Experten fordern Angstambulanzen

Angststörungen sind Thema der 1. Summer School „Emotion in Motion“ in Innsbruck. Angststörungen sind eine Volkskrankheit, über 100.000 Tiroler sind betroffen. Experten fordern die Eröffnung von Angstambulanzen.

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen in Europa, etwa 61,5 Millionen Menschen sind hier davon betroffen.. Experten gehen davon aus, dass etwa 15 bis 16 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung leiden. In Tirol dürfte es über 100.000 Betroffene geben.

Experten empfehlen Angstambulanzen

Einige Innsbrucker Experten treten für „Angstambulanzen“ zur Behandlung von Angststörungen an Österreichs Universitätskliniken ein. Diese würden eine spezifische Behandlung anbieten und für eine bessere Vernetzung in den niedergelassenen Bereich sorgen, sagte Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Innsbrucker Uni-Klinik für Psychosomatische Medizin, der APA am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz.

Überdies würden solche Ambulanzen den Patienten „Sicherheit geben“, betonte Sperner-Unterweger. Universitätskliniken wären für eine solche „Schwerpunktversorgung“ besonders geeignet, da sie aufgrund der Forschungsarbeit auch am neuesten Stand der Therapien seien. Zudem gelte: Je früher eine spezifische Behandlung vorgenommen werde, umso besser sei die Chancen für einen positiven Verlauf.

Risikofaktoren Unsicherheit und Belastung

Barbara Sperner-Unterweger sagt, die Wahrscheinlichkeit an einer Angststörung zu erkranken sei höher, je größer die Unsicherheitsfaktoren und Belastungen im Alltag sind. Psychosoziale Risikofaktoren würden sich oft in Lebensphasen mit ausgeprägter Veränderung wie der Pubertät oder Adoleszenz finden. Die häufigste Angsterkrankung sei die Generalisierte Angststörung. Besonders belastend würden Patienten auch Panikstörungen erleben, so Barbara Sperner-Unterweger.

Modell eines Gehirns

MUI

Forscher wollen wissen, was im Gehirn bei einer Angststörung passiert

Bei der Summer School lernen derzeit 20 postgraduierte Studierende aus sechs Ländern, was im Gehirn passiere, wenn man fühle oder sich fürchte. Die Organisatorin der Summer School Christine Bandtlow sagt, Innsbruck habe sich für diese Summer School als universitärer Standort angeboten, da sich Forschungsteams an beiden Universitäten mit Emotionen, insbesondere der Angst, auseinandersetzen. Den Neurowissenschaften, ein Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck, komme für die Entwicklung zukünftiger Behandlungsmethoden eine wichtige Rolle zu. „Nur wenn wir verstehen was im Gehirn passiert, dann können wir auch neue Therapieansätze finden.“

Extinktionslernen

Unter Extinktionslernen versteht man ein aktives Umlernen. Neue Verhaltensweisen sollen alte Verhaltensweisen ersetzen.

Neue Therapieansätze

Derzeit versuchen Forscher, die Therapie von Angst zu verbessern. Der Neuropharmakologe vom Institut für Pharmazie Nicolas Singewald erklärt, im Rahmen einer Psychotherapie könne versucht werden, ein Umlernen zu erreichen.

Die Angst bleibe aber im Furchtgedächtnis gespeichert und es komme daher häufig vor, dass Patienten nach einer zunächst erfolgreichen Therapie erneut an einer Angststörung leiden. Singewald und sein Team haben nach eigenen Worten herausgefunden, „was für Mechanismen es braucht, um gestörtes Extinktionslernen zu verbessern“. Mit bestimmten Medikamenten könne das Gedächtnis gefördert werden und auch das Extinktionslernen signifikant verbessert werden.