Für und Wider bei Gletscherfusion

Für Diskussionen sorgt der geplante Zusammenschluss von Ötztaler und Pitztaler Gletscher zum weltweit größten Gletscherskigebiet. Zum Zankapfel könnten unter anderem die von den Betreibern geplanten neuen Pisten werden.

120 Millionen Euro wollen die Betreiber für den seit Jahren diskutierten Zusammenschluss ausgeben. Dafür weichte die Tiroler Raumordnung bereits 2005 den Gletscherschutz um das Gebiet des Linken Fernerkogels auf. Nun wähnt man sich bald am Ziel.

Der Zillertaler Unternehmer Friedl Wetscher ist einer der Hauptgesellschafter der Pitztaler Gletscherbahnen GmbH. Gegenüber dem ORF Tirol sagte er, man rede schon 20 Jahre darüber, jetzt habe man sich mit den Ötztalern geeinigt, und alle stünden dahinter. „Das schreit nach einem Zusammenschluss. Das Ötztal ist ja in Sichtnähe oder Greifnähe da, und man fragt sich, warum man das Projekt nicht schon längst gemacht hat.“

Chefs erwarten 15 Prozent mehr Umsatz

Sowohl Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, als auch Hans Rubatscher, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahnen, bezeichnete den Zusammenschluss als „einmalige Chance“ für die Region. Mit der Verbindung der Skigebiete sei eine touristische und wirtschaftliche Aufwertung verbunden. Langfristig erwarteten die beiden Unternehmer eine Umsatzsteigerung für die Bergbahnen von bis zu 15 Prozent.

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In diesem Gebiet soll der Zusammenschluss verwirklicht werden

Rubatscher nannte die Fusion die einzige Möglichkeit, eine stagnierende Region zu stützen und die Besiedelung in den Tälern aufrechtzuerhalten: „Es gibt keine andere Möglichkeit als den Tourismus“, so Rubatscher. Und der Trend gehe nun einmal zu Großraumskigebieten: „Je größer, desto besser, die Leute wollen Abwechslung.“ Für die Planung habe man bereits zwei Millionen Euro auf den Tisch gelegt.

Für Wetscher neue Pisten ein Muss

Die 7.500 Seiten umfassenden Projektunterlagen wurden Ende Juni beim Land zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Drei Seilbahnen, eine Bergstation, ein 600 Meter langer Tunnel und 64 Hektar neue Pisten sieht die Variante vor. Die Pisten sind allerdings bei den Grünen sehr umstritten. Eine andere Variante, nämlich ohne Pisten, komme nicht infrage, betonte Wetscher. 90 Prozent der Investitionssumme zahlt die Pitztaler Seite. Beide Bergbahnen erwarten sich durch den Zusammenschluss ein kräftiges Umsatzplus in zweistelliger Millionenhöhe.

Umweltanwalt fürchtet um Lebensräume

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer zeigte sich wenig erbaut über die Pläne der Bergbahnen im ohnehin sensiblen Gletschergebiet. Er befürchtet nicht rückgängig zu machende Eingriffe in die Natur im Hochgebirgsraum. Es seien in dieser Höhe - 2.500 bis über 3.000 Meter - Auswirkungen zu erwarten, die in menschlichen Zeiträumen nicht mehr wiederherstellbar sind. Da gehe es um derzeit noch völlig natürliche Lebensräume.

Umweltbundesamt teilt Kostenzers Bedenken

Den völligen Verlust hochwertiger natürlicher Lebensräume befürchtet auch das Umweltbundesamt in Wien in seiner aktuellen Stellungnahme. Das Amt, das dem Ministerium unterstellt ist, geht davon aus, dass die Bergbahnen noch einige Unterlagen nachzureichen haben.

Ob noch etwas nachzureichen ist, prüft derzeit das Land. Politisch zuständig ist Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Jetzt seien Expertinnen und Experten am Zug, um die zahlreichen Unterlagen einzuschätzen. Wenn alles vollständig vorliege, werde die Umweltverträglichkeitsprüfung eröffnet, „das Ganze wird öffentlich und transparent abgewickelt werden“, so Felipe.

Im schwarz-grünen Koalitionsübereinkommen ist das Projekt Zusammenschluss der Skigebiete Ötztal und Pitztal paktiert. Gestritten wird aber noch darüber, in welcher Weise es den Zusammenschluss geben wird, mit oder ohne Pisten.

Opposition weitgehend für Projekt

Impuls-Tirol Obfrau Maria Zwölfer ist grundsätzlich dafür, möchte allerdings den 12. August abwarten, da wird das Projekt dem Klub präsentiert.

Für die Liste Fritz ist das Projekt ein Test für die Glaubwürdigkeit der schwarz-grünen Regierung. Wolle sie keine Skiabfahrten, müsse sie das beschließen.

Für FPÖ-Chef Markus Abwerzger ist das Projekt politisch entscheidungsreif. Auch der Tiroler SPÖ Vorsitzende, Ingo Mayr, bekannte sich bereits klar zur Gletscherehe mit Pisten.