Heftige Kritik nach Isel-Nominierung

Die Natura-2000-Nominierung der gesamten Isel durch das Land Tirol hat zu heftiger Kritik von Bürgermeistern betroffener Gemeinden geführt. Sie geißelten vor allem eine „mangelnde Dialogbereitschaft“ der Landesregierung.

Der Bürgermeister von Matrei und ÖVP-Bundesrat Andreas Köll zeigte sich gegenüber der APA „enttäuscht und befremdet“ über die mangelnde Dialogbereitschaft der Landesregierung. Seit dem August 2014 habe man mit den betroffenen Osttiroler Bürgermeistern nicht mehr verbindlich gesprochen.

Köll: Osttiroler Tiroler „zweiter Klasse“

Mit den Verantwortlichen in Ischgl sei hingegen sehr wohl gesprochen worden. Dort wurde ein Teil des Piz Val Gronda - zumindest vorläufig - nicht nominiert. „Ohne auf die Tränendrüse drücken zu wollen, aber: Das reiche Ischgl und das arme Osttirol - ich habe das Gefühl, wir sind Tiroler zweiter Klasse“, polterte Köll.

Für den Fall, dass er bei der Gemeinderatswahl am 28. Februar kommenden Jahres erneut das Vertrauen bekommt, kündigte der Bürgermeister eine Volksbefragung in seiner Gemeinde an. Er wolle dabei fragen, wie sich die Gemeindeorgane bei „ungerechtfertigten Ausweisungen“ verhalten sollen. Schließlich seien in Kals Teile vom Schutzgebiet ausgespart worden, obwohl sich dort 45 Prozent der Osttiroler Tamariskenbestände befänden. Nicht einmal die Hälfte sei dort nominiert worden, ärgerte sich Köll.

Im Bereich der Oberen Isel, von den Umballfällen bis zur Matreier Gemeindegrenze, mit null Prozent Anteil Tamariskenbestand sowie in dem Gebiet zwischen Matrei und dem Ortsteil Huben mit lediglich einem Prozent sei es hingegen zu Ausweisungen gekommen. „Das ist Willkür und EU-widrig. Ich glaube nicht, dass das in Brüssel halten wird“, erklärte der Bürgermeister.

Befragungen auch in Virgen und St. Jakob möglich

In Virgen, einer weiteren betroffenen Gemeinde, wird es laut Köll ebenfalls zu einer Volksbefragung kommen - und zwar schon im Herbst. Auch der Bürgermeister von St. Jakob in Defereggen, FPÖ-Nationalrat Gerald Hauser, machte am Dienstag in dieser Hinsicht eine klare Ansage. Da vonseiten der Landesregierung nicht - wie versprochen - mit der Bevölkerung und der Gemeinde gesprochen worden sei, sehe man sich zum „Einholen der Meinung der Bevölkerung“ gezwungen, meinte Hauser in einer Aussendung.

Man werde die Bürger im Rahmen einer Volksbefragung fragen, ob sie für die vom Land angestrebte Ausweisung im Bereich St. Jakob sei oder nicht. „In drei Beschlüssen hatte der Gemeinderat weitere Natura-2000-Ausweisungen in St. Jakob in Defereggen einstimmig abgelehnt. Das hat die Landesregierung ignoriert“, kritisierte der Ortschef weiters.

Lob vom Umweltdachverband

Lob für Schwarz-Grün kam hingegen vom Umweltdachverband. „Damit ist nach jahrelangem Ringen die Basis dafür geschaffen, dass dieser letzte große frei fließende Gletscherfluss der Ostalpen in seiner Dynamik bewahrt wird und repräsentative Lebensräume der Deutschen Tamariske für zukünftige Generationen erhalten bleiben“, erklärte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes in einer Aussendung. Der Dachverband gratulierte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und seiner LH-Stv. Ingrid Felipe (Grüne) zu dieser „längst überfälligen Entscheidung“.

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