Eisschmelze kann Klima in Europa ändern

Das Abschmelzen des Eispanzers auf Grönland könnte das Klima in Europa tiefgreifend ändern. Tiroler Forscher untersuchten mit Kollegen anderer Länder die Auswirkungen des Abschmelzens eines anderen Eispanzers auf das Klima vor 10.000 Jahren.

So wie heute der Eispanzer auf Grönland schmilzt, so schmolz vor 10.000 Jahren der nordamerikanische Eispanzer, der große Teile des heutigen Kanada bedeckte. Mit Hilfe von Tropfsteinen aus Höhlen in Nordwestmarokko und Westdeutschland versuchten Forscher von der Universität Innsbruck und Kollegen aus Deutschland und Marokko das Klima zurzeit der Schmelze des nordamerikanischen Eisschilds zu rekonstruieren.

Klimaarchiv Tropfstein

Wissenschafter nutzen Tropfsteine als Klimaarchive, das Verhältnis bestimmter Sauerstoff-Isotope spiegelt die früheren Niederschlagsverhältnisse wieder.

Vor 10.000 Jahren anderes Klima

Dabei entdeckten die Forscher, dass in der Zeit der Schmelze das Eisschilds vor 11.700 bis vor 8.000 Jahren in Deutschland und Marokko zur gleichen Zeiten entweder viel oder wenig Niederschlag fiel. Danach änderten sich die Verhältnisse wieder - und auch heute ist es so, dass es bei einem feuchten Winter in Nordwesteuropa in Nordwestafrika in der Regel trocken ist und umgekehrt. Bestimmend für die Verteilung der Niederschläge im Winter ist die „Nordatlantische Oszillation“, so werden die Schwankungen des Luftdruck-Gegensatzes zwischen dem Azorenhoch und dem Islandtief bezeichnet.

Klimasimulationen am Computer konnten zeigen, dass nur eine Kombination aus der Wirkung des nordamerikanischen Eisschildes auf die Atmosphäre und die des Schmelzwassers auf das Meer die positive Korrelation der Niederschläge in Marokko und Deutschland erklären kann, sagt Stephan Dierich, der die Simulationen am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven auswertete.

Voraussagen nur schwer möglich

Der Geologe Christoph Spötl von der Universität Innsbruck sagt, wenn sich in Zukunft das Abschmelzen des Grönlandeises massiv beschleunigen sollte, könnte es ein ähnliches Szenario wie vor etwa 10.000 Jahren geben, als es in Deutschland und Marokko entweder gleichzeitig regnete oder gleichzeitig trocken war.

Allerdings gebe es entscheidende Unterschiede zwischen den klimatischen Gegebenheiten im frühen Holozän und der Gegenwart, sodass man nur schwer voraussagen könne, ob und wie die Nordatlantische Oszillation tatsächlich beeinflusst werden wird, so die Forscher. „Entscheidend wird die Menge des Schmelzwassers sein, vor allem aber die Geschwindigkeit, mit der das Abschmelzen vonstatten geht“, sagt der Tiroler Geologe Christoph Spötl.

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