Pause für Kaunertalprojekt wird zum Politikum

Das Kraftwerksprojekt im Kaunertal beschäftigt in diesen Tagen wieder die Landespolitik. Nachdem die UVP vorerst ruhend gestellt wurde, fühlen sich Kritiker bestärkt. Projektbetreiber Tiwag lässt aber nicht locker.

Die Bürgerinitiative Lebenswertes Kaunertal fordert eine Kehrtwende in der Tiroler Energiepolitik und einen Stopp des geplanten Kraftwerkausbaus. Die Tiroler Freiheitlichen hingegen wollen den raschen Ausbau der Wasserkraft. Sie kritisieren die grüne Regierungspartei, die noch nicht aus ihren „Öko-Schlapfen“ herausgewachsen sei.

Die Abteilung von Naturschutzlandesrätin Ingrid Felipe hat jetzt das Großvorhaben Erweiterung Kraftwerk Kaunertal auf Eis gelegt. "Es liegt in der Schublade und dort liegt es gut und hoffentlich noch lange“, sagt dazu der Grüne Klubobmann Gebi Mair. Es sei Zeit, über bessere Projekte nachzudenken. Dabei ist das Megaprojekt Teil der Energiestrategie 2020 des Landes und steht im Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Landesregierung.

Platter hält am Ausbau fest

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) spricht in einer Aussendung von einem „notwendigen behördlichen Schritt, das UVP-Verfahren für das Kraftwerk Kaunertal ruhend zu stellen.“ Er betont allerdings auch das „öffentliche Interesse am Ausbau des Kraftwerks Kaunertal.“ Die Erweiterung werde weiter verfolgt, da sie ein Kernstück für die Energieautonomie Tirols bis 2050 sei.

„Es ist Aufgabe der Tiwag, mit der Gemeinde Sölden über die Nutzung des Wassers aus Venter und Gurgler Ache zu verhandeln. Ich bin überzeugt, dass man hier zu einer Einigung kommen kann, damit das Verfahren wieder aufgenommen werden kann“, so Platter in der Aussendung.

Hintergrund: Streit ums Wasser

Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer spricht von 1,5 Milliarden Baukosten für den Ausbau des Kraftwarks Kaunertal mit einem zusätzlichen Speicher im Platzertal. Dafür braucht die TIWAG das Wasser der Gurgler Ache aus dem hinteren Ötztal, das sie durch ein 25 Kilometer langes Stollensystem ins Kaunertal überleiten will.

Doch die Gemeinde Sölden will das Wasser der Gurgler Ache selber in einem Kraftwerk abarbeiten und hat mittlerweile gute Karten – mehr dazu in Höchstgericht mischt Karten für Kaunertal neu. Doch die Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal benötigt ebenfalls das Wasser der Gurgler Ache.

Das Land hat derzeit das Projekt schubladisiert – mehr dazu in Land stellt UVP für Kraftwerk Kaunertal ruhend. Andere Entscheidungen müssen abgewartet werden. Zum Beispiel soll aufgrund einer Beschwerde des WWF das Bundesverwaltungsgericht feststellen, ob auch für das konkurrierende Kraftwerksprojekt der Gemeinde Sölden ein UVP Verfahren notwendig ist. Bis dahin darf das Land in der Sache kein Wasserrechtsverfahren durchführen.

Tiwag bewahrt sich Zweckoptimismus

Tiwag-Chef Wallnöfer zeigt sich überzeugt, dass alle Entscheidungen im Sinne der Tiwag positiv ausgehen. Man habe zweifelsohne das bessere Projekt als Sölden und deshalb sei es keine Nachdenkpause, sondern eine Zwangspause - voraussichtlich bis 2016. Dann werde das Verfahren wieder seinen normalen Lauf gehen, glaubt Wallnöfer. Er selbst geht aber mit Jahresende in den Ruhestand und wird dann nicht mehr Tiwag-Chef sein. Einstampfen dürfte allerdings auch unter der neuen Führung nicht in Frage kommen, immerhin sind für das Projekt Erweiterung Kaunertal schon rund 50 Millionen Euro an Vorlauf- und Planungskosten angefallen.