Würdiger Abschied für „Sternenkinder“

Wurden früher Totgeburten oft einfach entsorgt oder beiseite gelegt, bemüht man sich heute um einen würdigen Abschied. In Lienz gibt es ein besonderes Grab für „Sternenkinder“, die den Schritt ins Leben nicht geschafft haben.

Am Friedhof Lienz findet sich ein ganz besonderes Grab. Es ist ein Sammelgrab für Kinder, die den Schritt ins Leben nicht geschafft haben, für die sogenannten „Sternenkinder“. Die Krankenhaus-Seelsorgerin Maria Radziwon sagt, „Sternenkinder“ sei ein sehr alter Begriff, es gebe dafür verschiedene Erklärungsmöglichkeiten. Eine davon sei, dass diese Kinder schon im Himmel angekommen seien und zum Trost für alle leuchten, die zurückgeblieben seien.

Grab für Sternenkinder

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Sammelgrab für Sternenkinder

Im Krankenhaus Lienz weiß man um das sensible Thema. Gemeinsam mit der Abteilung für Gynäkologie ist die Seelsorgerin bemüht Aufklärung und Hilfe zu bieten. Dabei geht es in erster Linie um die Wertschätzung des verstorbenen Kindes, denn vor nicht allzu langer Zeit wurden Totgeburten oft einfach entsorgt.

Ingrid Zittera

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Ingrid Zittera

Die Gynäkologin Ingrid Zittera sagt, man habe im medizinischen Bereich davon gesprochen „es hat jemand ausgestoßen oder es hat jemand abortiert“. Das sei auch gegenüber der Frau so gesagt worden. Für die Frau sei es sehr schmerzhaft, wenn man so davon spreche, „für eine Frau ist es immer eine Geburt“. Jetzt werde es auch anerkannt, dass es eine traumatisierende Erfahrung sei. Aufgabe sei es, die Frauen, aber auch Kinder und Väter nicht durch unachtsame Aussagen noch zusätzlich zu traumatisieren.

Eigenes Kleid für das Sternenkind

Die tot geborenen Kinder wurden vielfach einfach zur Seite gelegt. Das gibt es heute nicht mehr. Gemeinsam mit den Eltern wird das Kind verabschiedet. Der Abschied wird mit Ritualen begreifbar gemacht, sogar mit eigens angefertigten kleinen Kleidern für die Sternenkinder. Maria Radziwon sagt, wenn ein Kind geboren werde, sei es gut, wenn man es halten und angreifen könne. Man habe Einschlagdecken, in die die Kinder gelegt werden, „das macht für die Eltern ein ganz anderes Bild, wenn sie es so angreifen aber auch verabschieden“. Bei der Decke sei ein Andenkenstück dabei, das die Eltern mit nach Hause nehmen können.

Keramikstern in Händen

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Ein Keramikstern als Andenken

Maria Radziwon

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Maria Radziwon

Am Friedhof Lienz zelebriert die Seelsorgerin gemeinsam mit dem örtlichen Bestattungsunternehmen eine Verabschiedung, die feierlich, würdevoll und offen für jeden ist. Der kleine Sarg für das Sternenkind wird kostenlos zur Verfügung gestellt.

Der Bestatter Christian Bergmeister sagt, die Trauerfeier laufe im Endeffekt genauso wie bei anderen ab. Man habe einen Treffpunkt in der Kapelle, einen Trauerzug und es werden auch Glocken geläutet. Auch am Grab gebe es eine Feierlichkeit, „in dem Sinne wird nicht unterschieden“.

Sarg für Sternenkind

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Sarg für ein Sternenkind

Radziwon sagt, das gebe die Möglichkeit fürs Erste abzuschließen. Man habe einen Ort, wo ausgesprochen werde, was passiert ist, wo man gemeinsam betet, trauert und erlebt, dass man nicht alleine ist, mit dem was man mitgemacht hat. Diese Trauerarbeit hilft den Schmerz zu verarbeiten und gibt Kraft für neues Leben.