Zillertaler Milchbauern kündigen Tirol Milch

Am Dienstagabend haben Zillertaler Bauern in Zell am Ziller entschieden, ihre Milch ab Juli 2016 einem Vorarlberger Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Damit könne der Sennerei-Standort in Zell erhalten werden, so die Bauern. Die Tirol Milch hat neuerlich das Nachsehen.

Die Abstimmung der Bauern war mehr als eindeutig: Von 100 Stimmberechtigten haben sich 86 für den neuen Vertragspartner, die „Sulzberger Käserebellen“ ausgesprochen. 128 Landwirte werden damit ab 1. Juli 2016 ihre Milch nicht mehr an die Tirol Milch liefern.

Die Verträge mit der Tirol Milch müssen bis November gekündigt werden, heißt es. Der Pachtvertrag mit den Vorarlberger „Käserebellen“, die sich in deutschem Besitz befinden, soll auf fünf Jahre abgeschlossen werden, erklärte der Obmann der Genossenschaft in Zell Hansjörg Schneeberger: „Wir sind auf jeden Fall an einer langen Zusammenarbeit interessiert“.

Verlust von acht Millionen Kg Milch für Tirol Milch

Die „Sulzberger Käserebellen“ aus Vorarlberg sind ein milchverarbeitender Betrieb, der vorwiegend Käse aus Heumilch herstellt. Aus dem Zillertal werden dafür künftig acht Millionen Kilogramm Heumilch geliefert. Verarbeitet werde die Milch aber in der Sennerei in Zell. Damit könne der Standort der Genossenschaft erhalten werden, zeigte sich Obmann Schneeberger am Mittwoch erleichtert.

Der Grund für die Besorgnis der Bauern über die Erhaltung ihres Genossenschaftsstandorts war der Plan der Tirol Milch, die Verarbeitung im neuen Werk in Wörgl zu zentralisieren - mehr dazu in Tirol Milch: Wörgl wird zum Käsezentrum. Ab November hätte die Milch aus dem Zillertal nach Wörgl gebracht werden sollen. Nur noch wenig wäre für die Zeller Sennerei übriggeblieben, so Obmann Schneeberger. Damit wären Arbeitsplätze und die Struktur im Zillertal weggefallen.

Besserer Milchpreis

Ein „angenehmer“ Nebeneffekt sei zudem, so Schneeberger, dass die Vorarlberger einen besseren Milchpreis zahlen würden. Die „Käserebellen“ bieten mit 42 Cent um vier Cent pro Kilogramm Milch mehr als die Tirol Milch. Außerdem würden die Vorarlberger 2,5 Mio. Euro in den Standort in Zell investieren.

Nicht übernehmen wollen die Vorarlberger die zwei Millionen Kilogramm Silomilch. Davon betroffen sind 17 Zillertaler Bauern. Für sie wolle man eine vertragliche Regelung mit der Tirol Milch erreichen, so Schneeberger.

Tirol Milch: keine Angst vor Dominoeffekt

Der Geschäftsführer der Tirol Milch Stefan Lindner meinte in einer ersten Stellungnahme, dass man habe keine Angst habe, dass weitere Tiroler Bauern abspringen könnten. Das Angebot an die Zillertaler sei fair gewesen. Aber es gebe in der Branche immer ein Kommen und ein Gehen, das sei ganz normal, so Lindner. Die Tirol Milch bleibe mit 3.500 bis 4.000 Milchbauern aus Tirol konkurrenzfähig, meinte der Geschäftsführer am Mittwoch.

Die Tirol Milch ist vor vier Jahren eine Milchehe mit der oberösterreichischen Berglandmilch eingegangen. Man habe sich damit auf das Kerngeschäft konzentrieren können - mehr dazu in TiMi: Weniger Funktionäre, neue Produkte.

Wipptaler liefern nach Südtirol

Mit den Zillertaler Bauern wenden sich nicht die ersten von der Tirol Milch ab. Im Herbst 2013 entschieden 175 Wipptaler Bauern, ihre Milch nach Südtirol zu liefern - mehr dazu in Vertrag fixiert: Wipptaler Milch nach Sterzing.