungen vereinbarte Bildungsreform“ endlich umzusetzen, betonte Platter, der in Teilbereichen wie der Schulautonomie „Chancen auf eine Einigung“ sah. In anderen Fragen wie der Behördenstruktur sei man derzeit aber weiter von der paktierten Lösung entfernt als bei der Grundsatzeinigung vor einem Jahr, konstatierte Tirols Landeshauptmann.
“Subjektives Sicherheitsgefühl ernst nehmen“
Nicht zuletzt angesichts des Anschlags in Berlin zeige sich wie wichtig das Thema Sicherheit ist, meinte Platter: „Obwohl unser Land davon bisher verschont geblieben ist, ist in der Bevölkerung eine steigende Verunsicherung zu spüren“. Dabei spiele auch die Migrationsfrage eine Rolle. Wesentlich sei das „subjektive Sicherheitsgefühl“, so Platter: „Das müssen wir ernst nehmen und alles tun, um den Menschen Sicherheit zu geben“.