Schmetterlingsparadies in Brandenberg

Das Tiroler Brandenbergtal ist ein Tummelplatz für mehr als 800 Schmetterlingsarten. Das belegt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der österreichischen Bundesforste. Etwa ein Viertel der dort entdeckten Schmetterlinge gilt als gefährdet.

Augsburger Bär, Spanische Fahne, Ulmen-Zipfelfalter oder Gelber Hermelin – trotz ihrer auffällig klingenden Namen sind viele der heimischen Schmetterlingsarten selten geworden.

Dreijährige Forschungsarbeit

Die Insektenarten konnten in aufwendiger, dreijähriger Forschungsarbeit von Experten nachgewiesen werden. „Unsere Wälder im Brandenbergtal sind wahrlich ein Hotspot der Artenvielfalt“, so Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste. Die Bundesforste bewirtschaften die Wälder rund um Brandenberg, das im Rofangebirge liegt.

Tiefenbachklamm

Kurt Lechner

Im gesunden Ökosystem der Tiefenbachklamm gedeihen Schmetterlinge besonders gut

„Die Studie belegt somit, dass naturnah bewirtschaftete Wälder höchst wertvolle Lebensräume zur Förderung der heimischen Artenvielfalt bilden“, sagte Freidhager. Durchgeführt wurde die Studie von den Schmetterlingsforschern Kurt Lechner und Alois Ortner, ergänzt durch Daten mit Neufunden von Peter Huemer vom Tiroler Landesmuseum. Weitere Unterstützung erfolgte von EU, Land Tirol und dem Naturschutzbund Österreich.

Forscher sind hellauf begeistert

Zahlreiche Schmetterlingsfunde werden von den Wissenschaftlern als „sensationell“ bezeichnet. So wurde der bisher nur aus Finnland bekannte Grasminierfalter (Elachista deriventa) zum ersten Mal in Mitteleuropa nachgewiesen. Erstmals in Westösterreich konnten die Forscher sechs Schmetterlingsarten beobachten. Weitere zwölf Arten waren vorher noch gar nicht aus Tirol bzw. Nordtirol bekannt.

Jede vierte aller im Brandenbergtal gezählten Arten gilt bereits als äußerst selten und findet sich auf den Roten Listen. Umso erfreulicher sei es, dass der seit Langem verschollene Trauerspanner (Baptria tibiale) - eine Nachtfalterart, die in feuchtwarmen, lichten Laubwäldern lebt - wiederentdeckt werden konnte. Dass auch europaweit geschützte Arten im Brandenbergtal einen idealen Lebensraum finden, zeigten etwa Nachweise des Gelbringfalters (Lopinga achine), des Quendel-Ameisenbläulings (Maculinea arion) und der Spanischen Fahne (Euplagia quadripunctaria).

Die Laub- und Nadelwälder des Brandenbergtals gelten botanisch als besonders vielfältig an unterschiedlichen Baumarten, Kräutern und Gräsern. Neben Waldrändern und Lichtungen haben sich der natürliche Schluchtwald entlang der Tiefenbachklamm, Unterer und Oberer Kaiserboden sowie der lichte Kiefernwald an der Weißach-Mündung als ideale Lebensräume erwiesen.

Schmetterlinge als Luftgütemesser

Die in mehreren Arten und teils großer Anzahl nachgewiesenen Flechtenbärchen belegen die hohe Qualität der Luftgüte im Brandenbergtal. Wie kaum eine andere Organismengruppe gelten Schmetterlinge als geeignet, um Vielfalt und Gesundheit eines Waldökosystems zu bestimmen. Sie ernähren sich in ihren Wachstumsstadien nicht nur von Gehölzen, Kräutern und Gräsern, sondern auch von Farnen, Moosen, Flechten, Pilzen, Algen, lebendem oder totem Holz und abgestorbenen Pflanzen auf dem Waldboden.

Schmetterling

ÖBf-Archiv/F. Kovacs

Beleuchtete Leinwand zum Anlocken nachtaktiver Arten in der Tiefenbachklamm

Tausende Schmetterlinge akribisch dokumentiert

Über einen Zeitraum von drei Jahren konnten die Forscher viele tausend Schmetterlinge akribisch dokumentieren. Tagaktive Arten wurden visuell bzw. durch Fang mit dem Schmetterlingsnetz bestimmt. Nachtaktive Arten lockten die Forscher mit unterschiedlichen Lichtquellen und Ködermischungen aus Rotwein und Zucker zur Identifizierung an. Der Lockstoff, der besonders anziehend auf Nachtfalter wirkt, wurde in der blütenarmen Zeit im Herbst auf Baumstämme aufgetragen. Raupen wurden tagsüber oder nachts mit Taschenlampen gesucht. Bei schwer oder mit dem freien Auge gar nicht zu bestimmenden Arten führten die Forscher zusätzliche mikroskopische Untersuchungen durch.

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