Experte sieht große Umwälzungen bei Banken

Der Tiroler Finanzwissenschafter Jürgen Huber sieht in den nächsten Jahren bedeutende Änderungen auf die österreichische Bankenlandschaft zukommen. Eine eigene Landesbank, wie die Tiroler Hypo, sieht Huber kritisch.

Die Bank Austria muss massiv sparen und schließt zahlreiche Filialen. Damit wird sie aber nicht allein bleiben, in zehn Jahren wird sich die Bankenlandschaft in Österreich und auch in Tirol deutlich verändert haben. Sparprogramme und Fusionen werden ihre Spuren hinterlassen, sagt Univ. Prof. Jürgen Huber vom Institut für Banken und Finanzen der Uni Innsbruck.

Neue Konkurrenz für eingesessene Banken

Eine Bank in erreichbarer Nähe zu haben, könnte in zehn Jahren der Vergangenheit angehören. Nur mehr halb so viele Filialen wie bisher werde es dann geben, sagt Huber. Schon jetzt sei Online-Banking für viele normal. Die neue Generation der 18- bis 35-Jährigen habe kein Problem damit, ihre Geschäfte übers Internet abzuwickeln, meint Huber.

Firmen, die hier attraktive Angebote machten, wie höhere Sparzinsen oder geringere Kreditgebühren, billigeres Asset Management oder billigeren Geldtransfer im Ausland, würden schon jetzt enorm wachsen. Diese Firmen würden viele profitable Scheiben von den jetzt existierenden Banken abschneiden, sodass diese sich enorm schwer tun würden, so groß zu bleiben, wie sie jetzt sind. Insgesamt werde der Bankensektor als Anteil an der Österreichischen Wirtschaft schrumpfen, so Huber.

Mobile Bankfiliale im Lkw

Die heimischen Banken werden sich neue Geschäftsmodelle suchen müssen, und zumindest für viele ältere Kunden bedeutet dies eine Umstellung. Nicht alle Banken würden geschlossen, so Huber. Raiffeisen etwa werde sich auch weiterhin in kleineren Gemeinden halten wollen, aber man denke über andere Lösungen nach, so etwa gebe es Versuche mit mobilen Banken. Da werde ein Lastwagen umgerüstet und fahre ein oder zwei Mal in der Woche in kleinere Siedlungen.

Landesbank für Huber hinterfragenswert

Die Hypo-Landesbanken wurden in Österreich großteils verkauft. Tirol ist eines von zwei Bundesländern, wo es noch eine Hypo gibt, die zu 100 Prozent in Landesbesitz ist. Der Finanzwissenschafter Jürgen Huber sieht das nicht unkritisch, denn der Tiroler Bürger als Steuerzahler sei beteiligt am Erfolg oder Misserfolg, wenn Verluste anfallen würden. „Das ist sicher etwas, was man kritisch hinterfragen und durchdenken sollte, ob das zeitgemäß und sinnvoll ist, dass es Landeseigentum an einer Bank gibt.“