Tiwag verteidigt höhere Netzentgelte

Tiwag-Vorstandsvorsitzender Bruno Wallnöfer verteidigt in einer Aussendung die gestiegenen Netzentgelte der Tiwag-Tochter Tinetz. Er wehrt sich gegen ein Einmischen der Politik. Landeshauptmann Platter setzt unterdessen auf den neuen Tiwag-Vorstandschef ab Jänner.

Wallnöfer schreibt in der Aussendung, dass die Netzentgelte in den vergangenen zehn Jahren in Österreich durchschnittlich um ein Drittel abgesenkt worden waren. Weiters habe die Tinetz eine halbe Milliarde in den Ausbau des Stromnetzes in Tirol investiert. Deshalb sei ihr eine Erhöhung der Netzentgelte zugestanden worden.

Er kündigt für die Zukunft weitere Erhöhungen an: „Anzumerken ist, dass in den kommenden Jahren mit weiteren spürbaren Erhöhungen der Netzentgelte zu rechnen sein wird; dies u.a. im Hinblick auf die anstehenden Großinvestitionen zur Etablierung intelligenter Messsysteme.“

Scharfe Reaktion auf Platters Forderung

Landeshauptmann Günther Platter hatte die Tiwag aufgefordert, den Strompreis weiter zu senken, um die gestiegene Netzentgelte zu kompensieren - mehr dazu in Strompreis wird zum Politikum . Die Tiroler würden sich „zurecht an der Nase herumgeführt“ fühlen. Denn erst vor wenigen Wochen habe die Tiwag angekündigt, den Strompreis zu senken, argumentierte der Tiroler Landeshauptmann: „Ich erwarte mir von der Tiwag, dass sie hier nochmals Berechnungen anstellt, die darauf abzielen, diese Tariferhöhung der Tinetz auszugleichen“.

Das weist Wallnöfer aufs Schärfste zurück. „Die in den Medien kolportierte Überlegung, die von der unabhängigen Regulierungsbehörde E-Control zum 1. Jänner 2016 – im übrigen österreichweit – zugestandenen Anpassungen der Netzentgelte durch eine (weitere) Energiepreissenkung zu „korrigieren“, ist daher systemisch, sachlich und wirtschaftlich völlig verfehlt“, schreibt Wallnöfer.

Kein Platz für Politik

Der Vorstand habe allein, „die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns zu beachten“, so Wallnöfer. Der Aktionär sei nicht befugt, über Angelegenheiten der Geschäftsführung zu entscheiden. "Der Vorstand wird daher seine gesetzeskonforme, pflichtgemäße und österreichweit anerkannte Geschäftsführung fortsetzen und sich zu jedem Zeitpunkt weigern, zum Schaden des Unternehmens zu handeln“, schreibt der Vorstandsvorsitzende weiter.

Die Tiwag hatte angekündigt, ihren Strompreis für Kunden mit Standardverträgen um 0,3 Cent/kWh bzw. rund 5 Prozent zu senken, was ihren Abnehmern 3,5 Mio. Euro Ersparnis im Jahr bringen soll. Gleichzeitig sollen aber die Strom-Netzentgelte 2016 in Tirol um rund zehn Prozent steigen.

Platter setzt auf neuen Vorstandschef

Platter rechtfertigte sich kurze Zeit nach Wallnöfers Aussendung. Er habe den neuen Vorstandsvorsitzenden Erich Entstrasser für 7. Jänner zu einem Gespräch eingeladen, heißt es. Entstrasser löst im Jänner Wallnöfer an der Spitze der Tiwag ab - TIWAG präsentiert neuen Vorstand. Wallnöfer tritt mit Jahresende in den Ruhestand.

Dabei soll die künftige Ausrichtung der Tiwag generell, die gesamte Preisstruktur und eine Strompreissenkung für Haushaltskunden besprochen werden, erklärte der Landeschef.

Mayr: Tiwag führt Platter vor

Der Tiroler SPÖ-Chef Info Mayr sagte in einer Reaktion auf die Aussendung der Tiwag, Eigentümervertreter Landeshauptmann Platter habe den Landesenergieversorger offensichtlich nicht mehr unter Kontrolle, Platter werde von der Tiwag vorgeführt. „Wallnöfer und Co. tanzen der Landesregierung auf der Nase herum.“ Die Tiwag gehöre allen Tirolerinnen und Tirolern, jetzt habe sie Gelegenheit, ihnen unter die Arme zu greifen, das würde auch dem angekratzten Image der Tiwag zugutekommen, so Mayr.