Tourismus-Gutachten gegen Sellrain-Silz

Der Tourismusverband Stubai hat sich am Donnerstag mit einem Experten gegen die geplanten Wasserableitungen in Position gebracht. Das „Abzapfen“ des Stubaier Wassers für das Kraftwerk Sellrain-Silz gefährde den örtlichen Tourismus.

Der Tiroler Energieversorger Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) plant für die Erweiterung des Wasserkraftwerks Sellrain-Silz, teilweise Wasser aus den Stubaier Bächen zu nutzen – Mündliche UVP-Verhandlung für Tiwag-Projekt. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ist derzeit ruhend gestellt.

Experte: „Tiwag-Unterlagen unvollständig“

Der Tourismusverband Stubai hat den Tourismusforscher Christian Baumgartner mit einem Gutachten beauftragt. Dieser kommt darin zu dem Schluss, dass die Behörde für die UVP wesentliche fachliche Quellen nicht genutzt habe. „Verschiedene Einflüsse wurden nicht untersucht und Auswirkungen auf den bedeutenden Wirtschaftsfaktor Tourismus qualitativ und quantitativ nicht ausreichend dargestellt“, so Baumgartner. Der Amtsgutachter habe sich nicht einmal die Mühe gemacht, die strategischen Konzepte des Tourismusverbandes zu berücksichtigen, kritisiert der Tourismusverband.

Bäche für Sommertourismus entscheidend

Für Sepp Rettenbacher, den Obmann des Tourismusverbandes Stubai, sind Bäche und Wasserfälle wichtig, da 40 Prozent der Nächtigungen auf den Sommer entfallen. Man habe 1,5 Millionen Euro in den WildeWasserWeg gesteckt, wenn dort kein Wasser mehr fließe, sei alles umsonst gewesen, so Rettenbacher. Dass – wie die Tiwag argumentiere – nach der Ableitung noch genug Wasser übrig bleibe, sei nur bei viel Überwasser der Fall. Das sehe man, so der Obmann des Tourismusverbandes, beim Alpeiner Bach von der Franz-Senn-Hütte ins Tal. Dort sei bereits das gesamte Wasser ins Kühtai geleitet.

An der Ruetz etabliere sich außerdem seit einigen Jahren der Kajaksport, führte Rettenbacher aus. „Und die Kajakfahrer sagen, dass es ein sehr gutes Gewässer dafür ist. Und dafür brauchen wir das Wasser.“

Schon zweites Gutachten der Kritiker

Im Dezember hatten die Gegner der Wasserableitungen ein limnologisches Gutachten präsentiert, um die Tiwag-Pläne als mangelhaft fundiert zu kritisieren - Stubaier Bäche: Kritik an TIWAG-Gutachten. Im Stubai gibt es massiven Widerstand gegen die Pläne, eine Bürgerinitiative, Alpenverein und Tourismusverband kritisieren das Projekt.